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TS 71: Flitterwochen in der Hölle

TS 71: Flitterwochen in der Hölle

Titel: TS 71: Flitterwochen in der Hölle
Autoren: Fredric Brown
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man einen schwerbewaffneten Stützpunkt auf dem Mond unterhielt. Deshalb baute jede der beiden Parteien mit Hochdruck an einer Raumstation, die in eine Kreisbahn um die Erde gebracht werden konnte. Von dort aus konnte man nämlich den Mond verhältnismäßig leicht erreichen. Militärische Geheimhaltungsvorschriften verhinderten auf beiden Seiten, daß die Öffentlichkeit genau erfuhr, wie weit der Bau fortgeschritten war, aber man rechnete allgemein damit, daß die Sache in zwei Jahren entschieden sein würde.
    Keine Nation konnte es sich leisten, die andere in den Besitz des Mondes gelangen zu lassen – das war selbst denen klar, die sich verzweifelt bemühten, den Frieden zu erhalten.
    Am siebzehnten September bemerkte ein Beamter im New Yorker Standesamt (er hieß übrigens Wilbur Evans), daß am Vortage sechshundertsechsundfünfzig männliche Babies angemeldet worden waren. Er erkannte sofort, daß das unmöglich war. In einem kleinen Nest, wo am Tag, sagen wir, zehn Geburten registriert werden, ist es durchaus möglich, daß an einem Tag neunzig oder sogar hundert Prozent aller Geburten Mädchen sind. Aber bei einer Zahl von achthundertunddreizehn Geburten war das Verhältnis äußerst bedenklich.
    Evans ging zu seinem Abteilungsleiter, der sich ebenfalls besorgt zeigte. Aus anderen Städten wurden Vergleichszahlen eingeholt, und gegen Abend wußte man, daß überall das gleiche geschehen war. Überall auf der westlichen Hemisphäre waren am sechzehnten September dreizehn Mädchen für je drei Knaben geboren worden.
    Die Zeitungsleute bekamen natürlich Wind von der Sache und schlachteten sie nach allen Regeln der Kunst aus. Die Fernsehkomiker fanden die Angelegenheit äußerst lustig und rissen dumme Witze.
    Vier Tage später war nur noch jedes einundsiebzigste Baby in den USA ein Knabe. Der Spaß wurde langsam ernst – Volk und Regierung begannen sich Sorgen zu machen, während die biologischen Forschungszentren Nachtschichten einlegten. Die Spaßvögel auf den Fernsehschirmen hörten auf, Witze zu reißen, nachdem einer einen Spaß gemacht hatte, der dem Sender 874 381 empörte Briefe und ihm seine Entlassung eingebracht hatte.
    Am neunundzwanzigsten September wurden nur noch zweiundzwanzig Knaben in den USA geboren – alle waren Spätgeburten. Offensichtlich war in den letzten Dezembertagen des Vorjahres kein männliches Kind gezeugt worden. Diese seltsame Erscheinung trat überall auf – in den Ländern der Östlichen Union genauso wie in den USA oder bei den Feuerländern.
    Das Phänomen beschränkte sich allerdings auf menschliche Lebewesen. Die Geburten bei Tieren zeigten nach wie vor das normale Verhältnis zwischen den Geschlechtern.
    Die Arbeiten an den Raumstationen wurden fortgesetzt, aber niemand dachte mehr an einen Krieg. Die Menschheit mußte sich über etwas Sorgen machen, was auf die Dauer wesentlich gefährlicher war. Niemand glaubte im Ernst, daß ein etwaiger Krieg die Menschheit völlig ausrotten würde. Das Fehlen männlicher Kinder würde dieses Ende jedoch ganz bestimmt herbeiführen – das konnte sich auch der Dümmste an den Fingern abzählen ….
    Leider konnten sich diesmal die USA und die Östliche Union nicht gegenseitig die Schuld geben. Der Osten, besonders Indien und China, litt mehr darunter, denn dort sind Knaben ja noch immer wichtiger als Mädchen. In beiden Ländern gab es blutige Unruhen, bis die Menschen erkannten, daß sie gar nicht wußten, wogegen sie eigentlich revoltierten, und in dumpfe Gleichgültigkeit zurücksanken.
    In den fortschrittlicheren Ländern arbeiteten die Laboratorien Tag und Nacht, das heißt jeder, der ein Gen von einem Chromosom unterscheiden konnte, hatte unbegrenzte Geldmittel zur Verfügung. Biologen und Chemiker waren plötzlich wichtiger als Präsidenten oder Diktatoren. Aber sie erreichten auch nicht mehr als die zahlreichen Sekten, die es mit allem möglichen Hokuspokus versuchten.
    Wissenschaftlern und Sekten zum Trotz würde im Dezember kein einziges männliches Kind mehr geboren. Im Oktober und November hatte es noch vereinzelte gegeben – alles sehr späte Spätgeburten.
    Der Januar war wieder eine Niete. Dabei tat jeder, was er konnte.
    Nur eine der Hauptpersonen tat absolut nichts.
    Captain Raymond Carmody, Raumpilot a. D. war nicht gerade ein Frauenhasser – er mochte sie sogar ganz gern, aber er hatte eine Enttäuschung erlebt, und das hatte ihm den Gedanken ans Heiraten verleidet.
    Aus den Worten „außer Diensten“ darf
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