Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Trias

Titel: Trias
Autoren: Marc Kayser
Vom Netzwerk:
Es hätte Trias nicht verhindern können. Der Vertrag ist in der letzten Woche von allen Beteiligten unterschrieben worden.« Croy ließ diese Nachricht wirken, bis er sein Ziel erreicht hatte. Kong entglitten die Gesichtszüge.
    »Ich freue mich, dass davon nichts an die Öffentlichkeit durchgesickert ist«, schob Croy nach, »wundere mich aber gleichzeitig auch darüber. Offensichtlich stehen Sie, lieber General, einem der unprofessionellsten Geheimdienste vor, die es gibt.« Der General zuckte zurück, als hinge ein fauliger Fisch vor seiner Nase.
    »Wann und wo?«, presste er zwischen den Zähnen hervor.
    »Als wir in Berlin eine Terrorübung abhielten. Parallel dazu unterschrieben die Präsidenten Russlands, der USA und die deutsche Bundeskanzlerin in aller Ruhe den Vertrag im Anschluss an eine private Konferenz auf einer Militärbasis in Nordostdeutschland.«
    Lee Kongs Gesicht war jetzt so grau wie Staub. Aus den Augenwinkeln sah er auf Storm. Der hielt - aus Unachtsamkeit, Müdigkeit oder wegen fehlender Übung - seine Waffe gefährlich tief gesenkt. Bevor Croy ihn warnen konnte, schlug Kong zu. Der Ermittler stieß Sprock von sich. Er stand zwischen dem Gang und dem kleinen Raum, in dem sich Holzregale, Weinflaschen und ein paar leere Holzkisten mit aufgedruckten Hakenkreuzzeichen befanden.
    Kong und Storm wälzten sich auf der Erde, beschimpften sich dabei unflätig und versuchten, sich gegenseitig an die Kehlen zu gehen. Kong war nicht nur gewandter als Storm, er war auch jünger. Graf Sprock machte derweil eine ungeschickte Bewegung.
    Croy verlor die Nerven. Er drückte ab. Ein runder Fleck in Rot erschien auf Sprocks weißem Jackett. Er vergrößerte sich schneller, als Sprock brauchte, um zu Boden zu gehen.
    Vom Knall erschreckt, kämpften die beiden anderen noch verbissener um den Sieg. Croy konnte nicht viel tun. Das Risiko, den falschen Mann zu treffen, war ihm zu groß. Auf einmal war Kong in der Oberlage und drückte seine Hände kraftvoll auf Storms Gurgel. Croy hielt ihm den Revolver an die Schläfe.
    »Langsam aufstehen!«
    Kong reagierte wie ein Schweißhund, der eine Blutspur aufgenommen hatte: nämlich gar nicht. Er drückte nur noch fester zu.
    Storms Beine zuckten. Seine Hände waren vor Anstrengung schneeweiß und hatten sich in Kongs Armen verkrallt. Croys Gedanken überschlugen sich. Brauchte man Kong noch, um mehr Klarheit zu gewinnen? Oder sollte er Kong in die Schläfe schießen? Das käme einer Hinrichtung gleich. Er traf eine Entscheidung. Er zielte auf Kongs Fuß und drückte einmal ab. Der Oberkörper des Generals flog, wie von einem starken Stromstoß getroffen, von Storm weg und traf gegen Croys Beine, der, das Gleichgewicht verlierend, nach hinten wegkippte. Im Fallen entleerte er sein gesamtes Magazin. Staubbrocken und Holzstücke pfiffen durch die Luft wie beim Abriss eines irischen Reihenhauses. Kugeln schlugen in die Wände ein, trafen den Chinesen mehrmals in die Beine, Brust und die Hüften, verfehlten Storm nur knapp und durchzuckten gleichfalls die Leiche von Sprock, dass es aussah, als schüttelten ihn Elektroschocks zurück ins Leben. Von irgendwoher erklangen hektische Männerstimmen. Sie drangen wie durch Watte in die Katakomben. Zwei Männer in schwarzen Overalls erschienen im Gang vor dem völlig verrauchten Raum. Plötzlich war es sehr still. Munitionsdampf waberte durch die Luft wie ein Geist.

13
    Marienstrand, am späten Vormittag, gleicher Tag
    Sergej Iwanowitsch Semjonow fasste soeben Bundeskanzlerin Sprado unter, als einer seiner Berater nach ihm rief.
    Beide Politiker drehten sich nach dem Mann um. Er kam ihnen im Laufschritt entgegen und sagte: »Ministerpräsident Jiang würde Sie gerne telefonisch sprechen. Ich glaube, es ist dringend.«
    »Sagen Sie ihm, dass ich ein reizendes kleines Rendezvous mit der deutschen Bundeskanzlerin habe, das bis Sonntag geht. Danach stehe ich ihm selbstverständlich zur Verfügung.« Er wandte sich wieder ab und sagte leise zu ihr auf Russisch: »Er wird sich furchtbar darüber ärgern, dass er seine Geheimdienstarmee auf einen Vertrag ansetzte, den wir auf unserem kleinen Geheimtreffen in Ostdeutschland schon längst unterschrieben haben. Und niemand trug es nach außen. Das«, sagte der russische Präsident mit vor Stolz fast erstickter Stimme, »ist die eigentliche Meisterleistung der letzten Tage gewesen.«
    Lydia Sprado war etwas nachdenklicher. »Mit dem Kopf durch die Wand macht Beulen. Andererseits: Bei der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher