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Trügerisches Bild: Ein Auftrag für Spenser

Trügerisches Bild: Ein Auftrag für Spenser

Titel: Trügerisches Bild: Ein Auftrag für Spenser
Autoren: Robert B. Parker
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die Immatrikulationen auswirken könnte, auf den Personalpool oder, Gott bewahre, auf die Geldbeschaffung und die Unterstützung durch die Ehemaligen.“
    „Wie schmeckt Ihnen das?“
    Crosby lächelte. „Gar nicht. Aber es motiviert einen. Wir geben uns richtig viel Mühe bei der Verhütung von Straftaten, weil wir dann nichts vertuschen müssen.“
    „Und dann kam Prince?“
    Crosby nickte. „Er kann die Finger nicht von den Studentinnen lassen. Sie wissen schon, berühmter Dozent, gut aussehend, gut gekleidet auf eine schnöselige Art. Hat diesen falschen britischen Akzent drauf, den sie in den Dreißigern und Vierzigern den Filmstars beigebracht haben. Viele Mädchen gehen gern mal mit ihm aus. Etliche legt er auch flach. Bloß dass er sie alle flachlegen will. Wir kriegen Beschwerden über sexuelle Belästigung rein, über sexuelle Anspielungen, unangebrachte Berührungen, Stalking und dass er Noten gegen Sex tauschen will.“
    „Und was sagt die Universität dazu?“
    „Die ist gar nicht begeistert. Aber er ist Dozent in Festanstellung und ein weithin anerkannter Experte für irgend so eine Kunstrichtung.“
    „Realismus in den Niederlanden wahrscheinlich.“
    „Wenn Sie meinen. Jedenfalls hatte ich dadurch mit ihm zu tun. Ich hab ihn so oft kommen lassen und mit ihm gesprochen, dass wir schon fast gute Bekannte wurden.“
    „Wie hat er reagiert, als Sie ihn auf sein Verhalten angesprochen haben?“
    „Er war schockiert – schockiert, sage ich Ihnen.“
    „Dann hat er’s abgestritten?“
    „Von vorne bis hinten. Ihm zufolge haben die Mädchen ihm entweder übelgenommen, dass er sie – Zitat – verschmäht hat, oder sie haben sich irgendwelchen Fantasien hingegeben und die irgendwann mit der Realität verwechselt.“
    „Ausnahmslos alle?“
    „Ausnahmslos alle. Er hat jede einzelne Beschwerde weit von sich gewiesen. Und seinen Anwalt ins Spiel gebracht. Wenn wir irgendetwas davon weiterverfolgen würden, würde er gerichtlich gegen die Mädchen und die Universität vorgehen. Keine Ahnung, vielleicht sogar gegen mich.“
    „Wissen Sie, wie der Anwalt heißt?“
    „Nein, aber unser Justitiar weiß das.“ Er drehte seinen Stuhl zur Seite, griff zum Telefonhörer und hieb eine Nummer ins Tastenfeld. „George. Mike Crosby. Wie hieß noch mal der Anwalt, mit dem Ashton Prince uns gedroht hat?“ Er wartete, nickte und schrieb einen Namen auf einen gelben, linierten Notizblock. „Danke, George. Nein, nichts weiter. Ich will bloß gerade die Akte sauber abschließen. Klar, George. Das bleibt unter uns. Danke.“
    Er sah mich an. „Das ist das Motto unserer Dienststelle hier. Viele Dienststellen haben so was wie ‚Dein Freund und Helfer‘. Wir haben ‚Das bleibt unter uns‘.“
    Er riss das oberste Blatt vom Block und gab es mir. „Morton Lloyd. In Boston.“
    Ich faltete den Zettel und steckte ihn ein. „Dann hat die Universität beschlossen, nicht wegen Prince aktiv zu werden.“
    „Nein, sie hat beschlossen, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Das ist schon aktives Handeln.“
    „An Eltern statt.“
    Crosby nickte. „Toll, oder.“
    „Können Sie mir einen Gefallen tun?“
    „Solange das unter uns bleibt.“
    Ich grinste. „Prince hat ein Seminar namens ‚Realismus in den Niederlanden‘ gegeben. Ein Lehrassistent führt es gerade zu Ende. Es findet dienstags von zwei bis fünf statt.“
    „Wollen Sie sich dafür einschreiben?“ „Ich möchte eine Liste der Teilnehmer.“
    „Kein Problem. Haben Sie ein Fax?“
    „Klar. Ich bin ein High-Tech-Verbrecherjäger.“ Ich gab ihm meine Karte.
    „Ich faxe sie Ihnen heute Nachmittag. Wozu wollen Sie sie?“ „Keine Ahnung. Ich will einfach ein bisschen hier durchs Unterholz stapfen und gucken, was ich so aufscheuche.“
    Crosby grinste. „Nennt sich Polizeiarbeit.“

14
    Am Morgen rief ich Rita Fiore an. Rita ist mal Staatsanwältin von Norfolk County gewesen. Jetzt war sie Prozessanwältin bei Cone, Oakes.
    „Erzähl mir mal, was du über einen Anwalt namens Morton Lloyd weißt“, sagte ich.
    „Mort, das Wort“, sagte sie. „Hat seine eigene Kanzlei, Lloyd und Leiter, irgendwo im Zentrum, in der Milk Street vielleicht. Worum geht’s denn?“
    „Wenn ich das wüsste. Was sollte ich besser über ihn wissen?“
    „Er ist clever. Er ist knallhart. Mit Ethik hat er es, glaube ich, nicht so, aber wenn ich jemanden verklagen wollte, wäre Mort meine Wahl. Willst du jemanden verklagen?“
    „Nee. Ich schnüffele bloß
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