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Trias

Titel: Trias
Autoren: Marc Kayser
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sich an Markus Croy. »Sie stützen und erhalten als Beamter eine imperialistische Großmacht. Und Sie tun dabei, als kämpften Sie für eine gerechte Sache. Das ist grotesk! - Und Sie, Storm, sind ein abgehalfterter Agent, der die Seiten so schnell wechselt wie ein dummer Soldat ohne Ehre.« Ehe er sich an Sprock wenden konnte, rammte ihm Storm den linken Ellenbogen in die Magengegend. Kong japste nach Luft.
    Croy sagte zu Storm: »Lassen Sie von ihm ab. Ich bin gespannt, was er dem Grafen zu sagen hat.« Warum er Kong reden ließ, war ihm nicht ganz klar, es war unprofessionell und wahrscheinlich dumm und gefährlich. Aber der Rucksack drückte ihm ins Kreuz, und seine Weste mit dem Waffenarsenal zog an seinen Schultern. Er war völlig erschöpft und hatte die ganze Jagd satt. Was hier gerade geschah, erschien ihm wie eine Art notwendige Reinigung nach Wochen des Mordens, der Verfolgung und des Versteckspiels. Außerdem war er neugierig. Unbemerkt von den anderen, drückte er auf seinem Videotelefon die Taste Record. Ein interner Speicherchip erlaubte ihm die Aufzeichnung von Gesprächen bis zu einer Stunde.
    »Was ist, General? Müde geworden?« Croy blickte ihn herausfordernd an.
    Kong hielt sich eine Hand vor den Bauch. Er würdigte Storm nun keines Blickes mehr. In seinem Innern braute sich etwas zusammen, er wartete nur auf den richtigen Augenblick. Der Graf machte nicht den Eindruck, als denke er noch konzentriert. Seine Augen flackerten, die Mundwinkel zuckten. So sieht jemand aus, der in der Falle sitzt, dachte Croy. Er hat enorme Angst und gibt sich langsam auf.
    Kong brach schließlich das Schweigen. »Sie glaubten allen Ernstes, ich gewähre einem Enkel Hitlers Asyl? Für wie dumm halten Sie mich? China ist ein viel zu stolzes Land, um abgehalfterte Neonazis auszuhalten. Wegen mir hätten Sie Semjonow umlegen können. Russland ist ein Feind Chinas, so wie die USA und Deutschland auch. Die politisch Verantwortlichen haben jedes Augenmaß verloren. Was diese Regierungen mit Trias zukünftig vorhaben, ist eine große Sauerei. Ihren Ländern drohen mit Sicherheit in Zukunft unkalkulierbare globale Auseinandersetzungen. Im Grunde führen drei Länder ab sofort und für die nächsten fünfzig Jahre einen Wirtschafts- und Verteilungskrieg gegen den Rest der Welt. Haben Sie das wirklich nicht begriffen? Aber China wird dabei nicht tatenlos zusehen, das schwöre ich bei allem, was mir heilig ist.«
    »Ach ja?«, fragte Storm zurück. »Was ist Ihnen denn heilig, General? In Folge Ihres persönlichen Rachefeldzugs starben, wenn ich richtig zähle, neun Menschen. Dazu gehören Thomas Gordon Spread, Stefan Rumpf …«
    »Was?« Sprock war plötzlich wieder ganz da. »Sie waren das? Sie haben meine Kameraden getötet?« Er machte eine Bewegung, als wolle er auf Kong zuhechten. Croy drückte ihm schnell die Waffe gegen die Brust. »Hiergeblieben!«
    Sprock und Kong standen sich gegenüber wie die beiden Cowboys in High Noon . Sprock kochte innerlich.
    »Dann hatte Spread also recht, dass er von Chinesen beobachtet und verfolgt wurde. Sie dreckiges Schwein.«
    Kong sah ihn an wie eine Schabe, die er nur aus einer Laune heraus davonkriechen ließ. »Und Sie?«, höhnte er. »Wen haben Sie auf dem Gewissen? Wie ich erfahren musste, gehörten Sie, Spread und Rumpf doch alle drei dem Weiße-Ritter-Netzwerk an, deren Ideologie ja eindeutig ist. Die weiße als die überlegene Rasse, der Nationalstaat vor der Europäischen Union … Dann die wüsten Beschimpfungen in Ihren Pamphleten über eine staatsterroristische Politik der USA. War der Grund für Trias vielleicht gar nicht die Unabhängigkeit Amerikas und Deutschlands von den Rohstoffmärkten, sondern eine Art Altersvorsorge eines noch vergleichsweise jungen Netzwerkes, das damit viele Millionen Dollars abschöpfen wollte? Um vielleicht irgendwann mit Gewalt die Macht in Europa an sich zu reißen? Spread und Rumpf haben den Tod verdient. Sie sind die wahren Verräter an der Gleichberechtigung aller Länder auf Wohlstand.«
    Jetzt lächelte Sprock. »Alle drei Regierungen haben sich, ohne es zu ahnen, vor unseren Karren spannen lassen. Trias war und ist als eine Art Versorgungswerk geplant. Und ich bin mir sicher, dass unsere Kameraden weltweit dafür sorgen, dass wir mit am Trog sitzen, wenn es was zu essen gibt. Darauf können Sie Gift nehmen.«
    »Meine Herren«, sagte Croy jetzt mit einer gewissen Genugtuung. »Was Sie in den letzten Stunden auch immer geplant haben:
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