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TS 52: Der Weltraumarzt und die Seuche von Dara

TS 52: Der Weltraumarzt und die Seuche von Dara

Titel: TS 52: Der Weltraumarzt und die Seuche von Dara
Autoren: Murray Leinster
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können Sie sich denken, was dann geschah.“
    „Ich möchte es trotzdem hören“, sagte Calhoun.
    „Wir jagten sie mit bewaffneten Schiffen zurück und zwangen sie, ihr Schiff zu vernichten. Wir drohten mit der Vernichtung von Dara, falls sie noch einmal ihren Planeten verlassen sollten.“
    „Aber Sie versorgten die Leute mit Lebensmitteln?“
    „Das haben wir eben nicht getan“, sagte der Arzt beschämt.
    „War die Not sehr groß?“
    Der Mann zuckte mit den Schultern. „Wir wissen es nicht. Wahrscheinlich sind viele verhungert. Wir ließen jahrelang ein Geschwader bewaffneter Schiffe um Dara kreisen, um eine Ausbreitung der Seuche zu verhindern.“
    „Das war eine große Gemeinheit!“
    Der Arzt blickte Calhoun hilflos an. „Wahrscheinlich haben Sie recht. Das ist aber noch nicht alles. Zur gleichen Zeit hatten wir ganz besonders gute Ernten. Um die Preise zu halten, zogen wir einige der Schiffe zurück und füllten sie mit dem überflüssigen Getreide. Diese Getreideschiffe umkreisen nun unseren Planeten. Einige Millionen Tonnen Getreide schwirren da oben im luftleeren Raum herum.“
    „Aber niemand denkt daran, den Bewohnern von Dara zu helfen!“
    Der Arzt wandte sich müde ab. „Die Blauhäute sind eben unsere Feinde. Übrigens hat die Angelegenheit zu einem anderen Unternehmen geführt. Zwischen uns und dem Planeten Dara befindet sich ein kleines Sonnensystem mit zwei Planeten. Der bewohnbare Planet Orede ist zu einem Stützpunkt gegen die Blauhäute ausgebaut worden. Wir haben dort Rinder gelandet, die sich vermehren sollten, um Kolonisten einen gewissen Anreiz zu bieten. Die Rinder haben sich zwar vermehrt, aber kein Mensch möchte freiwillig in der Nähe der Blauhäute leben; deshalb blieb Orede unbesiedelt. Eine Jagdgesellschaft fand durch Zufall ein reiches Erzlager. Seitdem arbeiten ein paar hundert Freiwillige für sagenhafte Löhne in den Minen. Vielleicht wird man Sie auffordern, sich um sie zu kümmern.“
    Der Wissenschaftler nahm seine Bücher und Mikrofilme und ging zum Ausstieg, drehte sich aber noch einmal um. „Ich habe Ihre Fragen offen beantwortet. Wenn das bekannt wird, kann es meine Freiheit kosten!“
    „Ich werde Sie nicht verraten“, sagte Calhoun grimmig.
     
    *
     
    Als der Mann den Raum verlassen hatte, blickte Calhoun in die treuen Augen Murgatroyds und schüttelte den Kopf. „Sei froh, daß du kein Mensch bist, sonst müßtest du dich für deine Brüder schämen“, sagte er traurig und kraulte dem pelzigen Tierchen das Fell.
    Dann wechselte er seine Kleidung und zog sich die Sonderuniform des Gesundheitsdienstes an. Bei dem bereits angekündigten Bankett würde er neben dem Regierungschef sitzen und sich endlose Reden über die Verdienste der Regierung anhören müssen. Er hatte sich aber schon seine eigene Meinung über den Charakter der verantwortlichen Persönlichkeiten und die zweifelhaften Leistungen der Regierung gebildet.
    Höflich bewunderte er später die rollenden Straßen und hörte von den Traumsendungen, die auf Wunsch jeden in einen hypnotischen Schlaf versetzen konnten. Als Mediziner sah er sofort die Nachteile dieses modernen Schlafmittels. Während des Schlafes mußten die Leute wahrscheinlich Regierungsprogramme und Reklamesendungen hören, die sich dann im wachen Zustand nicht mehr aus dem Gedächtnis löschen ließen.
    Es war allerdings nicht seine Aufgabe, Kritik zu üben; deshalb nahm er die Dinge kommentarlos zur Kenntnis. Natürlich mußte auch er eine Rede halten. Er drückte sich dabei außerordentlich diplomatisch aus und fand sogar einige freundliche Worte.
    Der Regierungschef sprach stolz von der hohen Kultur, von der ausgezeichneten Gesundheit und dem außergewöhnlichen Wohlstand seiner Untergebenen – und natürlich auch von den guten Leistungen der Interplanetarischen Gesundheitsbehörde. Mit besonderer Betonung sprach er dann davon, daß alle Leistungen seiner Partei trotz der ständigen Bedrohung durch die Blauhäute vollbracht worden waren. Er sprach auch von besonderer Wachsamkeit und von der Notwendigkeit der Verteidigung gegen die degenerierten Blauhäute, die eine Gefahr für die gesamte Menschheit bildeten. Mit bewegter Stimme sagte er: „Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, die Menschheit vor der furchtbaren Verseuchung und dem damit unvermeidlich verbundenen Niedergang aller Kultur zu verteidigen!“
    Als der Regierungschef sich setzte, beugte sich Calhoun etwas zu ihm hinüber und sagte mit betonter Höflichkeit:
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