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Treibgut der Strudelsee

Treibgut der Strudelsee

Titel: Treibgut der Strudelsee
Autoren: Horst Hoffmann
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es für ihn kein Bleiben auf der Insel geben konnte.
    Er musste weiter, seinen Weg zu Ende gehen. Logghard wartete auf ihn… und Fronja! Er war nicht frei in seinem Tun. Er hatte eine Bürde zu tragen, schwerer als jeder andere Mensch. Sein Weg war ihm vorherbestimmt, aber wo würde er einmal enden?
    Der Schatten, den der Kleine Nadomir einen der Deddeth genannt hatte, würde sich nicht aufhalten lassen. Er würde den Weg hierher finden…
    Mythor fand keinen Schlaf mehr. Er sah Nilombur und ein Dutzend andere friedlich neben sich liegen und empfand dabei stärker als je zuvor, dass er nicht hierhergehörte. Er verließ sein Lager und trat in die Nacht hinaus.
    *
    Als die Sonne ihre ersten Strahlen über das Land schickte, stand Mythor am Strand und blickte starr auf den Strudel hinaus. Er hörte die Schritte erst, als Nilombur und Sadagar schon hinter ihm standen.
    »Was machst du für ein Gesicht, Mythor?« fragte der Steinmann. »Hier lässt es sich leben. Willst du nicht mitkommen und Holz schlagen für neue Hütten? Wir…«
    »Nein«, sagte Mythor. Fast schien es ihm, als müsse er sich vor Sadagar, dessen Augen vor Tatendrang strahlten, für sein hartes Wort rechtfertigen. Er schüttelte bedauernd den Kopf und blickte Nilombur an. »Ihr habt ein Paradies gefunden oder es euch geschaffen«, sagte er. »Und nur die Vorsehung mag wissen, ob es dem Sturmlauf der Mächte der Finsternis auf Dauer trotzen kann. Ich wünsche es euch allen, die hier leben. Aber ich muss weiter auf meinem Weg, Nilombur. Ich verlange nicht, dass du mich verstehst.«
    »Ich wusste, dass du so entscheiden würdest, mein Freund«, sagte der Bärtige ruhig, während Sadagar entsetzt zurückwich und Mythor aus großen Augen anstarrte. »Ich wusste es schon gestern abend. Doch es gibt keine Möglichkeit, die Insel zu verlassen, Mythor.«
    Der Sohn des Kometen schüttelte heftig den Kopf. »Es muss eine Möglichkeit geben!«
    »Du siehst den Strudel«, entgegnete Nilombur. »Es gibt keine Strömung, die von hier wieder fortführt. Glaube mir, mein Freund. Was hätte ich davon, dich zu belügen?«
    Und Mythor sah, dass der Bärtige die Wahrheit sprach.
    Sadagar kam auf ihn zu und fuchtelte mit den Händen in der Luft herum. »Warum kannst du dich nicht damit abfinden, Mythor? Ich… ich weiß ja, was dich von einem Ort zum anderen treibt, und glaube mir, ich wäre der letzte, der nicht mit dir gehen würde! Aber… es ist eben nicht möglich!«
    Nicht möglich, dachte Mythor.
    War er also dazu verurteilt, bis zum Ende seines Lebens an diesem Ort zu bleiben – verurteilt zum Glücklichsein? Es gab kein Licht ohne Schatten, kein Glück ohne Unglück. Tief in seinem Inneren spürte der Sohn des Kometen, dass nicht alles so war, wie es sich ihm und all den anderen hier darbot, und plötzlich hatte er das Gefühl, von Kerkermauern umschlossen zu sein, die höher und höher in den Himmel wuchsen und alles Licht verschluckten.







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