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TS 81: Das Problem Epsilon

TS 81: Das Problem Epsilon

Titel: TS 81: Das Problem Epsilon
Autoren: H. W. Mommers , Ernst Vlcek
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    Lokart war in Reichweite des Schalters, der die dreizehn Transmitter außer Betrieb setzen würde. Legte er ihn jetzt um, dann würden die Materiesender nie mehr zu gebrauchen sein.
    Der Alte starrte ins Leere.
    In diesem Augenblick warf sich Lokart nach vorne. Noch im Fallen ergriff er den Schalter, spürte, wie dieser nachgab und einrastete. Zur gleichen Zeit gellte ein Schuß durch den Keller. Fyr hatte also doch noch abgedrückt. Aber der Schuß hatte Lokart verfehlt. Er lag am Boden, scheinbar verwundet, und als er vorsichtig den Kopf hob, sah er Fyrs Fuß durch die Tür verschwinden.
    Der Alte hatte die Waffe fallen lassen; sie lag auf einer der oberen Treppen. In seiner Hast, die Wahnsinnstat durchzuführen, hatte er sogar die Metalltür, die in den Kellerraum führte, offenstehen lassen. Lokart konnte den keuchenden Atem des Alten hören; und seine schweren, stapfenden Schritte entfernten sich.
    Er richtete sich auf und wankte mit schmerzendem Kopf ins Freie. Er sah, wie Fyr auf die Transmitter zustolperte. Und dann verfluchte Lokart sich und seine Unachtsamkeit. Obgleich man ihn davon unterrichtet hatte, war ihm nicht rechtzeitig in den Sinn gekommen, daß die dreizehn Transmitter eine Stufenschaltung besaßen. Sie würden also nicht alle zusammen ausgeschaltet werden, sondern einzeln – nacheinander. Der erste Materiesender war schon dunkel. Lokart stürzte einige Schritte nach vorne und schrie: „Kommen Sie zurück, Fyr, ehe es zu spät ist!“
    „Verräter!“ brüllte der Alte als Antwort und hob die Bombe hoch.
    Lokart, der die Waffe aufgehoben hatte, stand unschlüssig vor dem Haus. Sollte er schießen? Dann würde der Alte sterben, oder aber gar die Bombe explodieren. Und das hieße, den Stützpunkt, die Kinder, den Alten und sich selbst zu vernichten. Noch als er diesen Gedanken erwog, löste sich ein irres Lachen aus der Kehle des Alten, das erst endete, als er in einem der Transmitter verschwand.
    Lokarts Entschluß kam zu spät. Der Schuß explodierte im Transmitterfeld.
     
    *
     
    Die Morph-Kinder hatten keinen ruhigen Schlaf. Sie benötigten die Ruhe, aber fanden sie nicht. Der böse Mensch irritierte sie.
    Und dann, nach welcher Zeitspanne vermochten sie nicht zu sagen, hörten sie die Detonation. Sie schreckten hoch. Sie lauschten. Schritte, Stimmen. Noch eine Detonation und – sie wurden vollends wach.
    Fast gleichzeitig rissen sie ihre Atemmasken herunter, warfen die Nährschläuche zur Seite.
    Sie sahen einander an, sprachen kein Wort. Ihr Geist war nicht der beste, aber dafür war es ihr Instinkt: sie alle fühlten die Gefahr.
    Und dann, aus dreizehn Kehlen, erklang ein Schrei. Ein Schrei, der aus Angst geboren war: „Vater!“
    Die Kinder sprangen auf und verließen rennend das Schlafzimmer. Beigefarbener Nährbrei quoll aus den heruntergezerrten Schläuchen.
    Der zwölfjährige Knabe mit dem Turmschädel erreichte als erster das Freie. Er blieb auf dem staubigen Boden vor dem Haus stehen und heftete seinen Blick auf den bösen Fremden, der nur wenige Meter von einem Transmitter entfernt stand. Die anderen Kinder drängten nach; ihre Nerven waren zum Zerreißen angespannt. Ihr Inneres befand sich in einem Aufruhr. Die Sorge um Vater Epsilon war übermächtig.
    Doch da gebot ihnen der Zwölfjährige mit einer Handbewegung stillzustehen. Er selbst ging mit langsamen Schritten dem Fremden entgegen, der ihn mit unbeweglicher Miene ansah. Aber nur den Kindern konnte er verbergen, was hinter seiner Stirn vorging.
    Wie lange würde Fyr brauchen, um die Bombe einzustellen? Um sie an einer geeigneten Stelle zu lagern? Um zurückzukommen?
    Zu lange, um zurückzukommen. Zu kurz, um ihn an seinem Vorhaben zu hindern. Es waren nun schon sechs Transmitter dunkel. Nicht lange, und auch die restlichen würden verlöschen.
    Langsam begann sich Lokarts Gesicht zu verzerren. Aber nicht wegen des Schmerzes, den er überall am Körper empfand. Der Gedanke an das, was kommen würde, verursachte ihm Übelkeit.
    „Wo ist Vater Epsilon?“ Der Zwölfjährige stand nur wenige Schritte von ihm entfernt.
    „Bleib, wo du bist“, befahl Lokart. „Es hat keinen Zweck mehr.“
    „Eine Drohung?“ Der Zwölfjährige hielt den Kopf schräg.
    „Nein“, kam es müde. „Du kannst deinen Vater nicht mehr retten.“
    „Was haben Sie ihm getan?“
    „Nichts. Er ist durch einen Transmitter in die Spootenwelt übergewechselt. Er kann ihre Atmosphäre nicht lange atmen.“
    Der nächste Transmitter
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