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Trigger - Dorn, W: Trigger

Titel: Trigger - Dorn, W: Trigger
Autoren: Wulf Dorn
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es gerade noch rechtzeitig geschafft.«
    »Wie geht es Herrn Böck jetzt?«
    »Schwebt im pharmazeutischen Traumland. Ich habe ihm Tavor verabreicht.«
    Ellen nickte nur, wollte nach ihrem Kaffee greifen und ließ es dann bleiben.

    Solange ich das Zittern nicht besser in den Griff bekomme, sollte ich allenfalls mit einem Strohhalm trinken.
    Mark schien dies nicht entgangen zu sein. »Ellen, dir geht es nicht gut. Warum nimmst du dir nicht den Rest des Tages frei? Ich könnte Professor Fleischer vorschlagen, dass ich dich heute vertrete. Auf meiner Station ist im Moment alles im Lot, da wäre eine zusätzliche …«
    »Das ist nett gemeint«, unterbrach sie ihn. »Aber ich schaffe das schon. Der Chef sollte besser nichts von dem Vorfall erfahren. Am Ende müsste ich mir noch anhören, ich wäre mit Chris’ Vertretung überfordert.«
    »Wie du willst.« Mark zuckte mit den Schultern. »Obwohl ich denke, dass Fleischer dafür Verständnis hätte. Solche Vorfälle können jedem von uns passieren, und man müsste schon ziemlich abgestumpft sein, wenn sie einem nicht zu schaffen machten.« Er kramte ein Päckchen Zigaretten aus seinem Kittel. »Darf ich?«
    »Wenn dich der Sicherheitsbeauftragte erwischt, wird er uns beide lynchen«, antwortete Ellen und bemühte sich, dass ihr Scherz locker klang. »Aber wenn du jetzt eine brauchst, mache ich eine Ausnahme.«
    Mark lächelte dankbar und verstieß gleich darauf mit einer Camel gegen das allgemeine Rauchverbot in der Klinik.
    »O ja, die brauche ich jetzt wirklich, und ich werde alle Schuld für den Qualm auf mich nehmen, versprochen.«
    Dann verschwand sein Lächeln, und seine Stimme wurde leiser. »Weißt du, seit ich hier arbeite, habe ich zwei Patienten durch Selbstmord verloren. Wenige Wochen nachdem ich angefangen hatte, warf sich einer meiner Patienten vor einen ICE. Das war in dem Jahr, bevor du an die Klinik
gekommen bist. Letzten Winter dann die Frau, die in die Donau gesprungen ist.«
    Mark vermied es, Namen auszusprechen. Er schien mit der Erinnerung noch immer nicht klarzukommen. Ellen erinnerte sich an Maren Weiß. Eine hochdepressive Patientin, die eine rapide Verbesserung vorgetäuscht hatte, um ihren ersten Ausgang für den Sprung ins eisige Wasser zu nutzen.
    Ihre Leiche war erst anderthalb Wochen später im Rechen eines Stauwerks gefunden worden. Nach ihrer Identifizierung hatte Mark eine Woche Urlaub gebraucht.
    »In beiden Fällen war ich überzeugt, alles Menschenmögliche für die Patienten getan zu haben«, fuhr Mark fort. Er versuchte seine Aufgewühltheit zu verbergen, aber der Unterton seiner Stimme verriet ihn. Während er sprach, betrachtete er den Rauch, der vom Luftzug des gekippten Fensters verwirbelt wurde. »Ich habe mir klargemacht, dass man Menschen, die sich zum Suizid entschließen, nicht aufhalten kann. Wenn sich jemand wirklich dazu entschieden hat, sich aus dem Leben zu verabschieden, kündigt er es nicht an. Er tut es einfach.
    Aber vorhin im Bad war es anders. Zum ersten Mal hatte ich die Chance, rechtzeitig die Fäden in die Hand zu nehmen. Natürlich nicht alle, aber genug, um Böcks Leben zu retten. Trotzdem war da diese Scheißangst, dass er die Nummer drei auf der Liste werden würde.«
    »Zuerst habe ich ja daran gedacht, einfach den Stecker zu ziehen«, sagte Ellen, »aber ich war zu weit von ihm entfernt. Wäre ich einfach auf die Steckdose zugelaufen, hätte ich womöglich Böcks Entschluss nur noch beschleunigt, sich in gewässertes Roastbeef zu verwandeln.«

    Mark grinste. »Gewässertes Roastbeef. Echt gut. Du hörst dich schon fast so an wie Chris.«
    »Findest du?«
    Mark löschte die Zigarette in seinem Kaffeebecher. »Ja, finde ich. Was treibt er eigentlich, dein Herr Heimwerker? Immer noch am Hausrenovieren?«
    Ellen schüttelte den Kopf. Eigentlich hatte Chris seinen Urlaub nutzen wollen, um sich um die Böden des Hauses zu kümmern, Parkett und Fliesen zu verlegen, und falls noch Zeit blieb, Angebote für eine neue Haustür einzuholen.
    Aber dann war alles anders gekommen.
    »Er ist heute Morgen nach Australien geflogen.«
    »Australien?« Mark sah sie erstaunt an. »Davon hat er gar nichts erzählt. Er fliegt nach Australien, einfach so, und nimmt dich nicht mit?«
    »Er begleitet seinen Freund Axel. Axels Freundin hat sich vor ein paar Tagen von ihm getrennt, kam recht überraschend, und die Tickets waren ein Sondertarif ohne Rücktrittsmöglichkeit, irgendetwas in der Art. Also hat er Chris
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