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TS 81: Das Problem Epsilon

TS 81: Das Problem Epsilon

Titel: TS 81: Das Problem Epsilon
Autoren: H. W. Mommers , Ernst Vlcek
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Hintergrund gekommen. Er trat bis auf einige Schritte an Fyr heran. Dieser kniete im staubigen Erdreich und drückte ein Kind nach dem anderen an seine Brust, während sie auf ihn einredeten.
    Doch da versiegte der Wortschwall, und sie schauten Lokart aus großen Augen an.
    Arme Teufel, dachte Lokart. Sie waren alle ein wenig beschränkt und hätten in einer Heilanstalt Genesung gefunden. Aber nein, man hatte sie mit Spritzen behandelt, in ihre Körper raffinierte Mikroanlagen eingebaut, um sie so der giftigen Atmosphäre und den menschenfeindlichen Bedingungen der Spootenwelt gefahrenlos aussetzen zu können. Und damit nicht genug: man hatte sie derart präpariert, daß sie nach einer einfachen Schaltung am Transmitter ihre Gestalt verändern und die der Spooten annehmen konnten. Gleichzeitig damit hatte man sie mit diesem alten Fanatiker zusammengesteckt, der die Spooten haßte wie die Pest und natürlich seinen Haß auf die Kinder übertrug. Mit dieser Verbitterung im Herzen hatte man sie dann auf die Spooten gehetzt. Die Kinder wußten nicht, warum sie zu töten hatten. Ja, betrachtete man die Angelegenheit genauer, so wußten anscheinend nicht einmal die führenden Politiker, weshalb dieser Krieg gegen die Spooten all die letzten Jahre hindurch ausgefochten worden war.
    Lokart schüttelte den Kopf.
    Aber das würde nun ein Ende haben. Lokart war gekommen, um die Kinder und Fyr zurückzuholen.
    „Wer ist das?“ fragte ein Knabe, den Finger auf Lokart gerichtet. Er war an die zwölf Jahre alt. Lokart schauderte; aber nicht dessen abnormal hoher, spitz zulaufender Kopf, der ihn auf den ersten Blick als Akrozephale kennzeichnete, zwang Lokart zu dieser Gefühlsregung, sondern der Blick hinter den dicken, in einer Linie fortlaufenden Augenbrauen.
    Fyr stand auf, die eine Hand sanft um die Schultern des Knaben gelegt und sah Lokart unfreundlich an.
    „Das ist ein böser Mann“, sagte er.
    Lokart mußte an sich halten, um seinen Ärger über die Worte des Alten nicht zu zeigen.
    Ein etwa achtjähriges Mädchen hob mit einem langen, dürren Arm ihre Gürtelarmaturen und betastete herausfordernd die Schaltanlage.
    „Aber er ist ein Mensch“, stellte ein zwergenhafter Jüngling fest.
    „Wirklich?“ zweifelte ein anderer.
    „Soll ich?“ Die Achtjährige warf Fyr einen fragenden Blick zu. Ihre Finger spielten über die Tasten.
    Der Alte tätschelte besänftigend ihre Wange.
    „Nicht nötig, Ewika. Er ist wirklich ein Mensch. Und wir kämpfen nur gegen die Spooten.“ Er sah Lokart scharf an, der etwas unsicher dastand. „Auch wenn er böse ist – wir tun ihm nichts. Wir werden ihn nur von hier verjagen.“
    Lokart sagte noch immer nicht«.
    „W-w-as will er, V-va-ati?“ Der Junge bohrte mit drei Fingern in seinem schiefen, zahnlosen Mund. Er glotzte verständnislos auf den Agenten.
    „Er will euch verbieten, die Spooten zu töten.“
    „Wi-wi-rr werden i-ihn v-v-ver-jagen, v-verja-gen!“ Er ballte die kleinen Fäustchen.
    „Ja, das werden wir“, stimmten einige andere zu.
    Fyr winkte mit dem Zeigefinger, so als wolle er die Kinder tadeln. „Das werdet ihr unterlassen“, sagte er milde. „Zuerst will ich mich mit ihm unterhalten, das dürfte zweckmäßiger sein.“
    „Warum dürfen wir ihn nicht verjagen?“ fragte die Achtjährige noch immer angriffslustig.
    „Weil dann“, sagte Fyr, „wenn wir diesen bösen Menschen verjagt hätten, es dieser anderen bösen Menschen sagen würde – und dann kämen viele von ihnen. Dagegen sind wir machtlos.“
    „Wir könnten alle töten und auf die Spootenwelt fliehen.“
    „Wir müßten nicht mehr zurückkommen.“
    „Und was wird aus Vater?“ fragte der Junge, der Lokart als Mensch erkannt hatte.
    „Um mich braucht ihr euch keine Sorge zu machen. Aber ihr wißt, daß ihr nur eine begrenzte Zeitspanne auf der Spootenwelt zubringen könnt. Nein, nein. Von alledem, was ihr vorgebracht habt, werden wir nichts tun. Ihr seid jetzt müde und werdet euch in die Wiegen legen. Inzwischen verhandele ich mit dem bösen Menschen. Das ist das Beste.“
    Die Kinder blickten unzufrieden drein, aber sie gehorchten widerspruchslos. Dies war zwar lobenswert, dachte Lokart, ob es aber gut war, bezweifelte er stark.
    Fyr setzte sich auf das Haus zu in Bewegung, und die Kinder folgten ihm. Unaufgefordert bildete Lokart den Schluß.
     
    *
     
    Im Haus war es angenehm kühl; von irgendwoher blies ein Ventilator den Geruch von Tannen. Sie kamen in einen langgestreckten Raum,
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