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TS 81: Das Problem Epsilon

TS 81: Das Problem Epsilon

Titel: TS 81: Das Problem Epsilon
Autoren: H. W. Mommers , Ernst Vlcek
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wurde dunkel.
    „Vater ist …!“ Plötzlich erfaßte der Knabe Lokarts Worte in ihrer vollen Tragweite. Er warf sich zur Seite und stürmte an Lokart vorbei auf einen noch intakten Materiesender zu.
    „Halt!“ wollte ihn Lokart aufhalten. „Du kommst zu spät. Es gibt kein Zurück mehr für dich!“
    Zwei weitere Transmitter verblaßten.
    Aber der Junge war schon verschwunden.
    Lokart übermannte fast die Verzweiflung, als er sah, wie sich die anderen Kinder ebenfalls auf ihn zu bewegten. Ganz unvermittelt hob er die Waffe, die er noch immer in der einen Hand hielt.
    „Kommt keinen Schritt näher!“ schrie er. „Ihr kennt die Wirkung dieser Waffe.“ Ihm wurde übel bei dem Gedanken, die Kinder würden auf seine Worte nicht achten. Natürlich würde er nicht schießen. Sie blieben tatsächlich stehen. Doch nicht, um auf demselben Platz zu verweilen, sondern um sich zu formieren. Sie schwärmten aus und näherten sich Lokart in einem Halbkreis.
    Zehn Transmitter waren nun schon verlöscht.
    „Bleibt, wo ihr seid“, forderte er die Kinder wieder auf. „Seht ihr denn nicht, daß die Materiesender der Reihe nach dunkel werden. Aus der Spootenwelt gibt es kein Zurück.“
    Die Kinder kamen näher.
    Elf Transmitter waren schon dunkel.
    „Er ist ein Spion der Spooten!“ schrien da die Kinder wie aus einem Mund. „Ein Spion!“
    Der zwölfte Transmitter verlöschte, blickte sie aus totem, leer gähnendem Maul und dunklen, reglosen Skalen an.
    „Ihr seid doch schon alt genug“, versuchte es Lokart von neuem, „und daher auch intelligent. Ihr müßt doch bemerkt haben, warum ich hier bin: um euch von dieser schrecklichen Welt wegzubringen, um euch auf einen immergrünen Planeten zu führen. Der Krieg mit den Spooten ist zu Ende.“
    „Wir brauchen nicht mehr zu kämpfen?“
    Lokart horchte auf. Hier mußte er einhaken.
    „Nein, ihr braucht nicht mehr zu kämpfen“, sagte er. „Ihr …“
    Nur noch ein Transmitter leuchtete.
    „Er ist ein Spion. Er hat Vater umgebracht!“ schrie Ewika. Mit einer einzigen Drehung ihres Körpers stürzte sie nach vorne, auf den letzten Materiesender zu. Ein kurzes, aber nur momentanes Zögern, und die anderen Kinder stürmten ihr nach.
    Lokart brach innerlich auseinander. Mit einem einzigen Blick über seine Schulter erkannte er, daß die Kinder in ihren Tod rannten. Und genau in diesem Augenblick erlebte er die größte Überraschung seines Lebens. Und taumelte ganz unmilitärisch vor Erleichterung.
     
    *
     
    Der Zwölfjährige kam aus dem Transmitter und zerrte an einem Arm. Die Kinder waren urplötzlich stehengeblieben, wie erstarrt. Dann aber kam Bewegung in ihre Reihen. Mit vereinten Kräften zogen sie Fyr aus dem Materiesender. Dann erfolgte etwas, das Lokart noch mehr in Erstaunen versetzte, als es dies das unvermittelte Auftauchen des Knaben und Fyrs getan hatte: ein Spoote zog an dem anderen Arm des Alten.
    Fyr hielt noch immer die Bombe eng umschlungen. Wahrscheinlich hatte er sich vor dem Knaben zur Flucht gewandt. Das Ticken des Zeitzünders vermischte sich mit seinem rasselnden Atem.
    Die Kinder umringten Fyr. Lokart bahnte sich einen Weg durch sie und zerrte die Bombe aus der Umklammerung des Alten.
    Sein Blick fiel auf das tückische Funkeln des Zeitzünders, und er fühlte, wie seine Hände zu zittern begannen. Was, wenn die Bombe in diesem Augenblick explodierte? Er wagte nicht daran zu denken. Seine ganze Beherrschung aufwendend, zwang er sich, die Hände still zu halten. Die Bombe hatte die Kraft in sich, eine ganze Welt zu zersprengen. Sie war für den äußersten Notfall gedacht. Schnell, ohne einen einzigen Gedanken, entschärfte Lokart die Bombe.
    Fyr stammelte etwas. Seine Augen irrten fortwährend über den Spooten, der mitgeholfen hatte, ihn zu retten. Die ersten Lähmerscheinungen entstanden durch die Einwirkung der giftigen Atmosphäre. „Eine Atemmaske!“ schrie Lokart, und zwei Kinder eilten ins Haus.
    Als Lokart den Kopf hob, sah er, daß auch der letzte der Transmitter verlöscht war.
    Und dann wurde er durch einen unirdischen Schrei hochgerissen. Der Spoote wälzte sich am Boden, stieß sich mit den scharfen Krallen durch den Staub auf den Transmitter zu. Aber es war zu spät; er konnte nicht mehr hindurch.
    Er erhob sich taumelnd, und seine Flughäute peitschten durch die Luft, so daß der Staub aufwirbelte. Noch einmal löste sich ein Schrei aus seinem spitz zulaufenden Rachen, dann stürzte er zu Boden und blieb bewegungslos liegen
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