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Traumgespraeche

Titel: Traumgespraeche
Autoren: Markus Salhab , Bianca Jaeger
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das so eine Art Ferienlager? (Nach Einzelheiten fragen)

    Edgar: Nein, das war ein Survival-Camp, ein bisschen wie diese dummen Camps im Fernsehen. Weißt du, wo es darum geht, unter schlimmsten Bedingungen zu überleben. Mit Heuschrecken essen und in einem Käfig mit Kakerlaken zusammenwohnen.
    Klaus (entsetzt): Pfui, wie kannst du nur so einen Sch… anschauen.
    Edgar: Ganz cool bleiben, Papa.
    Klaus (entmutigt): Ja, ja, ist ja gut. Lass mich mal zusammenfassen: Dein Problem war also, dass ihr ganz auf euch allein gestellt wart? So ganz ohne elterlichen Beistand. (Problem benennen)
    Edgar: Na ja, wenn du es so nennen möchtest. War aber auch wiederum keine Katastrophe. Ich hab mir gesagt: Ich krieg das trotzdem hin, ich muss mich jetzt halt auf die neue Situation einstellen.
    Klaus: Klingt so, als wärst jetzt du der Anführer, als hättest du mich abgelöst und müsstest die Verantwortung für eine Gruppe übernehmen. Hattest du auch eine konkrete Idee, wie du dich auf die neue Situation einstellen möchtest? (Lösungen anregen)
    Edgar: Du meinst, ob wir einen Plan hatten, wie wir überleben könnten? Ja klar doch, erst mal cool bleiben - uns wäre dann schon was eingefallen.
    Klaus: Kann es sein, dass es in deinem Traum deswegen so gewalttätig und turbulent zugeht, weil es hier zur Zeit auch drunter und drüber geht? (Eigene Assoziationen einbringen)
    Edgar: Mag sein Papa - kannst dich schon mal dran gewöhnen. Hier wird sich die nächsten Wochen nichts ändern. Danke fürs Gespräch.

    So denkt Klaus über Edgars Traum: So so, mein Kleiner möchte mich also loshaben, und natürlich einfach mal selbst drauflos starten. Wer will es ihm verdenken. Dann zeigt der Traum wohl, dass Edgar unabhängig sein möchte, ganz ohne Führer, selbst mal bestimmen und sagen, wo es lang geht. Ja und unsere guten Gespräche werden auch weniger - spricht lieber mit seinen Freunden über seine heiklen Themen. Das muss ich jetzt wohl akzeptieren, dass sich unsere Beziehung stark verändert. Ist ja auch normal, aber muss er mich denn gleich erschießen, und weshalb taucht Valerie (Mutter) eigentlich im Traum nicht auf?
    Â 
    Vergleich von Wachleben und Traum: Den beiden Traumexperten gelingt es ziemlich rasch, die Quellen des Traums zu benennen und die jeweiligen Parallelen zum Wachleben zu finden. Der Traum ist auf der einen Seite von Edgars Medienleidenschaften - Computerspielen und Fernsehen - bestimmt, vermischt sich aber mit persönlichen Konflikten und Bedürfnissen. Die im Traum eigentlich sehr dramatisch beschriebene Situation nimmt Edgar gelassen hin. Ihm macht es überhaupt nichts aus, dass es im Traum mal richtig »knallt« und so viele Menschen sterben müssen; und dass unter den Leichen auch sein Vater ist. Ähnliches gilt für ihn auch im Wachleben, auch da nimmt er die Konflikte eher gelassen hin und findet für sich meist einen bequemen Weg, wie er den Eltern und deren Ansprachen und Wünschen aus dem Weg gehen kann. Es »trifft« ihn nicht besonders, wenn es in der Familie mal wieder hoch hergeht - ganz im Gegensatz
zu seinem Vater. Im Traum hat Edgar allerdings keinen ausgefeilten Plan, mit der neuen Situation umzugehen. Er möchte alles mehr oder minder dem Zufall überlassen. Im Raum steht: »Wie soll es denn nun weitergehen? So ohne Führung?«
    Eine Frage, die sich jetzt umso dringlicher stellt, da Edgar im nächsten Schuljahr seinen Realschulabschluss macht und sich in den nächsten Wochen um eine Lehrstelle bemühen möchte. Edgar weiß allerdings noch gar nicht, was er eigentlich machen will, welchen Beruf er in Zukunft ergreifen möchte.
    Â 
    Weitere Erkenntnisse: Edgars Vater gelingt es durch das Gespräch besser zu verstehen, wo Edgar in seiner Entwicklung steht. Zum einen zeigt ihm der Traum ganz ausdrücklich, dass Edgar in Zukunft stärker auf ihn verzichten möchte. Wie in vielen anderen Träumen - so weiß Klaus - werden die dargestellten Sachverhalte stark übertrieben. Klaus versteht Edgars Kampf im Traum als Versuch, sich aus der Umklammerung der elterlichen Verbote und Gebote zu lösen. Aber der Vater erkennt auch deutlich, wie sehr sich Edgar seinem Schicksal überlässt. Eine gesunde Portion jugendlicher »Coolness« und Gelassenheit schwingt da mit. In Wirklichkeit aber geht es jetzt ums Eingemachte: Da Edgar dem Vater auf die Frage: »Wie soll es denn
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