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Treffpunkt Parzelle 4: Nur die Freundschaft zählt (German Edition)

Treffpunkt Parzelle 4: Nur die Freundschaft zählt (German Edition)

Titel: Treffpunkt Parzelle 4: Nur die Freundschaft zählt (German Edition)
Autoren: Brigitte Bücker
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Medikamenten, viel zu scharfem Putzmittel und kranken Leuten. Dazu die bleichen herumschlurfenden Patienten in ihren gestreiften Frotteebademänteln und elenden Gesichtern und als Kontrast die geschäftig herumrennenden Pfleger und Ärzte, die sich ihrer Sache immer so sicher schienen. Bloß nicht krank werden, dachte Karo jedes Mal. Obwohl sie noch nie selbst ins Krankenhaus gemusst hatte. Vielleicht war es ja in Wirklichkeit gar nicht so schlimm?
    Frau Erichsen lag im dritten Stock in einem Dreibettzimmer. Sie freute sich riesig, als sie Karo sah, und eigentlich schien es ihr auch gar nicht so schlecht zu gehen.
    »Karo, das ist aber eine Überraschung! Ist heute denn keine Schule?«
    »Doch, aber ich muss erst später hin.«
    Sie packte das Obst, das Mama ihr mitgegeben hatte auf den Nachttisch.
    »Ich wollte nur sehen, ob es Ihnen schon etwas besser geht, und Bescheid sagen, dass mit Bodo alles in Ordnung ist.«
    »Na, da bin ich ja beruhigt. Ich bin so froh, dass du dich um ihn kümmerst. Dich kennt er schließlich. Ich geb dir noch Geld für Bodos Futter mit und auch etwas für dich, für deine Mühen.«
    Frau Erichsen zückte ihr Portemonnaie.
    »Danke. Ich wollte aber noch etwas anderes fragen«, begann Karo zögernd. »Es ist so … ähm … ich würde gern meine Freunde in den Garten mitnehmen. Vielleicht könnten wir …«
    »Natürlich, Kindchen!«, unterbrach sie Frau Erichsen. »Das ist kein Problem. Den Bruno kenne ich ja schon lange. Und ich weiß doch, dass es alleine so langweilig ist. Wenn du dich schon so gut um Bodo kümmerst, sollst du wenigstens auch ein bisschen Gesellschaft haben. Vielleicht könntet ihr auch ab und zu den Pflanzen etwas Wasser geben oder mal den Rasen mähen?«
    Frau Erichsen gab Karo noch den einen oder anderen Tipp, was sie unbedingt beachten musste und was wo im Häuschen zu finden war, und Karo versprach, sich um alles zu kümmern. Schließlich schrieb sie ihr für alle Fälle noch die Handynummer ihres Sohnes und die Nummer von Herrn Buschschlüter auf.
    »Aber die wirklich nur für den Notfall. Der alte Griesgram! Lass dich bloß nicht von ihm einschüchtern. Hunde, die bellen, beißen nicht.«
    »Apropos bellen«, fiel Karo ein. »Er hat sich über Bodos Krach beschwert.«
    »Ach, den stört die Fliege an der Wand. Bodo bellt nur, wenn er deine Schritte auf dem Kies hört oder wenn ein anderer Hund vorbeikommt. So, und jetzt ab mit dir zur Schule! Sonst bin ich noch schuld, dass du zu spät kommst. Ich werd jetzt erst mal mit Frau Hasenkötter eine Runde Skat spielen.«
    Sie wies aufs Nachbarbett, aus dem eine kleine runzlige Frau mit schütterem weißem Haar Karo zahnlos, aber fröhlich anlächelte. »So vertreiben wir uns hier etwas die Zeit, bis der Zimmerservice unser Dreigängemenü serviert. Nicht wahr, Frau Hasenkötter?«
    Frau Hasenkötter nickte nur stumm und lächelte wieder. Karo verabschiedete sich schnell und verließ das Zimmer. In der Tür stieß sie um ein Haar mit einer etwas rundlichen älteren Dame im buntgeblümten Nachthemd zusammen. Darunter guckten stark angeschwollene weißliche Beine hervor, die von lilablauen Krampfadern durchzogen waren und in braunen Cordpantoffeln steckten.
    »Hat etwas länger gedauert«, entschuldigte sie sich. »Habt ihr schon gemischt?«
    Karo musste lächeln. Die drei hier schienen jedenfalls aus ihrem Krankenhausaufenthalt das Beste zu machen und ließen sich von ihren Gebrechen und den Leiden des Alters nicht unterkriegen.
    Auf dem Flur jauchzte sie leise auf und konnte einen kleinen Luftsprung nicht unterdrücken. Sie beeilte sich, diesen ihr unangenehmen Ort zu verlassen, und radelte zur Schule. Unterwegs fuhr sie übermütig Schlangenlinien und rief:
    »Grüne Pumpe, wir kommen!«, und: » Parzelle 4 – das sind wir!«
    Als ein Taxifahrer wild hupte und ihr im Vorbeifahren einen Vogel zeigte, mäßigte sie ihren Fahrstil gezwungenermaßen, trat aber dafür noch etwas schneller in die Pedale.
    Der Unterricht hatte bereits begonnen, als sie in die Klasse kam. Sie war leider doch etwas zu spät losgefahren.
    »Ich will deine Ausrede gar nicht erst hören, Karoline!«, zischte Frau Krieger, als Karo gerade etwas sagen wollte. »Du kannst gleich hierbleiben und an die Tafel kommen. Wir starten mit einer kleinen Textaufgabe: Wenn ein Gärtner im Frühling fünfundachtzig Kartoffeln in die Erde steckt und im Schnitt sieben Kartoffeln aus jeder …« Karo musste unwillkürlich lächeln. Ein bisschen theoretische
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