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Trias

Titel: Trias
Autoren: Marc Kayser
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Hauptfahrwerks brachen aus ihren Verankerungen. Unter den entsetzten Blicken der Passagiere wurden sie ins Irgendwo geschleudert. Die Cessna sackte hart durch. Hysterie und Panik kamen auf. Der Pilot umklammerte mit aller Kraft das Höhenruder. Noch hatte er die Maschine unter Kontrolle, auch wenn sie sich stark zur Seite neigte. Die Geschwindigkeit betrug jetzt 185 Meilen. Sie überflogen gerade die berühmtesten Seen Sibiriens: Linjowo, Danilowo und Schaitan.
    Mit gepresster Stimme meldete er ein schwer wiegendes Problem. »Tower, mit der Maschine stimmt etwas nicht. Halte die Cessna kaum noch in der Luft.«
    »Versuchen Sie eine Notwasserung«, empfahl der Towerlotse mit ruhiger Stimme.
    »Wie? Ich kann Sie nicht verstehen! Was ist mit Wasser?« Panik schnürte dem Mann die Stimme ab.
    »Notwassern! Versuchen Sie eine Landung!«, schnarrte es aus dem Tower zurück.
    »Ja, verstanden!«
    Der Pilot schaltete auf interne Kommunikation um und bemühte sich um eine gefasste Stimme.
    »Machen Sie sich auf eine harte Landung gefasst. Bleiben Sie angeschnallt sitzen, und nehmen Sie den Kopf zwischen die Beine. Und vermeiden Sie Panik.«
    Kirijenko faltete die nassen Hände, Schweiß rann ihm in den Hemdkragen, seine Sinne drohten ihm vor Angst zu schwinden. Er dachte an seine Frau, an die Kinder und dann an seine Ölaktien.
     
    Hinter den Sperrzäunen der Militärbasis in Kirow standen zwei Männer in schwarzen Overalls und hielten Funkgeräte mit Joysticks in der Hand. Insgesamt klebten vier winzige Sprengladungen mit Magneten an Bug und Heck der Cessna. Wenn sie jetzt ein drittes und viertes Mal drückten, würde ein Teil des Höhenruders und des rechten Seitenflügels abgesprengt. Mit nur einem Flügel, beschädigtem Höhenruder und ohne Fahrgestell war eine tödliche Bruchlandung unausweichlich.
    Wie ein sterbendes Glühwürmchen verschwand die Cessna urplötzlich vom Radarschirm der Flugüberwachung Scheremetjewo- 1 bei Moskau.

3
    Berlin-Treptow, Bundeskriminalamt, Abteilung Terrorabwehr und Polizeilicher Staatsschutz (ST), gleicher Tag, 14:55 Uhr Ortszeit
    Das Attentat auf Außenamts-Staatssekretär Stefan Rumpf war seit genau vierzehn Minuten Geschichte. Konrad Kaltenborn, der Vizepräsident des Bundeskriminalamts, balancierte den Telefonhörer zwischen Ohr und Schulter. Ein Mitarbeiter vom Landeskriminalamt Dresden war am Apparat, der ihm die dürftigen Informationen eines überforderten Streifenpolizisten zutrug.
    Kaltenborns sonst eher knurrig-ruhige Stimme schnappte über. »Wer ist denn da vor Ort?«, schnauzte er. »Etwa nur die Dorfpolizisten aus der Oberlausitz? Scheiße noch mal, die sollen die Finger davon lassen. Landpolizei und ein explodierter Staatssekretär passen nicht zusammen, Sie Spezialist! Das machen wir! Die sollen die Straße für mindestens drei Tage absperren, Posten aufstellen, Spuren sichern und vor allem die Medien beruhigen. Fahren Sie mit den Beamten von der Bundespolizei rüber und bringen Sie die Lage unter Kontrolle. Und nun: Marsch!«
    Er ließ den Hörer ungerührt von seinem Ohr auf den Holzschreibtisch fallen, auf dem das arme Ding krachend aufschlug.
    Sein Gesicht war feuerrot, der Adrenalinspiegel bedenklich hoch. Er presste den Oberkörper an den Schreibtisch, die rechte Hand hielt die Computermaus umklammert. Mit einem kurzen Ruck riss er das Gerät über das Gummi-Pad, rammte den kleinen Pfeil auf den Button einer Nachrichten-Onlineseite und rechnete längst damit, dass Journalisten vor Ort mal wieder mehr wussten als er selbst. Ein GAU mit einer Nummer zwei hatte ihm gerade noch gefehlt.
    Aber Rumpfs Tod hatte die Redaktionen offensichtlich noch nicht erreicht. Dafür sorgte eine andere Eilmeldung der Nachrichtenredaktionen bei Kaltenborn für Entsetzen.
    MOSKAU . Beim Absturz eines Geschäftsflugzeugs, das sich auf dem Weg in die russische Hauptstadt befand, sind vor wenigen Minuten sieben Menschen ums Leben gekommen, unter ihnen der stellvertretende russische Außenminister Viktor Kirijenko. Die Maschine vom Typ Cessna verunglückte auf ihrem Weg von Omsk nach Moskau über Sibirien, teilte der stellvertretende Generalstaatsanwalt Nikolai Sawtschenko mit. Die Ermittler nannten einen Pilotenfehler als wahrscheinliche Absturzursache. Zur Unfallzeit herrschte allerdings gutes Wetter. Augenzeugen wollen eine nächtliche Explosion noch in der Luft beobachtet haben. Beim Aufprall auf den Boden war das Flugzeug fast komplett ausgebrannt.
    Kaltenborns Gedanken zuckten wie
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