Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 32: Stunde der Roboter

TS 32: Stunde der Roboter

Titel: TS 32: Stunde der Roboter
Autoren: Roger Lee Vernon
Vom Netzwerk:
schlug die Hände vor das Gesicht, Tränen strömten über seine Wangen. Lange Zeit herrschte bedrückende Stille in dem kleinen Raum, aber dann erinnerte sich Sinclaire, daß er nur eine Frist von vierundzwanzig Stunden hatte. Heiser fragte er: „Wenn Sie so dachten, Dr. Raybitz, warum entschlossen Sie sich dann doch, die amtlichen Stellen von Ihrer Entdeckung zu unterrichten?“
    „Können Sie die Antwort nicht selbst finden?“ erwiderte Raybitz düster. „Müßte ich mir nicht sagen, daß die Entdeckung genau so gut von jemand anderem, in einem anderen Lande gemacht werden konnte? War es nicht doch besser, wir waren im Besitz der Erfindung als die Asiatische Allianz? Ich kam zu diesem Schluß und traf danach meine Entscheidung. Drei meiner Mitarbeiter wurden informiert und zur Geheimhaltung verpflichtet. Nach den Plänen schufen wir das kleine Modell, das Sie gestern Abend sahen. Wir schafften es in wenigen Wochen, trotz zahlreichen Änderungen, die erforderlich wurden, und wiederholter Zwischenversuche, die beweisen sollten, ob wir auf dem richtigen Wege waren. Nichts geschah mit den Plänen in dieser Zeit, obwohl sie täglich, fast stündlich zu Rate gezogen wurden. Erst bei der gestrigen Vorführung, der drei von Ihnen beiwohnten, wurden sie gestohlen.“
    Russell Sinclaire runzelte die Brauen. „Das erklärt noch immer nicht, warum Sie Mr. Bockerson erst heute morgen von dem Verlust unterrichteten“, warf er ärgerlich ein.
    „Ich war starr vor Entsetzen, als ich den Diebstahl bemerkte“, sagte Raybitz mit bebender Stimme. „Es war mir unmöglich, mich zu irgendeiner Handlung aufzuraffen. Verstehen Sie doch – im Augenblick der Bekanntmachung meiner Entdeckung geschah, was mich bis in meine Träume verfolgt hatte: Fremde Mächte, denn nur um solche konnte es sich handeln, hatten nach meiner Erfindung gegriffen, um sie zu mißbrauchen! Ich wußte nur, daß ich meine Kenntnisse hätte für mich behalten müssen. Immer wieder sagte ich mir, daß es das Beste gewesen wäre, meine Erfindung zu zerstören.“
    „So, wie die Dinge liegen, wäre es allerdings das Beste gewesen“, bestätigte Lietz brummend.
    Raybitz hörte den Vorwurf aus den Worten und richtete sich auf. „Machen Sie mit mir, was Sie wollen“, sagte er leise. „Ich habe die Erfindung gemacht, und ich hätte Sorge tragen müssen, daß sie nicht in die falschen Hände gerät. Ich trug die Verantwortung, und ich bin gewillt, die Folgen auf mich zu nehmen.“
    „Das Ganze klingt mir zu sehr nach Film“, knurrte Harry Lietz. „Gestohlene Pläne, Spione und Agenten, dunkle Machtkämpfe!“
    „Solche Dinge pflegen sich zu ereignen“, sagte Dave Talbert gelassen, und Sinclaire lächelte beim Klang der ruhigen Stimme. Talbert hatte recht. Solange es Geheimnisse gab, würden Geheimnisse gestohlen werden.
    „Es gibt sogar Menschen, die ihre eigenen Pläne stehlen“, stellte Dave Talbert fest, als sei dies das Selbstverständlichste auf der Welt.
    Russ, dessen Gedanken sich in ähnlicher Richtung bewegt hatten, hob schnell die Hand. „Warten Sie einen Augenblick mit Ihrer Antwort, Dr. Raybitz! Wenn das, was Mr. Talbert eben als möglich hinstellte, tatsächlich geschehen sein sollte, so möchte ich Ihnen versichern, daß ich Ihre Gefühle durchaus verstehen kann. Zur Umkehr ist es aber nicht zu spät. Sie sagten selbst, daß der Bau auch ohne Pläne nach dem Modell möglich sei. Bauen wir also nach dem Modell! Wenn Sie wirklich Ihre eigenen Pläne gestohlen haben sollten und dies uns gegenüber zugeben, so verspreche ich Ihnen, daß keine Anklage gegen Sie erhoben werden wird. Aber wir müssen die Wahrheit wissen, und das ohne jeden Aufschub!“
    Dr. Raybitz lächelte zum erstenmal. „Ich habe die Pläne nicht gestohlen, obwohl ich heute sagen muß, es wäre besser gewesen, sie schon früher zu vernichten. Wäre ich für den Diebstahl verantwortlich, so hätte ich das Modell ebenfalls mitgehen lassen. Leuchtet Ihnen das ein?“
    Russ überlegte einen Augenblick und nickte. „Ich glaube Ihnen. Wenn ich Sie verdächtigte, sind Sie selbst daran schuld, weil Sie über den Zeitpunkt Ihrer Erfindung nicht die Wahrheit sagten. Wir wissen bisher nicht, an welchem Platz Sie die Pläne gestern Abend aufbewahrten. Fangen wir damit an, dies nachzuholen, und zwar sofort!“
    Sinclaires Stimme war schärfer geworden. Er fühlte plötzlich tiefen Groll gegen den Gelehrten, dessen Nachlässigkeit den Diebstahl der Pläne ermöglicht hatte, aber in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher