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Troubles (German Edition)

Troubles (German Edition)

Titel: Troubles (German Edition)
Autoren: James Gordon Farrell
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Sandwiches. Schließlich war es dann doch so dunkel, dass nichts anderes übrigblieb, als das Licht einzuschalten, und das brachte alle Anwesenden mit einem Schlag auf den Boden der Tatsachen zurück. Das Leuchten in Angelas Augen verglomm. Jetzt sah sie wieder müde, geplagt und gewöhnlich aus.
    »Ah, das waren noch Zeiten, vor dem Krieg. Da konnte man eine gute Flasche Whisky für vier Shilling Sixpence kaufen«, sagte Mr. O’Neill. »Die verfluchten Frauen, mit denen hat das Unglück angefangen.«
    »Sie haben sich Vorteile durch ihr Geschlecht verschafft«, stimmte seine Gattin zu. »Sie haben ein Haus in die Luft gejagt, das für Lloyd George bestimmt war. Sogar unter den Krönungssessel haben sie eine Bombe gelegt. Die schönsten Golfplätze haben sie verwüstet und die Post anderer Leute verbrannt. Benimmt sich so etwa eine Dame? Wenn man solchen Leuten nachgibt, das bereut man immer. Wenn nicht der Krieg gekommen wäre …«
    »… In dem die Frauen von England tapfer ihren Anteil geleistet haben, mehr als ihren Anteil sogar, und ich ziehe meinen Hut vor ihnen. Sie hatten das Wahlrecht verdient. Aber die britische Öffentlichkeit lässt sich nicht terrorisieren. Sie hat damals nicht nachgegeben und sie wird auch heute nicht nachgeben. Denken Sie an diese Frau, die sich beim Derby vors Pferd geworfen hat. Das Pferd des Königs lag an fünfter Stelle, da wäre sowieso nichts mehr zu machen gewesen … aber wenn es Craiganour gewesen wäre, dann hätten diese Weiber den Zorn Englands zu spüren bekommen.«
    Plötzlich merkte der Major, dass Viola O’Neill, deren langes Haar zu kindischen Zöpfen geflochten war, die eine Art Schuluniform aus grauem Tweed trug und die kaum älter als sechzehn sein konnte (drall und hübsch, wie sie war), ihn keck und unverwandt ansah. Verlegen senkte er den Blick und betrachtete nun den leeren Teller vor sich.
    Was Ripon anging, der war sichtlich gelangweilt. Er war zu einer orthodoxeren Sitzposition zurückgekehrt, saß mit übereinandergeschlagenen Beinen und schlug sich mit einem Teelöffel aufs Knie, um seine Reflexe zu testen. Der Major beobachtete ihn schläfrig. Jetzt, nachdem er gegessen hatte, konnte er sich nur noch mit Mühe wachhalten, und zugleich spürte er doch, wie Miss O’Neills vorwitzige Augen ihn beobachteten. Zum Glück – gerade als er das Gefühl hatte, dass er keinen Augenblick länger gegen die überwältigend einschläfernden Reminiszenzen Boy O’Neills über seine Schulzeit ankämpfen konnte – regte sich etwas. Ein massiger, ungestüm wirkender Mann in weißen Flanellhosen trat hinter einem üppigen Farn hervor, an dem der trübe Blick des Majors zufällig hängengeblieben war. »Rasch, Männer!«, rief er. »Man hat zwielichtige Gestalten auf dem Gelände gesehen. Shinner wahrscheinlich.«
    Die Teegesellschaft sah ihn mit großen Augen an.
    »Rasch!«, rief er noch einmal, mit einer ruckhaften Bewegung mit dem Tennisschläger, den er in der Hand hatte. »Glauben wahrscheinlich, sie können hier Waffen holen. Ripon, Boy, bewaffnet euch und kommt mit. Sie auch, Major, freut mich Sie kennenzulernen, da werden Sie ja wohl mitmachen wollen. Kommen Sie schon, Boy, Sie sind doch noch nicht zu alt für eine Rauferei!«
    Im Halbdunkel regte sich der alte Arzt kaum merklich.
    »Verfluchter Dummkopf!«, brummte er.
    Der ungestüme Mann in Flanell war natürlich Angelas Vater Edward. Das steinerne, kantige Gesicht mit dem akkurat gestutzten Schnurrbart und der gebrochenen Nase war unverkennbar (zumindest für den Major, der die Briefe seiner Tochter so sorgsam studiert hatte). Die gebrochene Nase zum Beispiel rührte daher, dass er für Trinity gegen den berüchtigten Kevin Clinch geboxt hatte, einen Katholiken, der Gälisch sprach und dessen gnadenlose Fäuste damals Legende waren (schrieb jedenfalls Angela). Der barbarische Clinch (erinnerte sich der Major und lachte leise vor sich hin) hatte, wobei er unverständliche Flüche zwischen blutenden Lippen hervorstieß, ebensoviel einstecken müssen, wie er austeilte, bis es ihm schließlich gelungen war, »Vater« mit einem glücklichen Haken k.o. zu schlagen. Immer wieder war Spencer senior zu Boden gegangen, immer wieder hatte er sich erhoben, um englischen Schneid und englische Hartnäckigkeit gegen die größere Kraft seines keltischen Gegners zu beweisen. Der Major stellte ihn sich vor, wie er am Ende dann doch auf der Matte lag und die Fäuste noch im Reflex weiterschlugen wie die Gliedmaßen eines
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