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Traveler - Roman

Traveler - Roman

Titel: Traveler - Roman
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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blind geboren. Aber ich war nicht in der Lage, mich abzuwenden und die Vergangenheit zu verleugnen, all die Harlequins zu verleugnen, die sich für eine so wichtige Sache geopfert haben.«
    »Du hast mir Waffen geschenkt und das Töten beigebracht. Und jetzt willst du mich ins Verderben stürzen.«
    Thorn wirkte in seinem Rollstuhl klein und zerbrechlich. Er sprach in einem harschen Flüsterton. »Ich würde für dich sterben.«
    »Aber ich werde nicht für eine Sache sterben, die es gar nicht mehr gibt.«
    Maya griff nach Thorns Schulter. Es war eine Abschiedsgeste, die letzte Gelegenheit, eine körperliche Verbindung zu ihm herzustellen – aber sein zorniger Gesichtsausdruck ließ sie ihre Hand zurückziehen.
    »Leb wohl, Vater.« Sie ging zur Tür und öffnete sie. »Ich habe eine kleine Chance, glücklich zu werden, und ich kann dir nicht erlauben, sie mir zu nehmen.«

ZWEI
    N athan Boone saß im ersten Stock eines Lagerhauses gegenüber dem Dessousladen. Durch ein NightScope beobachtete er, wie Maya aus Thorns Haus kam und den Bürgersteig entlangging. Boone hatte Thorns Tochter schon bei ihrer Ankunft auf dem Flughafen fotografiert, aber er freute sich, sie wiederzusehen. In der letzten Zeit hatte es seine Arbeit erfordert, dass er die meiste Zeit entweder auf einen Computerbildschirm starrte, Anruflisten und Kreditkartenabrechnungen überprüfte oder Krankenakten und Polizeiberichte aus Dutzenden verschiedener Länder las. Einen Harlequin leibhaftig zu sehen, rief ihm den eigentlichen Zweck seiner Tätigkeit ins Gedächtnis: Nicht alle Feinde waren vernichtet, und es war seine Aufgabe, die wenigen noch verbliebenen zu elimieren.
    Er hatte Maya kurz nach dem Einsatz in Pakistan in London ausfindig gemacht. Ihr öffentliches Verhalten deutete darauf hin, dass sie der Gewalttätigkeit der Harlequins abgeschworen und beschlossen hatte, ein normales Leben zu führen. Die Bruderschaft hatte erwogen, Maya exekutieren zu lassen, aber Boone hatte sich in einer langen E-Mail dagegen ausgesprochen. Er hielt es für wahrscheinlich, dass sie ihn irgendwann zu Thorn, Linden oder Mother Blessing führen würde. Diese drei Harlequins stellten immer noch eine Gefahr dar. Sie mussten aufgespürt und liquidiert werden.
    Maya hätte es bemerkt, wenn man sie in London beschattet hätte, deshalb schickte Boone einen Trupp Techniker in ihre Wohnung, damit sie an allem, was ihr als Gepäckstück dienen
konnte, eine Ortungskugel anbrachten. Während der zwei Jahre, in denen sie als Designerin arbeitete und sich immer häufiger in die Öffentlichkeit wagte, überwachten die Computer der Bruderschaft ständig ihre Telefonate, ihren Mailverkehr und ihre Kreditkartenzahlungen. Der erste Alarm wurde ausgelöst, als sie eine E-Mail an ihren Vorgesetzten schrieb und für einen »Krankenbesuch« bei einem Verwandten um Urlaub bat. Als sie ein Ticket für einen Flug am darauf folgenden Freitag nach Prag buchte, war Boone überzeugt, dass sie zu Thorn wollte, denn die Stadt bot sich als Versteck für ihn geradezu an. Boone hatte drei Tage Zeit gehabt, um nach Europa zu fliegen und die nötigen Vorbereitungen zu treffen.
    An diesem Morgen hatte einer von Boones Mitarbeitern die Nachricht gelesen, die von dem jungen Russen, der für Thorn arbeitete, dort deponiert worden war. Deshalb kannte Boone jetzt die Adresse von Thorns Wohnung, und es würde nur noch wenige Minuten dauern, bis er dem Harlequin von Angesicht zu Angesicht gegenüberstand.
    Aus seinem Kopfhörer drang Loutkas Stimme. »Was nun?«, fragte Loutka. »Sollen wir sie beschatten?«
    »Das ist Halvers Job. Er wird das schon schaffen. Wir haben es primär auf Thorn abgesehen. Um Maya kümmern wir uns später.«
    Loutka befand sich gemeinsam mit drei Technikern auf der Ladefläche eines Lieferwagens.
    Loutka war ein tschechischer Polizeikommissar, zuständig für Kontakte zu den Prager Behörden. Die Techniker sollten ihre spezielle Aufgabe erfüllen und dann Feierabend machen.
    Mit Loutkas Hilfe hatte Boone außerdem zwei Profikiller vor Ort angeheuert. Die beiden saßen hinter ihm auf dem Boden. Ein massiger Ungar, der kein Wort Englisch konnte. Sein Freund, ein Serbe, sprach hingegen vier Sprachen und machte einen intelligenten Eindruck. Boone traute ihm jedoch nicht. Er hatte ihn in Verdacht, zu den Menschen zu gehören, die
beim geringsten Anzeichen von Widerstand das Weite suchten.
    Es war kalt in dem Lagerhaus, und Boone trug einen Allwetterparka und eine Wollmütze. Durch
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