Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 18: Der strahlende Phönix

TS 18: Der strahlende Phönix

Titel: TS 18: Der strahlende Phönix
Autoren: Harold Mead
Vom Netzwerk:
werden für ihre Aufgabe lange vorbereitet. Ich glaube zu wissen, daß meine Mission mit den Kolonisten zusammenhängt. Gestern abend während der Weihestunde sagte die Stimme, daß die Kolonisten bald ausgeschickt werden.“
    „Ja. Der Präsident hat mich zu seinem Stellvertreter ernannt, damit ich als ihr Führer die Gruppe leite. Und Sie werden uns begleiten.“
    „Sehr gut. Ich bin ein Diener des Menschengeistes.“ Ich hatte natürlich damit gerechnet, daß sie mich mitschicken würden, und ich wollte auch gehen, obwohl ich lieber allein zu der Insel zurückgekehrt wäre. Aber jetzt mußte ich an Jenny denken. „Wann werden wir abreisen?“
    „Wenn der Präsident es entscheidet. In der Zwischenzeit werden Sie sich den Kolonisten in ihrem Lager anschließen.“
    „Sofort?“
    „Ja, so ungefähr.“
    „Sehr gut.“ Ich versuchte, meiner Stimme einen neutralen Klang zu verleihen.
    „Haben Sie darüber nachgedacht, daß Sie konditioniert werden könnten?“
    Ich lachte. „Die Frage hat mich tatsächlich beschäftigt, das gebe ich zu.“ Sie hatte es nicht, obwohl der Gedanke mich jetzt erschreckte, da ich mich mit ihm auseinanderzusetzen hatte. Ich dachte an Jenny, die mich nie wiedersehen würde. Ich wußte, daß es klüger gewesen wäre, nicht die Frage zu stellen, doch ich mußte es tun. „Wann muß ich mich dem Lager anschließen? Wird mir ein Urlaub gestattet werden, bevor wir es verlassen?“
    Er lächelte freundlich. „Eine Frau?“
    „Nur eine ,A’-Lizenz.“
    „Es gibt einige Schönheiten im Lager, so wie Aurora.“
    „Ist sie eine von ihnen?“
    „O ja. Ich benutze sie als meine Sekretärin. Sie ist sehr tüchtig. Außerdem ist es von großem Wert, festzustellen, wie sie auf die Welt außerhalb des Lagers reagiert. Sie benimmt sich äußerst zufriedenstellend.“
    „Das ist ja ausgezeichnet“, sagte ich.
    Er strahlte. „Mein Lieber, ist Ihr Mädchen auch so zufriedenstellend? Sie sehen nicht gerade glücklich aus.“
    Ich vermutete, daß er sowieso über Jenny Bescheid wußte.
    „Ich finde sie unterhaltend“, antwortete ich mit vorgetäuschter Gleichgültigkeit. „Sie wissen doch, ich bin noch nicht lange von der Insel zurück.“
    „Ach, ja, natürlich. Nun, warten Sie ab, wie es im Lager sein wird. Wenn Sie dann trotzdem noch einen Urlaub wollen, nun, dann werden wir weitersehen. Schließlich haben Sie ja vom Präsidenten eine Belobigung. Also, sagen wir morgen früh? Melden Sie sich hier um zehn Uhr.“
    „Danke.“
    „Blackler – er ist der Leiter der Gesundheitsabteilung im Lager – muß morgen zu mir kommen. Er wird Sie dann bei seiner Rückfahrt in seinem Auto mit ins Lager hinausnehmen. Freuen Sie sich, daß Sie mit uns kommen?“
    „Ja, wirklich.“
    „Nun, das ist ausgezeichnet.“
    Schultz verabschiedete mich.
    Ich ging zurück zur Herberge, um dort auf Jenny zu warten.
    Jenny kam erst, als schon die Sonne unterging. Sie kam lächelnd herein und streckte mir ihre Hände entgegen. Ich brauchte ihr nichts zu sagen. Als sie mich ansah, wußte sie, was geschehen war. Sie konnte es von meinen Augen ablesen, daß unser begonnenes Glück zerstört war und daß wir uns trennen mußten.
    Sie weinte lautlos.

 
V
     
    Als ich die Tür hinter mir schloß und Jenny allein zurückließ, versuchte ich, all das, was wir in der kurzen Zeit unseres Beisammenseins erlebt hatten und das unser Glücklichsein bedeutete, hinter mir zu lassen.
    Ich ging zum Moralministerium. Ich schenkte den Straßen, die ich nicht mehr wiedersehen würde, einen letzten Blick. Sie gehörten schon der Vergangenheit an. Als ich das Moralministerium erreichte, zeigte ich meinen Befehl vor und dachte, daß man mich in den Warteraum schicken würde. Aber sie übergaben mich einem Moralbeamten, der mich durch Gänge führte, die ich nicht kannte. Schließlich blieb er vor einer geschlossenen Tür stehen. Er drückte auf einen Knopf, und als sich die Tür öffnete, schob er mich hinein, folgte mir und drehte hinter sich den Schlüssel um.
    Der Raum, in dem wir uns befanden, war klein und in der Mitte durch einen Schalter abgeteilt. Dahinter saßen zwei Moralbeamte.
    Einer davon war eine Frau. Ihre Abzeichen unterschieden sich von denen, die ich kannte: keine flammende Fackel, sondern ein in Messing gehaltener Komet mit einem Schweif. Dieses Zeichen hatte ich erstmals an Aurora bemerkt.
    Der Moralbeamte, der mich begleitete, nahm meine Papiere und reichte sie über den Schalter. „Dieser hier ist für das Lager
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher