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Traveler - Roman

Traveler - Roman

Titel: Traveler - Roman
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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zu bleiben war zu gefährlich. Sie mussten zurück in den unterirdischen Tunnel. Erneut bemerkte sie, wie sich ein Schatten an der Wand bewegte. Dann tauchte ein offenbar unbewaffneter Mann am Ende des Flurs auf. Obwohl er Gabriel nicht ähnlich sah, wusste sie sofort, dass es sein Bruder war. Sie ließ ihre Waffe sinken.
    »Hallo, Maya. Ich bin Michael Corrigan. Alle hier auf dem Gelände fürchten sich vor dir, ich aber nicht. Ich weiß, dass du mich beschützen willst.«
    Hinter ihr ging eine Bürotür auf, und Gabriel trat in den Flur hinaus. Die beiden Brüder schauten sich an.
    »Komm mit uns mit, Michael.« Gabriel lächelte gezwungen. »Du wirst bei uns sicher sein, und niemand wird dich herumkommandieren.«

    »Ich habe ein paar Fragen an unseren Harlequin. Die Situation ist doch ein bisschen merkwürdig, oder? Wenn ich mich euch anschließe, würde das wohl so eine Art Ménage-à-trois ergeben.«
    »Nein, natürlich nicht«, entgegnete Gabriel. »Maya will uns nur helfen.«
    »Aber was, wenn sie vor die Wahl gestellt wird?« Michael machte einen Schritt nach vorn. »Wen wirst du dann retten, Maya? Gabriel oder mich?«
    »Euch beide.«
    »Wir leben in einer gefährlichen Welt. Vielleicht wird das nicht möglich sein.«
    Maya warf Gabriel einen Blick zu, erhielt von ihm aber keinen Hinweis darauf, was sie sagen sollte. »Ich beschütze denjenigen, der sich für das Wohl der Menschen einsetzt.«
    »Das bin ich.« Michael tat einen weiteren Schritt. »Die meisten Leute wissen nicht, was sie wollen. Na ja, sie wollen ein größeres Haus oder ein größeres Auto. Aber sie sind zu ängstlich, um sich zu entscheiden, in welche Richtung sie sehen sollen. Darum werden wir ihnen diese Entscheidung abnehmen.«
    »Das reden dir die Tabula ein«, sagte Gabriel. »Aber es ist falsch.«
    Michael schüttelte den Kopf. »Du bist genau wie unser Vater  – verkriechst dich kleinmütig unter einem Stein. Ich habe dieses Gerede über das Raster gehasst, das wir uns als Kinder immer anhören mussten. Uns ist beiden diese Macht gegeben, aber du willst sie nicht gebrauchen.«
    »Die Macht geht in Wahrheit nicht von uns aus, Michael. Glaub mir.«
    »Unsere Familie hat gelebt, als wären wir irgendwelche Spinner. Kein Strom. Kein Telefon. Erinnerst du dich an den ersten Schultag? Erinnerst du dich, wie die Leute auf unser Auto gezeigt haben, als wir in die Stadt fuhren? So müssen wir
nicht leben, Gabe. Wir können diejenigen sein, die alles bestimmen.«
    »Jeder Mensch soll über sein eigenes Leben bestimmen.«
    »Wieso hast du es noch nicht kapiert? Es ist doch ganz einfach. Man tut, was das Beste für einen selbst ist; die anderen sollen sehen, wo sie bleiben.«
    »Glücklich wird man dadurch nicht.«
    Michael starrte Gabriel an und schüttelte den Kopf. »Du klingst, als hättest du die Weisheit allein gepachtet, aber eines ist klar« – Michael hob die ausgestreckten Hände, als wollte er seinen Bruder segnen –, »es kann nur einen Traveler geben …«
    Ein Mann mit kurzem grauem Haar und einer Stahlbrille kam um die Ecke gebogen und hob eine Automatikpistole. Gabriel machte den Eindruck, als hätte er seine Familie für immer verloren – durch Verrat.
    Maya schob Gabriel zur Seite, als Boone schoss. Die Kugel traf Maya ins rechte Bein, schleuderte sie gegen die Wand, sodass sie vornüber zu Boden fiel.
    Gabriel riss sie vom Boden hoch, rannte ein paar Schritte und machte dann einen Satz in den Fahrstuhl hinein. Maya versuchte, sich von ihm loszureißen. Rette dich , wollte sie sagen, aber ihr Mund brachte die Worte nicht heraus. Gabriel stieß den Papierkorb aus der Tür und hieb auf die Knöpfe ein. Schüsse. Lautes Rufen. Die Türen schlossen sich, und sie glitten hinunter zum Erdgeschoss.
     
    Maya verlor das Bewusstsein. Als sie die Augen wieder aufschlug, befanden sie sich im Tunnel. Gabriel kauerte auf einem Knie und hielt sie noch immer fest umschlungen. Sie hörte jemand reden und begriff, dass es Hollis war. Er stapelte Flaschen mit Chemikalien, die er aus den genetischen Labors mitgenommen hatte.
    »Damals im Chemielabor an der Schule gab’s auch solche
Flaschen mit rotem Etikett. Es bedeutet ›leicht entzündbar‹.« Hollis öffnete den Schraubverschluss eines grünen Kanisters. »Reiner Sauerstoff.« Er nahm eine Glasflasche und schüttete eine farblose Flüssigkeit auf den Boden. »Und das ist Äther.«
    »Noch mehr?«
    »Nein, das reicht. Lasst uns so schnell wie möglich so weit wie möglich von hier
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