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Trucks. Erzählungen

Trucks. Erzählungen

Titel: Trucks. Erzählungen
Autoren: Stephen King
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Behandlung beantwortet.«
    »Wie schön«, meinte Morrison trocken und stand auf.
    »Gestatten Sie mir zum Abschluß noch eine Frage. Seit einer Stunde haben Sie nicht geraucht. Wie fühlen Sie sich?«
    »Gut«, log Morrison. »Ich fühle mich wohl.«
    »Das freut mich für Sie!« frohlockte Donatti. Er trat hinter dem Schreibtisch hervor und öffnete die Tür. »Rauchen Sie heute Abend, so viel Sie wollen. Ab morgen werden Sie keine Zigarette mehr anrühren.«
    »Wirklich nicht?«
    »Mr. Morrison«, gab Donatti feierlich zurück, »dafür garantieren wir.«
    Pünktlich um drei saß er am nächsten Tag im Vorzimmer der Nonfumo Gesellschaft. Den ganzen Tag lang hatte er geschwankt, ob er den Termin, den die Sekretärin ihm beim Hinausgehen gegeben hatte, einfach abblasen sollte oder nicht.
    Den Ausschlag gab schließlich Jimmy McCanns Behauptung, sein ganzes Leben habe sich zum Vorteil verändert. Und in seinem Leben waren, weiß Gott, ein paar Änderungen nötig. Außerdem war er neugierig. Ehe er in den Aufzug stieg, rauchte er eine Zigarette bis zum Filter. Verdammt schade, wenn das seine letzte sein sollte, dachte er. Sie schmeckte scheußlich.
    Dieses Mal brauchte er nicht so lange zu warten. Als die Sekretärin ihm sagte, er könne eintreten, nahm Donatti ihn in Empfang. Lächelnd drückte er ihm die Hand, doch Morrison kam das Lächeln beinahe boshaft vor. Er merkte, wie er nervös wurde, und sehnte sich nach einer Zigarette.
    »Kommen Sie mit«, forderte Donatti ihn auf und führte ihn wieder in das kleine Zimmer.
    Er nahm hinter dem Schreibtisch Platz, und Morrison setzte sich auf den anderen Stuhl.
    »Ich bin sehr froh, daß Sie gekommen sind«, äußerte Donatti. »Viele Leute lassen sich nach dem Einführungsgespräch nie wieder blicken. Sie merken, daß es ihnen doch nicht so ernst mit dem Wunsch ist, das Rauchen aufzugeben. Die Zusammenarbeit mit Ihnen wird mir ein Vergnügen sein.«
    »Wann beginnt die Behandlung?« Hypnose, sagte er sich. Es kann sich nur um Hypnose handeln.
    »Oh, die hat bereits begonnen. Die Behandlung fing an, als wir uns auf dem Korridor die Hand schüttelten. Haben Sie Zigaretten bei sich, Mr. Morrison?«
    »Ja.«
    »Kann ich sie bitte haben?«
    Schulterzuckend gab Morrison ihm das Päckchen. Es waren ohnehin nur noch zwei oder drei darin.
    Donatti legte das Päckchen auf den Schreibtisch. Lächelnd blickte er Morrison in die Augen, ballte die Faust und hämmerte auf die Packung ein, die sich verbog und plattgedrückt wurde. Das abgebrochene Ende einer Zigarette flog heraus. Tabakkrümel streuten über die Tischplatte. Das Donnern von Donattis Faust hallte laut in dem geschlossenen Raum. Obwohl er mit aller Kraft zuschlug, blieb das Lächeln auf seinen Lippen. Morrison lief eine Gänsehaut über den Rücken. Wahrscheinlich soll das der Einschüchterung dienen, dachte er.
    Endlich hielt Donatti inne.
    Er nahm das deformierte Päckchen in die Hand. »Sie glauben gar nicht, welche Befriedigung mir das verschafft«, sagte er und warf es in den Papierkorb. »Selbst nach drei Jahren in diesem Geschäft macht es mir immer noch Freude.«
    »Als Therapie läßt es manches zu wünschen übrig«, meinte Morrison nicht unfreundlich.
    »Im Foyer dieses Gebäudes befindet sich ein Zeitschriftenstand. Dort kann man ebenfalls sämtliche Zigarettenmarken kaufen.«
    »So ist es«, pflichtete Donatti ihm bei. Er faltete die Hände. »Ihr Sohn, Alvin Dawes Morrison, lebt in der Paterson Schule für behinderte Kinder. Er wurde mit einem Gehirnschaden geboren. Laut Test hat er einen IQ von 46. Damit fällt er nicht ganz in die Kategorie der lernfähigen Behinderten. Ihre Frau -«
    »Woher wissen Sie das?« herrschte Morrison ihn an. Er war erschrocken und wütend.
    »Sie haben, verdammt noch mal, kein Recht, in meinen Privatangelegenheiten herumzuschnüffeln!«
    »Wir wissen noch viel mehr über Sie«, entgegnete Donatti gelassen. »Aber wie ich Ihnen bereits sagte, werden sämtliche Informationen streng vertraulich behandelt.«
    »Ich gehe«, verkündete Morrison mit flacher Stimme. Er stand auf.
    »Bleiben Sie doch noch ein bißchen.«
    Morrison warf ihm einen prüfenden Blick zu. Donatti war nicht aufgeregt. Er machte eher einen vergnügten Eindruck. Er hatte die Miene eines Mannes, der diese Reaktion schon Dutzende von Malen erlebt hat - vielleicht noch viel öfter.
    »Na schön. Aber mit der Behandlung strengen Sie sich bitte an.«
    »Oh, das tun wir.« Donatti lehnte sich zurück. »Ich sagte
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