Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 85: Endstation Zukunft

TS 85: Endstation Zukunft

Titel: TS 85: Endstation Zukunft
Autoren: Edmund Cooper
Vom Netzwerk:
würde!
    Einen Augenblick lang dachte er, daß er sich entscheiden könne, ob er den Hörer abnehmen sollte oder nicht. Oder konnte er sich doch nicht für eine der beiden Möglichkeiten entscheiden? Tat er wirklich das, was er tun mußte? Als er den Hörer aufnahm, wußte er, daß er diese Frage unbeantwortet lassen mußte. Er atmete tief ein und ließ das Schicksal seinen Lauf nehmen.
    „Ich möchte mit Dr. Sheridan sprechen.“ Ihre Stimme klang ein bißchen zu hoch und aufgeregt, während sie doch sonst eine schöne Altstimme hatte.
    „Am Apparat“, sagte Dr. Sheridan. „Guten Morgen, Ann! Wir haben uns schon lange nicht mehr gesehen. Wie geht es dir in diesen schlechten Zeiten?“
    „Oh, Richard!“ Sie schien erleichtert zu sein. „Gott sei Dank, daß du es bist. Ich brauche dich ganz dringend! Aber nur, wenn du mir versprichst, daß du nicht wieder den guten Onkel Doktor herauskehrst, der mir beweist, daß meine Befürchtungen überflüssig sind …“
    „Was ich übrigens noch fragen wollte – willst du mich als Arzt oder als Freund sprechen?“
    „Als beides! Richard, hast du sehr viel zu tun?“
    „Nicht zu dieser Jahreszeit. Die Leute sind alle ziemlich gesund. Wenn ich Glück habe, dann kommen heute wieder vier Patienten, die alle nur Kleinigkeiten haben. Es sei denn, es passiert irgendwo ein Unfall …“
    „Gut. Der Unfall bin ich. Ich möchte, daß du so schnell wie möglich zu uns nach Redgrave kommst. Es ist wirklich dringend!“
    Sheridan versuchte die Stimme unpersönlich zu finden, ohne sich das Mädchen vorzustellen, das dazugehörte. Ann – dieses wunderschöne Mädchen, das er einmal geliebt hatte. Er fragte sich, ob er das wohl alles noch einmal durchmachen würde.
    Das alles noch einmal durchmachen! Ein gefährlicher Gedanke. Er konzentrierte sich schnell auf das, was er sagen wollte.
    „Ich schätze, daß ich bis elf Uhr dreißig bei euch sein kann … Worum handelt es sich denn?“
    „Meinen Vater. Ich glaube, daß er allmählich verrückt wird.“
    Er überlegte einen Augenblick. „Vielleicht wird er auch gerade normal. Ein Mann, der den Nobelpreis für Physik bekommen hat, sollte eigentlich das Recht haben, ab und zu normal zu werden. Jetzt erzähle mal, was eigentlich los ist – mit ihm, natürlich.“
    Ann verlor die Geduld. „Richard, zum Teufel, hör endlich auf, den gekränkten Liebhaber zu spielen! Ich brauche wirklich jemand, der mir hilft. Wenn es einen anderen guten Arzt im Umkreis von zwanzig Kilometern geben würde …“
    „Natürlich, natürlich“, unterbrach sie Dr. Sheridan. „Aber ich warte immer noch auf eine Schilderung der Symptome!“
    Ann seufzte.
    „Na schön – Onkel Doktor“, sagte sie schließlich. „Ich bin am Freitag nach Redgrave gefahren. Ich hatte ihn schon längere Zeit nicht mehr gesehen und hatte gerade ein bißchen Zeit zwischen den Proben für das neue Stück. Ich hatte keine Ahnung, daß er sich so verändert hatte! Kannst du dir vorstellen, daß er tatsächlich mit sich selbst redet? Ich glaube, er weiß nicht einmal, ob es Tag oder Nacht ist und ob es draußen regnet oder schneit.“
    „Konzentration“, warf Sheridan ein. „Viele hervorragende Wissenschaftler sind so. Sie konzentrieren sich immer so, daß sie schließlich gar nicht mehr aufhören können.“
    „Aber er vergißt sogar zu essen. Er sitzt einfach da, starrt auf das Tischtuch und murmelt etwas von seiner verdammten Maschine. Ich habe direkt Angst vor ihm!“
    „Was für eine Maschine?“
    „Es ist eigentlich zum Lachen, aber er sagt, daß er an einer Zeitmaschine arbeitet … Jetzt behaupte nur noch, daß er noch ganz da ist!“
    Sheridan überlegte einen Augenblick, was er über Professor Richard Blackmore wußte – über den Mann, den man in einem Atemzug mit Bohr, Heisenberg oder Schrödinger nannte …
    Er hatte ihn zwar schon lange nicht mehr gesehen, aber er erinnerte sich noch deutlich an den Eindruck, den der phänomenale Geist des Professors damals auf ihn gemacht hatte. Damals waren keinerlei Anzeichen für eine derartige Entwicklung zu erkennen gewesen – im Gegenteil, der Professor schien seinen Höhepunkt noch nicht einmal erreicht zu haben.
    Aber das war schon ein Jahr her, und in einem Jahr konnte viel geschehen.
    „Sage doch etwas“, bat Ann. „Sage, daß er verrückt oder senil ist. Sage, daß es harmlos ist … Das mit der Zeitmaschine kann doch nicht sein Ernst sein, nicht wahr?“
    „Ich weiß es offen gestanden auch nicht“, gab er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher