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TS 96: Menschen auf fremden Sternen

TS 96: Menschen auf fremden Sternen

Titel: TS 96: Menschen auf fremden Sternen
Autoren: Chad Oliver
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Danach werde ich dich mit Leuten zusammenbringen, die Hughes kennen. Dan ist die Schlüsselfigur der ganzen Angelegenheit. Du hast zwei Wochen Zeit, um dich mit allem vertraut zu machen. Nach Ablauf dieser Zeit werden wir dich ins Jahr 1445 zurückbefördern. Du wirst allein arbeiten müssen. Natürlich werden wir eine Sicherheitsgruppe in Bereitschaft halten, aber du darfst sie nur anfordern, wenn es wirklich unumgänglich ist. Wir können keine große Einheit schicken, denn ein solcher Eingriff würde ein ganzes Zeitalter verändern.“
    Wade sah sich die Aufnahme genau an.
    „Du mußt ihn töten, wenn es gar nicht anders geht“, sagte Chamisso hart.
     
    *
     
    Der Aprilhimmel war wunderbar klar. Wade hatte die automatische Steuerung eingeschaltet und blickte nach unten auf die Felder und Wälder. Er hatte die Akte auf den Knien und ging alles noch einmal sorgfältig durch. Die Einsamkeit, das gleichmäßige Brummen des Motors und die in die Kabine dringenden Sonnenstrahlen, das alles beruhigte ihn. Er dachte an die Vergangenheit, an das Jähr 1445, besonders an die Pferde in Zentralmexiko.
    Jede technische Entwicklung trägt den Keim der Vernichtung in sich, dachte er. Die Verantwortung des Menschen wird immer größer.
    Seit vierzig Jahren gab es Zeitreisen und die damit verbundenen Möglichkeiten und Gefahren.
    Dan Hughes hatte einige historische Werke geschrieben. Wade las sie durch und fand sie sehr vernünftig. Er studierte das Leben des Mannes und fand nichts Außergewöhnliches. Dan Hughes schien ein ganz normaler Mensch ohne besondere Ambitionen zu sein. Wade sah Dan mit den Augen anderer Leute, denn nur so konnte er ein objektives Urteil fällen. Seine Nachbarn, seine Frau, seine Kollegen und Freunde, alle sagten in großen Zügen dasselbe.
    Aber sie irrten sich alle.
    Kein Mensch kannte Dan Hughes richtig. Die Dinge, die nicht in den Akten standen, mußte er, Wade, selber herausbringen.
    Immer wieder sah er sich das dreidimensionale Bild an. Der Mann lächelte wie immer. Nichts war ihm anzumerken, einfach nichts.
    Wade stellte einen neuen Kurs ein und lehnte sich zurück. Er war bereit, das Abenteuer der Reise in eine andere Zeit zu wagen.
     
    *
     
    Die Stadt Columbus beeindruckte ihn nicht sehr. Sie war so leer wie die Nachbarstädte Cincinnati und Cleveland. Nur die nomadisierenden Squatter hatten sich in der verlassenen Stadt eingenistet. Städte waren ein Anachronismus, denn sie bedeuteten klare und leicht zu zerstörende Ziele. Die Drohung einer plötzlichen Zerstörung war. aber nicht allein schuld an der Verödung der Städte; es lag mehr an der neuen Technik. Sonnenenergie, Elektronenrechner, vollautomatische Fabriken machten große Zusammenballungen von Industrien und Menschen überflüssig.
    Die Städte waren aus einer Notwendigkeit heraus geboren. Jetzt, da diese Notwendigkeit nicht mehr bestand, zerfielen sie wieder. Der Wald schob sich in die Straßen, Staub und Sand wurde in die Winkel geweht und gab dem wuchernden Unkraut Halt und Nahrung. Schon standen stellenweise beachtlich große Bäume, deren Wurzeln das Pflaster hochdrückten und Häuser zum Einsturz brachten. Die Städte starben.
    Die Stadt Columbus war eine Ausnahme, denn sie beherbergte die wichtigsten Verwaltungsstellen und deshalb außergewöhnlich viele Menschen.
    Wade landete und suchte Dr. Frederik Clements auf. Frederik Clements war der Vorsitzende der Abteilung Geschichtsforschung.
     
    *
     
    „Was ich über Dan sagen kann?“ Clements faltete seine schlanken Hände. Er ließ deutlich erkennen, wie knapp seine Zeit bemessen war, blieb jedoch höflich und zu jeder Auskunft bereit.
    „Ich kann nicht glauben, daß Dr. Hughes in irgend etwas Ehrenrühriges verwickelt sein soll.“
    „Das habe ich nicht behauptet.“
    Clements lächelte wissend. „Es hat keinen Sinn, Mr. Dryden. Sie sind der dritte Sicherheitsbeamte, der mich über Hughes ausfragt.“
    „Hatten Sie je Schwierigkeiten mir ihm? Es kommt uns auch auf Kleinigkeiten an, Sir.“
    „Niemals. Dr. Hughes war immer ein treuer und pflichteifriger Mitarbeiter. Er war auch in seiner Arbeit niemals aggressiv. Er war nicht berühmt, aber auch nicht sehr ehrgeizig. Auch seine Studenten hatten ihn gern.“
    „Und wie verhielt er sich privat?“
    „Das Privatleben der Mitglieder unserer Universität geht uns nichts an.“
    „Waren Sie mit ihm befreundet?“
    Clements zögerte. „Ich bewundere ihn.“
    „Seine Arbeit oder seine Person?“
    „Beides.“
    „Sie
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