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TS 12: Unternehmen Schwerkraft

TS 12: Unternehmen Schwerkraft

Titel: TS 12: Unternehmen Schwerkraft
Autoren: Hal Clement
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Meilen langen, gleichfalls von Ost nach West verlaufenden größeren Bucht abging, und erst hinter dieser lag das weite, nach dem stürmischen Nordkap zu offene Meer. Somit hielten zwei Halbinseln mit zwei dazwischen liegenden Seenflächen die scharfen nördlichen Winde ab, und der Lageplatz der Bree war besser gewählt, als Barlennan überhaupt geahnt hatte. Achtzehn Meilen westlich endete dieser Schutz, und Barlennan wie Lackland waren einer Meinung, daß nur die beiden Halbinseln die Bree vor der Vernichtung bewahrt hatten. Der Kapitän hatte sich erneut auf dem glatten Dach des Schleppers festgesogen, diesmal mit einem Radio an seiner Seite.
    Zu ihrer Rechten erstreckte sich bis über den Horizont hinaus das offene Meer. Hinter ihnen lag der Strand, gleich dem, auf den die Bree gezogen worden war – sanft ansteigende Dünen aus weißem Sand, stellenweise mit niederem, schwarzem, ineinander verfilztem Unterholz besetzt. Vor ihnen hingegen war auf dem Strand keine Spur von Vegetation mehr zu entdecken. Die Dünen waren hier noch flacher und der Sandstreifen noch breiter, und auf ihm lagen die Opfer des vergangenen Sturms.
    Lackland war verblüfft, weniger über die Größe der Tiere, die dort zwischen schwarzen Haufen von Seegras verendet waren, als vielmehr über die weite Strecke, die sie den Strand hinaufgespült worden waren. Der Sturm mußte hier mit ungebändigter Kraft getobt haben.
    „Was wäre geschehen, Barlennan, wenn die Wellen, die hier getobt haben, dein Schiff überrascht hätten?“
    „Das hängt ganz von der Art der Wellen ab und wo sie mich erreicht hätten. Auf dem offenen Meer hätten wir sie wahrscheinlich ganz einfach abgeritten. Auf dem Strand hingegen hätten sie zweifellos das Schiff zerschlagen. Ich war mir nicht bewußt, wie hoch sich die Wellen hier am Rand der Welt unter der geringen Schwere auftürmen können, doch dürften sie infolge ihres geringeren Gewichtes auch weniger Schaden anrichten.“
    „Ich fürchte, das Gewicht ist nicht das Ausschlaggebende; dein erster Eindruck schien mir der richtige zu sein.“
    „Selbstverständlich wurde ich von ähnlichen Überlegungen dazu geführt, hinter der Landzunge für den Winter Schutz zu suchen. Ich gebe allerdings zu, daß ich selbst hier am Rand der Welt nicht mit derartigen Wellenbergen gerechnet habe. Kein Wunder, daß so viele Forscher und Entdecker in diesen Breiten auf Nimmerwiederkehr verschwinden.
    Wir kamen, wie es bei uns üblich ist, entlang der Küste gesegelt, die sich mit vielen Buchten, Vorgebirgen und Klippen von hier aus in zumeist westlicher Richtung erstreckt. Jetzt erst, von hier oben, wird mir klar, wie nützlich es ist, wenn man die Dinge aus der Höhe übersehen kann. Man braucht nicht alle Buchten auszufahren. Dort, wo diese Küste nach Süden abbiegt, sechzehntausend Meilen gerade Fahrt nach Süden, und ich wäre in meinem Heimathafen. Entlang der Küste waren es unvergleichlich viel mehr, ganz sicher über zwanzigtausend Meilen.“
    Während sie sich unterhielten, war der Schlepper landeinwärts gerollt auf den riesigen Klumpen zu, der dort gestrandet lag. Verständlicherweise wollte Lackland ihn genauer untersuchen, da er bisher praktisch noch keine Anzeichen mesklinischer Fauna gefunden hatte. Und ebenso war Barlennan begierig, den Kadaver näher in Augenschein zu nehmen, da er derartigen Ungeheuern bisher nur auf der offenen See begegnet war.
    Der Kadaver war gut zweihundert Meter lang und mochte, solange er sich noch nicht infolge der dreifachen Erdenschwere plattgedrückt hatte, einen Durchmesser von über zwanzig Metern gehabt haben. Hier jedoch war er der ihn stützenden Flüssigkeit beraubt und wirkte in seinen Formen wie ein Wachsmodell, das zu lange in der warmen Sonne gelegen hat.
    „Was machst du, wenn du einem solchen Ungeheuer auf dem Meer begegnest?“ wandte Lackland sich an Barlennan.
    „Ich habe nicht die leiseste Ahnung“, antwortete der Mesklinite trocken. „Ich habe jedoch solche Tiere schon ein paarmal aus der Entfernung beobachtet. Sie scheinen sich vor allem im ständigen Meer aufzuhalten. Noch nie habe ich gehört, daß ein Schiff von ihnen angegriffen worden ist.“
    „Das ist allerdings verständlich“, antwortete Lackland spitz. „In solch einem Fall gibt es wohl kaum Überlebende, die darüber berichten können. Wenn sich dieses Ungeheuer die Nahrung auf die gleiche Art sucht, wie die Wale auf meiner Welt, würde es eines eurer Schiffe verschlucken, ohne es überhaupt zu
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