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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition)
Autoren: Maike Claußnitzer
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keiner Schuld bewusst gewesen war. »Nachher bekommst du alles zu fressen, was du möchtest, aber jetzt musst du uns erst einmal helfen. Wenn du neulich für Malegis in der Kanzlei Feuer speien konntest, dann kannst du es jetzt auch für mich tun, nicht wahr? Oder doch für Theodulf. Er hat dir doch schöne silberne Blätter an einem Band geschenkt; erinnerst du dich nicht daran?«
    Gjuki zwitscherte leise und ließ sich aus Ardeijas Händen zu Boden gleiten; kurze Zeit später brannte die Kerze. Allerdings war es trotz des trüben Himmels zu hell, als dass man den Lichtschein, der von ihr ausging, besonders deutlich hätte wahrnehmen können.
    Wulf hatte schweigend zugesehen. »Ruf deinen Fürsten und achte darauf, dass die Kerze weiter brennt«, riet er nun, »denn wenn sie erlischt, müssen wir noch einmal ganz von vorn anfangen. Die Runen wirken nur ein einziges Mal.«
    Ardeija sah sich um. Bis auf drei struppige Pferde schien niemand sie zu beobachten. Dennoch war es ihm fast noch unangenehmer als neulich, Gudhelm zu bitten, sich zu zeigen.
    Vielleicht war dieses anfängliche Zögern dafür verantwortlich, dass die Beschwörung, als er sie endlich sprach, keinerlei Wirkung zeigte.
    »Siehst du etwas?«, fragte Ardeija schließlich, nachdem sie eine ganze Weile erfolglos gewartet hatten. »Ich nämlich nicht. Wenn ich nichts falsch gemacht habe, dann gibt das Drachenfeuer wohl nicht genug Licht, oder deine Runen …«
    »Die sind wirksam«, schnitt Wulf ihm das Wort ab. »Aber deinen Fürsten sehe ich auch jenseits des Kerzenlichts nicht.«
    Die Formulierung ließ Ardeija stutzig werden. »Sind denn andere hier?«, erkundigte er sich flüsternd. »Andere Geister, die du sehen kannst?«
    Wulf hob die Schultern, als wolle er sich zu der Frage lieber nicht äußern. »Ruf ihn noch einmal«, sagte er nur.
    »Kannst du ihn nicht rufen?«
    »Ich? Mich konnte er noch nicht einmal ausstehen, als er noch am Leben war. Darum wird es jetzt nicht besser bestellt sein.«
    »Aber du kannst ihn sicher so rufen, dass er es auch hört«, beharrte Ardeija.
    Wulf lächelte fein. »Gehört hat er dich gewiss. Ob er dich auch hören wollte , ist eine ganz andere Frage.«
    »Ihr guten Ahnen, helft mir«, murmelte Ardeija. »Wie soll das nur etwas werden?«
    Da Wulf sich nicht bequemte, ihm darauf eine Antwort zu geben, versuchte er notgedrungen noch einmal, nach seinem früheren Herrn zu rufen. Er durfte noch nicht den Mut verlieren; auch beim letzten Mal hatte es schließlich eine Weile gedauert, bis Gudhelm im Spiegel des Magus erschienen war. Heute stellte der Fürst Ardeijas Geduld jedoch auf eine noch härtere Probe und er war schon nahe daran, alle Hoffnung aufzugeben, als auf einmal Gjuki auf dem Stein, auf dem er sich bis dahin geräkelt hatte, stocksteif wurde. Nahe bei der Kerze erschien etwas wie ein blasser Nebelstreif und Ardeija ahnte, dass Wulfs Runenzauber und seine eigenen Bemühungen wohl doch nicht ganz vergeblich gewesen waren.
    Als das Gespenst eine etwas deutlichere Form angenommen hatte, erkannte Ardeija, dass er einen sehr zerzausten Gudhelm vor sich hatte, der alles andere als fürstlich und würdevoll wirkte.
    »Euer Großvater ist ein ruppiger Geselle, Schwertmeister!«, beklagte er sich ohne weitere Begrüßung. »Ihr hättet mir einen höflicheren Boten senden sollen.«
    Ardeija senkte den Kopf, halb in einer entschuldigenden Gebärde, halb, um das Lachen zu verbergen, das er angesichts der Erkenntnis, wie wörtlich sein Hilferuf wohl von einem seiner Ahnen genommen worden war, nicht ganz unterdrücken konnte. »Vergebt, mein Fürst, aber Ihr kennt ihn ja.«
    Gudhelm sah ihn missmutig an. »Nicht Bara! Der andere hat mich hergeschleift.«
    Ardeija schloss daraus, dass zumindest dem Mann namens Theodegar, den er nie gekannt hatte, an einer Rettung seines Sohnes gelegen sein musste. »Es tut mir leid, dass er Euch mit so wenig Achtung begegnet ist, doch ich bitte Euch, ihm seinen Eifer nachzusehen; die Angelegenheit ist wichtig.«
    »An der nötigen Achtung lasst auch Ihr es mittlerweile fehlen«, entgegnete Gudhelm ungnädig und versuchte, sein spinnwebfeines Haar glatt zu streichen, das so wüst in alle Richtungen abstand, als habe ihn jemand daran gepackt. »Anderenfalls hättet Ihr mich wohl kaum schon zum zweiten Mal wie einen bloßen Diener herzitiert. Und in schlechter Gesellschaft seid Ihr außerdem.«
    Wulf sah aus, als läge ihm mehr als eine angemessene Antwort auf der Zunge, aber
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