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TS 76: Eine Handvoll Dunkelheit

TS 76: Eine Handvoll Dunkelheit

Titel: TS 76: Eine Handvoll Dunkelheit
Autoren: Philip K. Dick
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die Berge in der Ferne. „Auch das wird eines Tages verschwunden sein. Sie werden die Bäume fällen. Und dann das Land hier einebnen. Eines Tages werden sie den ganzen Gebirgszug hier abtragen. Vielleicht füllen sie dann damit irgendeinen Graben an der Küste auf.“
    „Davon verstehen wir nichts“, sagte Peter.
    „Was?“
    „Von diesen Dingen höre ich nichts. Ich glaube, Doktor Bish hat dir das ja gesagt. Ich arbeite in Biochemie.“
    „Ich weiß“, murmelte Ed. „Sag mal, wie bist du eigentlich an dieses Zeug gekommen? Biochemie, meine ich?“
    „Die Tests ergaben, daß ich darin die besten Fähigkeiten habe.“
    „Und gefällt dir, was du tust?“
    „Was für eine eigenartige Frage. Natürlich gefällt mir, was ich tue. Das ist die Arbeit, für die ich geeignet bin.“
    „Mir kommt es jedenfalls verdammt komisch vor, einem neunjährigen Kind so etwas in den Kopf zu setzen.“
    „Wieso denn?“
    „Mein Gott, Peter. Als ich neun war, trieb ich mich in der Stadt herum. Manchmal ging ich zur Schule, aber meistens trieb ich mich irgendwo herum. Spielen, lesen – und dann schlich ich mich manchmal zu den Raketenstartplätzen.“ Er dachte nach. „Alles mögliche habe ich damals getan. Als ich sechzehn war, flog ich zum Mars. Dort blieb ich eine Weile. Dann ging’s weiter nach Ganymed. Aber dort war nichts zu holen. Von Ganymed aus flog ich nach Proxima. Unterwegs habe ich gearbeitet. Auf einem großen Frachter.“
    „Und du bist in Proxima geblieben?“
    „Klar. Dort habe ich gefunden, was ich wollte. Hübsch ist es dort draußen. Und jetzt geht’s weiter, nach Sirius, weißt du.“ Ed atmete auf. „Ich habe eine Filiale im Siriussystem, nur einen kleinen Laden.“
    „Sirius ist achtkommaacht Lichtjahre von der Sonne entfernt.“
    „Ja. Weit draußen. Sieben Wochen von hier. Anstrengend. Meteorschwärme. Aber ein interessanter Flug.“
    „Das kann ich mir vorstellen.“
    „Weißt du, was ich mir dachte, daß ich tun könnte?“ Ed sah seinen Sohn an. „Ich habe oft darüber nachgedacht. Ich dachte, vielleicht fliege ich dorthin, zum Sirius. Einen schönen Laden haben wir dort. Ich habe die Pläne selbst gezeichnet. Eine besondere Konstruktion, um sich dem System anzupassen.“
    Peter nickte.
    „Peter …“
    „Ja?“
    „Meinst du, das könnte dich interessieren? Möchtest du zum Sirius fliegen und dich selbst umsehen? Dort ist es schön – vier Planeten. Noch ganz unberührt. Eine Menge Platz. Meilen und Meilen Ellbogenfreiheit. Klippen und Berge. Meere. Und niemand dort. Nur ein paar Kolonisten und einige Bauten. Weite Ebenen.“
    „Wie meinst du das: interessieren?“
    „Nun, ich fliege hin.“ Eds Gesicht war bleich. Um seine Mundwinkel zuckte es. „Ich dachte, du möchtest vielleicht mitkommen und sehen, wie es dort ist. Es erinnert mich stark an Proxima, wie es damals vor fünfundzwanzig Jahren war. Dort ist noch alles so rein und unberührt. Keine Städte.“
    Peter lächelte.
    „Was lächelst du?“
    „Nichts Besonderes.“
    Peter stand plötzlich auf. „Wenn wir zur Station zurückgehen müssen, dann fangen wir jetzt besser an, meinst du nicht auch? Es wird schon spät.“
    „Klar.“ Ed stand auf. „Klar, aber …“
    „Wann kommst du wieder ins Solsystem zurück?“
    „Zurück?“ Ed ging hinter seinem Sohn her. Peter kletterte zur Straße hinauf. „Etwas langsamer, ja?“
    Peter ging langsamer. Ed holte ihn ein.
    „Ich weiß nicht, wann ich zurückkomme. Ich komme nicht sehr oft hierher. Keine Bindungen. Nichts, seit Jan und ich uns trennten. Diesmal bin ich übrigens hergekommen, um …“
    „Hier entlang.“ Peter trat auf die Straße hinaus.
    Ed eilte neben ihm her und zog dabei seine Krawatte zu. Sein Atem ging schwer.
    „Peter, was meinst du? Willst du mit mir nach Sirius kommen? Einmal nachsehen? Hübsch ist es dort draußen. Wir könnten zusammen arbeiten. Wir beide. Wenn du Lust hast.“
    „Aber ich habe doch schon meine Arbeit.“
    „Dieses Zeug? Dieses verdammte Chemiezeug?“
    Wieder lächelte Peter.
    Ed runzelte die Stirn. Sein Gesicht war jetzt gerötet.
    „Weshalb lachst du nur so?“ wollte er wissen.
    Sein Sohn gab keine Antwort.
    „Was ist denn, was ist denn so spaßig?“
    „Nichts“, sagte Peter. „Du darfst dich nicht aufregen. Wir haben noch einen langen Weg vor uns.“ Er beschleunigte seine Schritte etwas. „Es wird spät. Wir müssen uns beeilen.“
     
    *
     
    Dr. Bish sah auf die Armbanduhr. Er mußte dazu den Ärmel seines
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