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Trigger - Dorn, W: Trigger

Titel: Trigger - Dorn, W: Trigger
Autoren: Wulf Dorn
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blassgrüne Türblatt wie durch Glas sehen. »Verflixt, wo hast du gesteckt?«
    »Patientengespräch. Was ist mit Böck los?«
    »Keine Ahnung. Er scheint beim Mittagessen urplötzlich durchgedreht zu sein. Hat zuerst Marion angefallen und sich dann hier im Badezimmer verbarrikadiert.«
    Wie alle Patientenräume hatte auch die Badtür kein Schloss, dennoch schien sie durch irgendetwas von innen blockiert zu werden. Marks wiederholter Versuch, sie zu öffnen, scheiterte nach nur wenigen Zentimetern.
    »Lasst mich in Ruhe! Haut ab!«

    Ellen war erstaunt, wie tief Böcks Stimme doch war. Sie hatte sie sich seinem zierlichen Erscheinungsbild nach um einiges höher vorgestellt. Tatsächlich hatten jedoch weder sie noch irgendjemand sonst auf Station 9 Herrn Böck bisher reden hören. Als er eingeliefert worden war, hatte er sich steif und mit starrem Blick auf sein Zimmer führen lassen und auf keinen Kontaktversuch reagiert. Dass sich dieser Zustand nun so abrupt verändert hatte, war einerseits erstaunlich, andererseits auf alle Fälle besorgniserregend.
    »Wir können nicht so einfach weggehen, Herr Böck, und das wissen Sie«, rief Mark durch den schmalen Türspalt. »Lassen Sie mich zu Ihnen herein, und wir können reden.«
    »Reden? REDEN? Ha! Ihr wollt, dass ich sie esse. Ihr wollt, dass ich MEINE FRAU AUFESSE! Aber das werde ich nicht tun. NIEMALS!«
    »Was redet der da?«, fragte Ellen im Flüsterton. »Böck hatte einen Schock, aber er schien mir nicht wahnhaft.«
    »Ob wahnhaft oder nicht, im Moment hat er auf jeden Fall keine Lust, seine Frau zu essen.« Mark rief wieder durch den Türspalt: »Herr Böck, Frau Dr. Roth ist jetzt bei mir. Sie erinnern sich doch noch an Frau Dr. Roth?«
    »Sie soll verschwinden! Sie beide sollen verschwinden! Ich tu es sonst!«
    »Was tun Sie sonst?«
    »Das geht euch einen Scheißdreck an!«
    Mark wechselte einen kurzen Blick mit Ellen. Beide schienen in diesem Augenblick dasselbe zu denken: Suizid.
    Möglich, dass Böcks Drohung nur eine leere Phrase war, es war aber genauso möglich, dass Böck im Badezimmer
etwas entdeckt hatte, womit er seine Drohung in die Tat umsetzen konnte. Nassrasieren war den Patienten zwar untersagt, aber wie leicht ließ sich eine Rasierklinge einschmuggeln. Ebenso waren ein Gürtel oder der Gurt eines Bademantels zusammen mit dem Gestänge für den Duschvorhang eine gefährliche Kombination.
    »Herr Böck«, rief Ellen. »Wir wollen nur mit Ihnen reden, mehr nicht. Ich will Ihnen dabei in die Augen sehen können. Deshalb werden Dr. Behrendt und ich jetzt zu Ihnen hereinkommen.«
    »Und wie, zum Teufel, gedenkst du die Tür aufzukriegen?«, fauchte Mark.
    »Du bist doch stark, oder?«, flüsterte sie.
    »Herrgott, das ist eine Metalltür, und ich bin nicht Bruce Willis!«
    »Bleibt ja weg!«, kreischte Böck.
    Ellen hörte Wasser rauschen. Eine Badewanne wurde eingelassen. Was immer Böck auch vorhatte, viel Zeit blieb ihnen nicht, es zu verhindern.
    »Also gut, Herr Böck. Wir werden jetzt zu Ihnen kommen!«, rief Mark und winkte Schwester Marion zu. »Bringen Sie mir ein Kissen. Schnell!«
    »NEEEEIIIIN!« Böck heulte. Dann platschte etwas ins Wasser. Sekunden später noch einmal.
    »Was macht der bloß?«
    Ellen sah sich nach etwas um, mit dem man die Tür hätte aufhebeln können – einen herrenlosen Infusionsständer oder etwas in der Art -, fand jedoch nichts.
    Endlich kam Marion zurück. Mark riss ihr das Kissen aus der Hand, hielt es an seine Schulter und rannte mit einigem Anlauf gegen die Badezimmertür. Der junge Arzt
war nicht gerade ein Schwergewicht, und die Blockade hielt seinem Aufprall stand.
    »GEEEHT WEEEEEG!«, hallte Böcks Stimme von hinter der Tür zu ihnen.
    »Noch mal!«, rief Ellen.
    Mark unternahm einen zweiten Anlauf. Diesmal gab die Tür nach. Sie ging weit genug auf, dass Mark hindurchschlüpfen konnte.
    Kaum war er im Badezimmer, hörte Ellen seinen Aufschrei: »Nein! Tun Sie das nicht!«
    Ellen folgte ihrem Kollegen. Böck hatte die Tür von innen mit einem rutschfesten Duschstuhl für gehbehinderte Patienten blockiert, der sich selbst durch Marks heftige Stöße gegen die Tür kaum über den Fliesenboden bewegen ließ. Nun stand der zierliche Mann, nur mit Pyjama und Bademantel bekleidet, in der rechten von drei Badewannen.
    Hinter ihm lief noch immer Wasser ein. Der Saum seines Bademantels schwamm bereits auf Höhe seiner zitternden Waden. Böcks spärliches Haar stand ihm wirr vom Kopf ab, und seine sonst winzig
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