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TS 02: 220 Tage im Weltraumschiff

TS 02: 220 Tage im Weltraumschiff

Titel: TS 02: 220 Tage im Weltraumschiff
Autoren: G. Martynow
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ausersehene Felszacke.
    Den Fuß in eine Spalte geklemmt, zog er heftig an dem Seil, um dessen Festigkeit zu prüfen. Das Seil gab unerwartet leicht nach. Die Felszacke, die so zuverlässig ausgesehen hatte, wankte und stürzte in die Tiefe. Um ein Haar hätte Kamow das Gleichgewicht verloren. Mit unwahrscheinlicher Muskelanspannung bog er sich noch im letzten Moment zurück und rettete sich davor, aus zehn Meter Höhe den unter ihm liegenden Ungeheuern in den Rachen zu fallen.
    Der Granitbrocken schlug fünf Schritte von der unten lauernden Echse entfernt in den Sand. Erschrocken sprang das Tier mit einem Satz zwischen zwei Felsen hindurch, mitten unter seine schlafenden Artgenossen.
    In der Herde erhob sich Unruhe. Der silbrige Teppich in der Tiefe begann zu wogen und zu flimmern.
    Während Kamow den abgebrochenen Gesteinsklumpen und die eigene Unvorsichtigkeit verfluchte, verließ eine Echse nach der anderen den Lagerplatz und strebte den mittleren Durchgängen zwischen den Felsen zu. Bald sah Kamow überall ringsum ihre silbern glänzenden Felle. Er zählte mehr als fünfzig Tiere. Nun war an einen Abstieg nicht mehr zu denken. Alle Fluchtwege waren verlegt. Solange die Ungeheuer nicht abzogen, mußte er auf seinem Felsen ausharren.
    Kamow wußte nur zu gut, daß sich die Echsen aller Voraussicht nach erst bei Anbruch der Dunkelheit entfernen würden. Die Sonne ging hier um acht Uhr zwanzig Moskauer Zeit unter. Also blieben bis dahin noch vier Stunden. Der Sauerstoff in der Flasche würde so lange reichen. Daß die Tiere zu ihm heraufklettern könnten, brauchte er nicht zu befürchten. Sie machten keinerlei Anstalten, auf den Felsen zu springen, was Raubtiere auf der Erde unbedingt getan hätten. Er war an seinem uneinnehmbaren Zufluchtsort außer Gefahr und hätte in Ruhe abwarten können, bis die Tiere ihren nächtlichen Streifzug antraten, wenn … ja wenn das Raumschiff den Mars nicht hätte pünktlich um acht Uhr verlassen müssen. Spätestens um sieben Uhr mußte er sich befreien, koste es, was es wolle, sonst blieb ihm keine Hoffnung mehr, das Schiff rechtzeitig zu erreichen. Was ihn dann erwartete, war der Tod. Kamow hatte Belopolski das Versprechen abgenommen, unter allen Umständen pünktlich zu starten. »Auch dann, wenn Sie sich verspäten?« hatte Konstantin Jewgenjewitsch gefragt. »Auch dann!« hatte er geantwortet, ohne zu schwanken. Belopolski würde Wort halten. Er wußte, welche Folgen eine Verzögerung haben konnte.

 
Heimwärts!
     
    Gegen Mittag hatte ich Kamow zu seiner letzten Fahrt mit dem Geländewagen hinausbegleitet. Sergej Alexandrowitsch war ausnehmend guter Laune. »Lassen Sie sich die Zeit nicht lang werden!« scherzte er, als er sich ans Steuer setzte. Dann fuhr der Wagen davon.
    Ich kehrte an Bord zurück. Belopolski saß an Paitschadses Bett. Dicht neben ihm befand sich auch die Funkstation. Ich ging in mein Laboratorium und räumte auf.
    Nachdem ich meine Arbeit im Labor beendet hatte, kehrte ich zu den beiden Astronomen zurück. Sie unterhielten sieh über Dinge, die nichts mit dem Mars und unserem Aufenthalt auf dem Planeten zu tun hatten. Kamow hatte sich noch nicht gemeldet. Ich trat ans Fenster und blickte hinaus auf das bereits vertraute Bild der Marswüste. Der Tag war klar und windstill.
    Um vierzehn Uhr zehn teilte Kamow mit, er trete die Rückfahrt an. Er bat uns, in einer Stunde das Leitsignal zu geben, weil er auf einem anderen Wege zurückkehren wollte.
    Die Stunde verging. Belopolski schaltete das Mikrofon ein. Es folgte ein kurzes Gespräch, von dem ich nicht ein Wort vergessen habe. Kamow überraschte uns mit der Neuigkeit, daß er Felsen entdeckt habe. Diese Worte wirkten zündend, sogar Paitschadse richtete sich erregt auf. Felsen auf dem Mars! »Endlich!« murmelte er.
    Kamow sagte, er wolle den Wagen verlassen, um seine Entdeckung näher zu untersuchen und Gesteinsproben zu sammeln. Paitschadse bat ihn, vorsichtig zu sein, worauf Kamow das Gespräch ziemlich hastig abbrach. Möglicherweise befürchtete er weitere Einwände.
    Als ein Geräusch verkündete, daß Kamow abgeschaltet hatte, sprang Paitschadse unerwartet von seinem Lager auf. Belopolski schüttelte mißbilligend den Kopf.
    »Es besteht doch gar kein Grund zur Besorgnis«, sagte er.
    »Ich weiß«, antwortete Paitschadse.
    »Weshalb regen Sie sich denn auf?«
    »Das weiß ich nicht, aber ich bin nun mal aufgeregt.«
    In diesem Augenblick erinnerte ich mich an Basons Aufnahme, die ich entwickelt
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