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TS 08: Das Reich der fünfzig Sonnen

TS 08: Das Reich der fünfzig Sonnen

Titel: TS 08: Das Reich der fünfzig Sonnen
Autoren: A.E. van Vogt
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Majestät über unseren Fehlschlag berichten müßten. Lassen Sie mich deshalb den Kleinmütigen und denen, die Heimweh verspüren, versichern, daß wir weitere zehn Jahre bleiben werden, wenn sich das als notwendig erweisen sollte. Die Offiziere und die Mannschaft sollen sich darauf einstellen. Das ist alles.«
    Auf der Kommandobrücke mußte sie feststellen, daß immer noch kein Anruf aus dem Psychologischen Institut vorlag. Von Ärger und Ungeduld erfüllt, wählte sie die Nummer. Sie nahm sich jedoch zusammen, als Lieutnant Neslors gespanntes, intelligentes Gesicht auf der Platte erschien.
    »Wie weit sind Sie, Lieutenant?« fragte sie. »Ich warte besorgt auf weitere Informationen von dem Gefangenen.«
    Die Psychologin schüttelte den Kopf. »Es gibt nichts zu berichten.«
    »Nichts?« Überraschung ließ ihre Stimme schroff klingen.
    »Ich habe zweimal um Erlaubnis ersucht, seinen Verstand zu sprengen«, war die Antwort. »Sie müssen gewußt haben, daß ich einen derart drastischen Schritt nicht leichtfertig vorschlagen würde.«
    »Oh!« Sie hatte es gewußt, aber die Mißbilligung der Heimat, die Notwendigkeit, über jedes amoralische Vorgehen gegen Individuen Rechenschaft abzulegen, hatten eine automatische Antwort verhindert. Bevor sie zu sprechen vermochte, fuhr die Psychologin fort:
    »Ich habe mehrere Versuche unternommen, ihn im Schlaf zu überrumpeln, indem ich die Nutzlosigkeit weiteren Widerstandes gegen die Erde betonte, wo doch die schließliche Entdeckung sicher ist. Aber das hat ihn nur in der Annahme bestärkt, daß seine bisherigen Enthüllungen für uns von keinem Nutzen waren.«
    Die Befehlshaberin fand ihre Stimme wieder. »Wollen Sie damit wirklich sagen, Lieutenant, daß Sie keine andere Möglichkeit als Gewaltanwendung sehen? Nichts?«
    Der Kopf auf der Astroplatte machte eine verneinende Bewegung. »Ein Widerstand, der dem I.Q. 800 in einem Gehirn vom I.Q. 167 entspricht, ist für mich etwas Neues.«
    »Ich verstehe das nicht«, beklagte sich Gloria. »Ich habe das Gefühl, daß wir einen wichtigen Anhaltspunkt übersehen haben. Wir stoßen auf eine Wetterstation in einem System von fünfzig Millionen Sonnen, mit einem menschlichen Wesen, das sofort Selbstmord begeht, um nicht in unsere Hände zu fallen. Bei der Wetterstation handelt es sich um ein altes galaktisches Modell, das nach fünfzehntausend Jahren keine Verbesserung aufweist; und doch lassen die verstrichene Zeit und die Fähigkeiten des Gehirns des Mannes auf das Gegenteil schließen. Und sein Name, Watcher [*] , ist so typisch für die antike Gewohnheit, Männer nach ihrem Beruf zu nennen. Es ist sogar möglich, daß seine Familie sich traditionsgemäß stets bei der gleichen Sonne aufhält. Irgend etwas stimmt hier nicht – irgend etwas –«
    Sie brach ab und runzelte die Stirn. »Was haben Sie vor?« Nach einer Minute nickte sie. »Ich verstehe … schön, lassen Sie ihn in einen der Schlafräume auf der Kommandobrücke schaffen. Und vergessen Sie Ihr Vorhaben, eine unserer Amazonen so herzurichten, daß sie mir im Aussehen gleicht. Ich werde mich um alles Notwendige selbst kümmern. Morgen!«
     
    *
     
    Kalt beobachtete sie das Bild des Gefangenen auf der Platte. Der Mann lag da mit geschlossenen Augen, aber seltsam angespanntem Gesicht.
    Neben ihr zischte die Psychologin: »Er ist immer noch argwöhnisch, und er wird es bleiben, bis Sie sein Gehirn beruhigen. Und er wird sich mehr und mehr auf ein Vorhaben konzentrieren. Jede Minute, die verstreicht, wird seine Überzeugung verstärken, daß er nur eine Möglichkeit hat, das Schiff zu zerstören, und daß er ungeachtet des Risikos gnadenlos vorgehen muß. Ich habe ihn in den vergangenen zehn Stunden so weit bekommen, daß er uns nur noch sehr schwachen Widerstand leistet. Sie werden gleich sehen … ah!«
    Watcher setzte sich im Bett auf. Er streckte ein Bein unter den Laken hervor, glitt dann nach vorn und auf die Füße. Es war eine seltsam kraftvolle Bewegung. Einen Augenblick blieb er stehen, eine große Gestalt im grauen Schlafanzug. Offensichtlich hatte er sich sein Vorgehen überlegt, denn nach einem schnellen Blick zur Tür ging er zu einer Reihe von Schubladen hinüber, die in eine Wand eingebaut waren, zog versuchsweise daran und riß sie dann mühelos auf. Die Schlösser zersprangen eines nach dem anderen.
    Als sie nach Luft schnappte, klang es wie ein Echo auf das Keuchen Lieutenant Neslors.
    »Gütiger Himmel!« ließ sich die Psychologin endlich
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