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TS 96: Menschen auf fremden Sternen

TS 96: Menschen auf fremden Sternen

Titel: TS 96: Menschen auf fremden Sternen
Autoren: Chad Oliver
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Sprache. Damit wir uns überhaupt miteinander verständigen können, bringt mir einer der Männer einen sehr vereinfachten Jargon bei. Die Komplexität einer Sprache sagt noch nicht viel über die Komplexität einer Kultur aus, aber doch eine ganze Menge. Merkwürdigerweise ist dieser Jargon aber nicht die Sprache der Eingeborenen, denn sie sprechen sehr kompliziert und für uns unverständlich. Ich fange erst jetzt an, die primitivsten Grundlagen zu begreifen. Die Sprache dieser Leute ist sehr schwer. Sie mußten sie also deshalb vereinfachen, sie unserem Auffassungsvermögen anpassen. Das allein ist eine Ungeheuerlichkeit, die ich nicht begreifen kann.“
    Ashley stieß dicke Rauchwolken aus.
    Bob Chavez rutschte unruhig auf seinem Stuhl herum. Seine Augen hatten einen traurigen Ausdruck, der Ashley beunruhigte. Wo hatte er diesen Ausdruck schon gesehen?
    Ernie nahm seine Wanderung wieder auf. „Wenn schon“, sagte er ungeduldig. „Diese Leute bleiben trotzdem primitive Wilde. Zu der Zigarette möchte ich mich noch nicht äußern. Kommt Zeit, kommt Rat.“
    Martin Ashley lächelte geduldig. „Steck den Kopf in den Sand und du siehst nichts mehr“, sagte er lakonisch. „Ich habe nur meine Auffassung dargelegt. Ich habe mich oft geirrt und kann mich auch in diesem Fall irren. Ich lege dir keinen Stein in den Weg. Geh hinaus und zeige den Leuten das Rad und alle die anderen Wunder der Technik.“
    „Wir reden zuviel“, meinte Bob Chavez müde. „Ich fühle mich nicht wohl.“
    Martin nahm besorgt seine Pfeife aus dem Mund und trat an den jungen Mann heran. Bobs Stirn fühlte sich kalt an, aber schon im nächsten Augenblick fieberheiß.
    „Du mußt dich hinlegen, Bob.“
    Martin und Gallen sahen sich wortlos an. Sie dachten in diesemMoment an das Schicksal der anderen Gefährten. Der Regen hämmerte weiter auf das Dach der Hütte und ließ alles unwirklich erscheinen.
     
    *
     
    Sechs Stunden später ließ der Regen nach. Bob Chavez lag offensichtlich im Sterben. Er war bewußtlos und rührte sich nicht mehr, nur sein Gesicht wurde abwechselnd rot und blaß.
    Die Seuche hatte also erneut zugeschlagen. Martin wußte nur zu gut, was das bedeutete. Sie hatten die Krankheit eingeschleppt. Sie hatten sich schon zu sicher gefühlt. Bob war sehr krank und würde sicher sterben. Das war aber nicht so schlimm. Viel schlimmer war die Gewißheit der Schuld. Ashley und Gallen sagten nichts, doch beide dachten genau das gleiche. Gallen spürte die Symptome. Er konnte sie auch richtig deuten, denn er hatte alles schon einmal durchgemacht. Ashley hatte einundfünfzig Leute daran sterben sehen und wußte alles.
    Ernie Gallen setzte sich auf den Bettrand und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Diesmal geht es schneller“, murmelte er niedergeschlagen.
    Martin befeuchtete seine trockenen Lippen mit der Zunge. Sein Blut pulsierte, und er spürte die ersten Anzeichen des Fiebers, den Schwindel und die Schwäche. Bob Chavez begann zu röcheln.
    Die Nacht kam den beiden Männern unendlich lang vor.
    Nach einigen Stunden beugte sich Ashley über den Sterbenden und hob ihn hoch. Gallen sah erstaunt auf.
    „Was hast du vor?“
    „Ich gehe hinaus.“
    „Bei dem Regen?“
    „Ich will ihn zum Medizinmann bringen.“ Martin fühlte sich elend und konnte kaum noch sprechen.
    Gallen kam taumelnd auf die Beine. „Was soll der Unsinn, Mart? Du willst den Jungen zu einem Zauberdoktor bringen? Du bist verrückt. Das lasse ich nicht zu.“
    „Soll er einfach sterben?“
    „Wir können es nicht ändern.“
    Ashley lächelte wissend. Er konnte plötzlich wieder ganz klar denken. Vorsichtig legte er den jungen Mann wieder aufs Bett zurück und richtete sich auf.
    „Ich kann nicht anders, Ernie“, sagte er und schlug blitzschnell zu. Sein überraschender Schlag traf Gallen am Kinn.
    Ashley achtete nicht auf den am Boden liegenden Gefährten und hob Bob Chavez wieder auf. Es kostete ihn große Mühe, denn auch er fühlte sich elend. Der Boden vor der Hütte war aufgeweicht. Ashley taumelte durch den Schlamm.
    Seine Haare klebten auf der Stirn, sein Anzug war völlig durchnäßt.
    Wo war die Juarez? Er hörte seine eigene Stimme den Notruf sprechen. „Unbekannte Krankheit hat einundfünfzig Mann der Besatzung getötet. Drei Überlebende suchen Zuflucht auf dem vierten Planeten des Carinae-Systems. Die dortigen Verhältnisse sind nicht bekannt.“
    Er lachte auf und blieb ernüchtert stehen. Vor sich sah er Rondols Hütte und im
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