TS 89: Phantom-City
Gedanken der drei Stadtbewohner keinerlei Feindseligkeit gewesen. Im Gegenteil, beinahe eine Aura von Unterwürfigkeit, als wäre er weniger ein Gefangener als ein geehrter und irgendwie sehr wichtiger Gast. Und dann dieser letzte gedankliche Eindruck: vielleicht, wenn man ihn lehrt…
Er sah das heiße Wasser, die Betten, das Essen. Aber da war etwas noch viel Wichtigeres. Es hatte ein Sternenschiff namens Ganymed gegeben, das sie hierhergebracht hatte, ihn und Peter und zwanzig Erdmenschen.
Das war etwas, woran er sich klammern konnte.
Das und die Tatsache, daß ein Sternenschiff von der Größe der Ganymed nicht einfach verschwand und sich in Luft auflöste – weder auf Wolf IV noch irgendeinem anderen Planeten.
Und vor vielen Monaten war ein anderes Sternenschiff namens Planetfall auf diesem Planeten gelandet und auch verschwunden.
Lars wandte sich an Peter.
„Das Essen kann warten. Ich möchte zuerst ein paar Antworten – und zwar gleich.“
„Wenn du ausgeruht bist, werden sie dir vernünftiger erscheinen“, sagte Peter.
„Wo sind diese Schiffe? Wo sind die Männer?“
Peter seufzte und trat an die Wand. Als er sich ihr näherte, begann sie sich aufzulösen wie vorher die Tür. Sie gab den Blick auf ein Panorama der Stadt frei.
„Komm her!“ sagte Peter. „Eine deiner Fragen kann ich ohne Schwierigkeit beantworten.“
Lars trat ans Fenster. Die hellen Lichter der Stadt wirkten auf ihn wie ein Feuerwerk.
„Die Ganymed ist dort unten auf der Rampe“, sagte Peter.
Das Gebilde, auf das er zeigte, wirkte irgendwie massiver als die anderen Gebäude der Stadt. Es enthielt zwei Vertiefungen. Und in den Vertiefungen lagen zwei lange Sternenschiffe, beinahe Zwillinge, Seite an Seite.
Lars hätte die Ganymed in jeder Umgebung erkannt. Das andere Schiff hatte er noch nie zuvor gesehen, aber er wußte ohne Frage, daß es das Sternenschiff Planetfall war.
12.
Als Lars schließlich erwachte, war Peter verschwunden. Lars wußte nicht, wie lange er geschlafen hatte. Als er ins Bett gegangen war, war er zu müde gewesen, um auf die Uhr zu sehen. Das heiße Bad war herrlich gewesen; das Wasser war wie ein Springbrunnen von allen Seiten gekommen, und als er die Duschzelle verlassen hatte, fand er jene federleichte graue Kleidung vor, die die Bewohner der Stadt trugen. Er hatte wie ein Verhungernder gegessen und war zwei Minuten, nachdem er die Augen geschlossen hatte, eingeschlafen.
Jetzt sah er sich in dem Raum um. Von Peter war keine Spur zu sehen, aber der Tisch war bereits wieder gedeckt. Das Essen war völlig fremdartig, aber die Neugierde überwog die Vorsicht, und der pikante Geschmack ließ bald jeden Argwohn vergehen. Etwas, das so gut schmeckte, konnte einfach nicht giftig sein. Die Teller füllten sich automatisch wieder, während er aß, und als er schließlich zu essen aufhörte, verschwanden Speisen, Tisch – einfach alles, und es blieb nur ein leichter, angenehmer Geruch zurück.
Als er Peters Stimme hörte, überkam ihn eine Welle der Erleichterung, und dann trat der Freund durch die Tür, die plötzlich dünn und durchsichtig geworden war.
„Höchste Zeit, daß du endlich aufstehst“, sagte Peter.
„Wo warst du denn?“
„Ich habe meine Lektionen studiert.“
„Was für Lektionen?“!
„Das wirst du schon sehen, denke ich.“ Peter blickte durchs Fenster. „Oh, da sind sie ja immer noch“, sagte er und deutete mit einer Kopfbewegung auf die beiden Schiffe, die immer noch auf ihren Startgestellen lagen.
„Aber wo ist die Mannschaft?“ Ein schrecklicher Gedanke überfiel Lars. „Diese Leute haben sie doch nicht irgendwie assimiliert, oder? Ich meine, in ihrem Gedächtnis herumgesucht, bis sie alles wußten und sie dann …“
„Nein, ganz bestimmt nicht“, sagte Peter. „Die Mannschaft der Planetfall ist am selben Ort wie die der Ganymed – du und ich, wir beide sind die einzigen Ausnahmen.“ Peters Stimme klang resignierend und hoffnungslos.
„Und wo ist das?“
„In einem Gewölbe, das sie unter der Stadt für sie gebaut haben.“
„Du meinst, sie haben sie umgebracht?“
„O nein, sie sind nicht tot. Sie schlafen. Sie werden sorgfältig ernährt und gepflegt, aber man sorgt dafür, daß sie nicht erwachen – meiner Ansicht nach haben diese Stadtleute auch nicht die leiseste Absicht, sie jemals wieder aufzuwecken. Deshalb habe ich dich auch gewarnt, vorsichtig zu sein, denn ich habe so das Gefühl, daß, wenn sie einmal auf die Idee kommen, uns
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