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TS 02: 220 Tage im Weltraumschiff

TS 02: 220 Tage im Weltraumschiff

Titel: TS 02: 220 Tage im Weltraumschiff
Autoren: G. Martynow
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Die Begegnung mußte in wenigen Sekunden stattfinden. Die Sturmwand näherte sich mit Ungestüm. Vor ihr drehten sich Sandhosen wild im Kreise.
    Kamow sah vorn bereits die Biegung der Wagenspur, die am »Sumpf« vorbeiführte. Noch ein Stück! … Noch ein kleines Stück!
    Sie schafften es! Die gefährliche Stelle lag hinter ihnen. Da fuhr ein furchtbarer Wirbelsturm auf den Wagen nieder, als wollte er sich für die erlittene Niederlage rächen. Die Geschwindigkeit sank sofort auf vierzig Stundenkilometer. Undurchdringliche Finsternis hüllte alles ringsum ein. Schwere Sandmassen prasselten gegen die Wagenfenster, und die Scheiben knirschten, als riebe sie jemand mit Schmirgelpapier.
    »Bitten Sie Belopolski, das Leitsignal zu geben!«
    Wie als Antwort auf diese Worte leuchtete am Armaturenbrett ein verschwommener grüner Kreis auf, in dessen Mitte sich deutlich ein schwarzer Streifen abzeichnete. »Bravo! Er ist von selbst daraufgekommen!« sagte Kamow.
    Nun galt es nur noch, die Richtung strikt einzuhalten. Der schwarze Streifen durfte sich nicht verzerren und nicht breiter werden, denn dies würde bedeuten, daß der Geländewagen vom geraden Weg abgewichen war. Alles andere war Sache des Motors und der starken Wände des Wagens.
    Etwa eine halbe Stunde war vergangen.
    Plötzlich leuchtete vorn, inmitten der pechschwarzen Nacht, ein winziges helles Pünktchen auf.
    »Der Scheinwerfer!« sagte Kamow. »Wir sind also schon fast zu Hause.«
    »Erstaunlich, daß er bei solch einem Sturm noch zu sehen ist.«
    »Vierhundert Kilowatt! Das ist ja beinahe ein Leuchtfeuer.«
    Melnikow schaltete das Mikrofon ein. »Wir sehen den Scheinwerfer«, meldete er.
    »Großartig!« erwiderte Belopolski. »Er brennt schon seit einer Viertelstunde. Dann sind Sie also ganz in der Nähe. Sehen Sie ihn gut?«
    »Ganz deutlich.«
    Der Wagen verlangsamte seine Fahrt. Das Schiff war unmittelbar in der Nähe. Der Scheinwerfer leuchtete wie ein heller Stern, und in seinem Licht sah man verschwommen die vor dem Fenster wirbelnden Sandkörner. Der Sturm hielt mit unverminderter Kraft an, er wurde sogar noch heftiger. Aber er war nun nicht mehr gefährlich. Der Geländewagen näherte sich seinem Ziel.
    Der Scheinwerferstrahl knüpfte ein unsichtbares Band zwischen ihm und dem Raumschiff, vereinte die beiden Männer mit den Freunden, die hinter den sicheren Bordwänden ungeduldig warteten.

 
Der Stahlobelisk am Marssee
     
    Aus dem Geländewagen auszusteigen, erwies sich als gar nicht so leicht. Man konnte keinen Schritt tun, ohne daß der Orkan einen umwarf. Als der Wagen hielt, wurde er im Nu bis an die Fenster mit Sand zugeschüttet. Das in der Nähe liegende Raumschiff war im Dunkel kaum zu erkennen. Nur das grelle Licht des Scheinwerfers ermöglichte es ihnen, sich einigermaßen zu orientieren.
    Kamow steuerte den Wagen dicht an das Schiff heran, in den Windschutz der linken Bordwand. Auf seine Bitte ließ Belopolski die Tragfläche ein Stück heraus, so daß der Wagen von oben geschützt war. Die Tür der Ausstiegkammer befand sich nun genau gegenüber der Wagentür. So war der Übergang an Bord nicht mehr gefährlich, und die Heimgekehrten verließen nacheinander den Wagen.
    Der Sturm tobte noch anderthalb Stunden, dann legte er sich ebenso unvermittelt, wie er gekommen war. Die Sandwolke jagte am Raumschiff vorüber und verschwand hinter dem Horizont. Der Wind wehte noch eine Zeitlang, dann hörte auch er auf. Die Umgebung des Schiffes sah wieder so aus wie am Morgen.
    »Sonderbar!« sagte Belopolski. »Wenn wir diesen Sturm verschlafen hätten, würden wir es einfach nicht glauben, daß es ihn gegeben hat.«
    In der Tat, weit im Umkreis entdeckte man auch nicht eine Spur mehr von dem Orkan. Die Sandschicht, die den Boden bedeckte, schien unberührt. Das Dickicht der Pflanzen stand da wie zuvor, nicht einmal über ihren Wurzeln hatten sich Sandwehen gebildet. Nur an der rechten Bordwand des Raumschiffes ragte ein gewaltiger Hügel empor und versperrte’ aus allen Fenstern die Aussicht nach dieser Seite.
    »Heben Sie das Schiff!« sagte Kamow zu Melnikow.
    Melnikow drückte auf einen Knopf am Pult. Ein Motor lief an, und die Räder schoben sich aus dem Rumpf heraus. Langsam hob sich dasSchiff. Der Sandhügel, der sich an der Bordwand angehäuft hatte, fiel zusammen, und die Fenster wurden wieder frei.
    Auch auf dieser Seite hatte sich nichts geändert. Der glatte Spiegel des Sees war blank wie vor dem Sturm.
    Bis Sonnenuntergang war noch
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