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TS 78: Operation Vergangenheit

TS 78: Operation Vergangenheit

Titel: TS 78: Operation Vergangenheit
Autoren: Andre Norton
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weiß, wo der Faden einen Knoten hat, mein Lieber.“
    Je länger Curd redete, um so mehr ließ sich Ross überzeugen. Er übertrieb wohl ein bißchen, aber hier schien es tatsächlich nicht ganz geheuer zu sein.
    Natürlich war es nicht ausgeschlossen, daß Curd Spitzeldienste leistete und nur einmal seine Gesinnung prüfen wollte. Doch dieses Risiko mußte Ross in Kauf nehmen.
    „Du stellst dir eine Flucht wohl sehr einfach vor, Murdock?“ kam wieder seine hastige Stimme.
    „Kein Wort davon gesagt.“
    „Weißt du auch, wo wir sind?“
    „Ich weiß nur, daß ich gut gegessen habe und mich bisher ganz wohl fühle.“
    „Wir sind so nahe am Nordpol, wie selten ein Mensch zuvor.“
    „Dann möchte ich wissen, wie wir hier wegkommen sollen.“
    „Wir werden es schon schaffen.“ Wieder fiel Ross der merkwürdige Klang in Curds Stimme auf. Offenbar war Curd nicht mehr ganz richtig im Kopf. Hatte er zuviel gesehen, zuviel mitgemacht?
    Ross kam jedoch zu der Erkenntnis, daß es immer noch besser war, sich mit einem Verrückten auf die Flucht zu begeben, als hierzubleiben, um am Ende selber überzuschnappen. „Wir müssen uns ja irgendwie vorwärtsbewegen. Sollen wir eine Atomrakete stehlen? Ich bin jedenfalls kein Pilot. Du?“
    „Außer den Atomjets gibt es noch andere Transportmittel, eine ,Katze’ zum Beispiel. Abgesehen davon, landen Atomjets hier nur selten, weil man Angst hat, daß sie vonRadargeräten geortet werden und dadurch die Lage des Stützpunktes verraten.“
    „Ist noch jemand in der Nähe?“
    „Hier beobachtet ein Staat den andern, und keiner läßt sich gern in die Karten blicken. Also paß auf: Unsere Lebensmittelvorräte werden durch Katzen angeliefert und …“
    „Katzen?“
    „Schneegleiter“, sagte ungeduldig der andere. „So etwas Ähnliches wie Raupenschlepper. Der Proviant wird einige Meilen südlich gelagert. Die Katzen kommen einmal im Monat. Tolle Kisten. Die schlucken schon allerhand Meilen …“
    „Und wie weit ist’s bis zum Proviantlager?“
    „Ungefähr hundert Meilen.“
    Eine Flucht mit dem Schneegleiter quer durch die Arktis war ein großes Risiko. Ross hatte nur eine undeutliche Vorstellung von den Polarregionen, aber er wußte, daß Nacht, Eis und Kälte sie auf ewig verschlucken konnten.
    „Ich habe meinen Plan fix und fertig im Kopf“, bohrte Curd weiter. „Glaubst du, ich renne einfach ins Blaue hinein?“
    Curd redete, als fühle er sich fortwährend beleidigt.
    „Also, was hältst du davon, Murdock? Dafür oder dagegen?“
    „Ich möchte es mir noch …“
    „… überlegen? Keine Zeit! Morgen zapfen sie dich an!“
    „Deine ,Anzapferei’ regt mich langsam auf. Wie hast du sie denn an der Nase herumgeführt, he? Kannst du mir nicht vorsichtshalber einen Tip geben?“
    „Kann ich nicht. Liegt an der Gehirnsubstanz. Glaubst du, ich kann meinen Schädel aufbrechen, hineingreifen und dir ein Stück davon abgeben? Was reden wir noch lange herum, entweder du wagst die Flucht mit mir oder ich muß warten, bis ein Neuer kommt!“
    Curd stand auf und ging wieder zur Tür.
    Ross Murdock zögerte. Gewiß, er sehnte sich nach der Freiheit, aber … „Was wird aus uns, wenn wir das Proviantlager nicht erreichen?“
    „Dann ist der russische Stützpunkt nicht mehr weit ab!“
    „Ich habe nicht die geringste Lust, in ein anderes Lager überzuwechseln. Hüben wie drüben – überall das gleiche Spiel. Du hast es doch selbst gesagt?“
    „Ich meine doch nur, wenn wir nicht mehr weiterkönnen … wenn Lebensgefahr besteht! Wir müssen eben mit allem rechnen. Darum ist mein Plan perfekt.“
    Ross Murdock zögerte. Auch wenn er Curd nicht besonders mochte, so hatte er doch den starken Wunsch, von hier zu verschwinden. Immerhin verstand er sich mit Curd besser als mit Ashe, Jansen, Hodaki oder den anderen Stützpunktangehörigen.
    „Noch heute nacht, sagtest du?“
    „Heute nacht!“ erklärte Curd eifrig. „Ich habe alles vorbereitet, aber wir müssen zu zweit sein, schon allein darum, weil wir die Katze abwechselnd steuern müssen. Ich habe auch eine Karte, auf der alle Proviantlager eingetragen sind. Du wirst schon sehen, eswird klappen.“ Entschuldigend fügte er hinzu: „Ich bin nicht immer so nervös. Ich kann auch sehr ruhig sein, wenn es darauf ankommt.“ Dann wieder im alten Tonfall: „Du machst also endgültig mit?“
    Ross Murdock zögerte immer noch. Curd, der schon an der Tür stand, kehrte noch einmal um und sagte beschwörend: „Denke doch
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