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Traumgespraeche

Titel: Traumgespraeche
Autoren: Markus Salhab , Bianca Jaeger
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genau für Schuhe, die du da im Traum anhattest? (Details erfragen)
    Josef: Ja das war richtig komisch - es waren die braunen, die mir überhaupt nicht gefallen. Die sehen unmöglich aus, sind einfach nicht cool und passen nicht zu den Klamotten, die jetzt gerade »in« sind.
    Jens: Du hast dir also ausgerechnet die Schuhe ausgesucht, die dir selbst am wenigsten gefallen. Und mit denen hattest du so ein erhebendes Gefühl? (Problem benennen)

    Josef: Ja stimmt - eigenartig nicht? Wahrscheinlich wollte ich, dass wenigstens etwas von Oli mal nach draußen kommt.
    Jens: Würdest du ihn denn gerne bei einer solchen Aktion dabeihaben? (Lösungen suchen)
    Josef: Schön wär’s - aber mit dem ist ja nichts anzufangen - sitzt dauernd vor seinem PC. Und mich nimmt er sowieso nicht für voll.
    Jens: Du bist traurig und enttäuscht, weil er sich so wenig für dich interessiert? (Gefühle spiegeln)
    Josef: Schon - ich spiel zwar auch gerne mal am PC, aber das, was Oli bringt, ist schon ein richtiges Problem. Das ist ja wie’ne Sucht. Seht ihr das eigentlich nicht?
    Â 
    Weitere Erkenntnisse: Nun wird beiden klar, warum Josef mit den Schuhen seines Bruders unterwegs war. Josef macht sich Sorgen um Oliver, weil er die meiste Zeit passiv vor seinem PC sitzt, keinen Sport mehr treibt und weder mit Josef noch mit Freunden etwas unternimmt. Mit diesem »unschönen« Anteil des Bruders kennt sich Josef selbst auch aus: Auch er sitzt gerne an seinem PC. Josef kann sich also gut in seinen Bruder einfühlen. Diesen Aspekt verarbeitet Josef im Traum, indem er die hässlichen Schuhe von Oli trägt. Doch Josef wirkt dem damit verbundenen gefährlichen sozialen Rückzug entgegen und findet im Traum eine Lösung. Er nimmt seinen Bruder einfach mit, indem er seine Schuhe anzieht und zeigt ihm, wie schön es sein kann, sich mit anderen zu treffen und sich draußen zu bewegen.

    Josef hatte bislang versucht, seinen Bruder »gewaltsam« vom Computerspielen abzubringen. Doch das misslang regelmäßig - schlimmer noch - jeder Versuch endete in einem heftigen Streit.
    Spielsüchtig am Computer?
    Nicht jeder Jugendliche, der gern und lange vor dem PC sitzt, ist süchtig. Doch die Grenzen zwischen einem normalen und einem süchtigen Umgang mit Computerspielen sind fließend. Computersucht ist an ähnlichen Symptomen zu erkennen wie Alkohol- oder Drogensucht: Das eigentliche Leben spielt sich vor dem Bildschirm ab, Freunde und Familie werden unwichtig. Werden süchtige Jugendliche zum Beispiel am Spielen gehindert, werden sie aggressiv und nervös. Nichts außer der virtuellen Welt scheint sie noch zu erreichen.
    Der Ältere empfand es als Bevormundung und Besserwisserei, das wollte er sich von seinem jüngeren Bruder nicht bieten lassen. Im Traumgespräch deutet sich eine wesentlich günstigere Vorgehensweise an, die sich in drei Schritten gut umsetzen lässt.
    Erstens: Josef zeigt, dass er seinen Bruder gut verstehen kann. Im Traum geht er in seinen Schuhen. Eine alte indianische Weisheit sagt, dass wir uns erst eine Meinung über eine Person bilden sollten, nachdem wir eine Weile in ihren Schuhen gegangen sind.
Wir sollten uns also ganz auf das Denken und Fühlen eines anderen Menschen einlassen, bevor wir sein Verhalten als gut oder schlecht bewerten. Josef wird seinen Bruder also eher erreichen, wenn er zeigt, dass auch er die Verlockungen des Bildschirms kennt.
    Zweitens: Statt mit Vorwürfen zu reagieren, ist es immer besser, bei den eigenen Gefühlen zu bleiben. Im Gespräch mit seinem Vater bemerkte Josef erstmals, dass er sich nicht nur über Oli ärgert, sondern dass er auch traurig und enttäuscht ist, weil sein Bruder nichts mehr mit ihm unternimmt. Oliver wird seinem Bruder eher zuhören und über sich nachdenken, wenn er erfährt, was diesen bewegt und was er sich wünscht.
    Drittens: Josefs schöne Traumerfahrung auf dem Eis lässt sich als Ressource nutzen, um nach attraktiven Alternativen zum Computerspielen zu suchen. Hier könnten die beiden darüber nachdenken, wann sie zuletzt richtig Spaß zusammen hatten und dabei sportlich aktiv waren.
    Dabei lässt sich bestimmt einiges finden: »Weißt du noch, wie toll es im Schwimmbad immer war?« Oder: »Glaubst du, dass wir die 50 Kilometer mit dem Fahrrad noch schaffen würden …?«

Der erschossene Anführer - Edgar (15 Jahre alt)
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