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Trainspotting: Roman (German Edition)

Trainspotting: Roman (German Edition)

Titel: Trainspotting: Roman (German Edition)
Autoren: Irvine Welsh
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Fitneßcenter beim Club, da gibts jetzt ne Sauna und ne Sonnenbank… mal die Muskeln richtig aufbauen… die Entzugserscheinungen sind bloß noch eine unangenehme Erinnerung. Die chinesischen Püppchen, Marianne, Andrea, Ali… welcher glücklichen geb ichs heute nacht? Wer ist der beste Fick? Na, ich natürlich. Vielleicht kann ich sogar was im Club aufreißen. Die geile Dynamik. Drei Gruppen; Frauen, Normale und Homos. Die Schwulis streichen um die Normalos rum, Rausschmeißertypen mit riesigem Bizeps und Bierbauch. Die Normalos streichen um die Frauen rum, die sich wiederum für die grazilen Tucken interessieren. Und keiner kriegt, was er wirklich will. Außer uns, was, Sean? Genau, Simon.
    Hoffentlich läuft mir nich dieser Schwuli übern Weg, der beim letzten Mal um mich gestrichen ist. In der Cafeteria hat er mir erzählt, er wär positiv, aber es wär alles in bester Ordnung, das wär kein Todesurteil, er hätt sich nie besser gefühlt. Was fürn Arschloch erzählt denn einem Fremden sowas? Wahrscheinlich eh bloß Blödsinn.
    Blöde Dreckschwuchtel… da fällt mir ein, ich muß noch Pariser kaufen. Aber vom Ficken kriegt man in Edinburgh sowieso kein AIDS . Goagsie soll sich ja dabei angsteckt haben, aber ich glaub, der hat heimlich n bißchen gespritzt oder in den Arsch gefickt. Also, wenn mans nich kriegt, obwohl man sich mit so Typen wie Renton, Spud, Swanney und Seeker die Nadel teilt, dann is man offensichtlich nich fällig… trotzdem… warum das Schicksal herausfordern… aber warum eigentlich nich… na, wenigstens weiß ich, daß ich immer noch da bin, immer noch leb, denn das is doch das Leben, so langs die Gelegenheit gibt, es mit ner Frau zu machen, genau das ist es, was anderes hab ich noch nich gefunden, NULL , um das riesige SCHWARZE LOCH zu füllen, das mir wie ne geballte Faust in der verdammten Brust steckt…
    In aller Öffentlichkeit
    Trotz der unmißverständlichen Ablehnung, die Nina vor ihrer Mutter empfand, bekam sie nicht heraus, was sie falsch gemacht hatte. Die Signale waren verwirrend. Erst hieß es: Steh nicht im Weg rum, dann: Tu was. Eine Gruppe Verwandter hatte eine menschliche Mauer um Tante Alice gebildet. Nina konnte sie von dort, wo sie saß, zwar nicht sehen, aber die Beruhigungslaute von der anderen Seite des Zimmers verrieten ihr, daß ihre Tante irgendwo hinter der Mauer war.
    Ihre Mutter machte ihr Zeichen. Sie starrte zu Nina herüber und sah aus wie einer der Köpfe der Hydra. Über die gemurmelten »Ach, je« und »Er war ein guter Mann« hinweg sah Nina, wie ihre Mutter mit dem Mund das Wort »Tee« formte.
    Sie versuchte, das Signal zu ignorieren, doch ihre Mutter zischte beharrlich und richtete ihre Worte wie einen feinen Strahl quer durchs Zimmer zu Nina herüber: – Koch noch mal Tee.
    Nina schleuderte den New Music Express auf den Fußboden. Sie hievte sich aus dem Sessel, ging zum großen Eßtisch und nahm das Tablett, auf dem eine Teekanne und ein fast leeres Milchkännchen standen.
    In der Küche begutachtete sie ihr Gesicht im Spiegel und konzentrierte sich auf einen Fleck über der Oberlippe. Ihr schräg geschnittenes, schwarzes Haar sah fettig aus, dabei hatte sie es erst am Vorabend gewaschen. Sie rieb sich den Bauch, kam sich aufgedunsen vor wie von einem Flüssigkeitsstau. Ihre Periode war fällig. Es war beschissen.
    Nina konnte sich an dieser merkwürdigen Trauerparty nicht beteiligen. Das Ganze war einfach uncool. Die lässige Gleichgültigkeit, die sie beim Tode ihres Onkels Andy zur Schau stellte, war nur zum Teil gespielt. Er war ihr der liebste Verwandte gewesen, als sie noch ganz klein war, und er hatte sie zum Lachen gebracht, jedenfalls hatte man ihr das erzählt. Und irgendwie konnte sie sich sogar daran erinnern. Das war wirklich alles geschehen: das Witzemachen, das Kitzeln, das Spielen, der Überfluß an Eis und Süßigkeiten. Aber sie fand keinen gefühlsmäßigen Bezug zwischen ihrem Ich von heute und dem von damals, also auch keinen gefühlsmäßigen Bezug zu Andy. Wenn sie hörte, wie ihre Verwandten sich von dieser Zeit erzählten, als sie noch ein Baby und ein Kleinkind war, schauderte ihr, so peinlich war es ihr. Es schien, als leugneten sie damit rundweg, wer sie heute war. Schlimmer noch, es war uncool.
    Jedenfalls war sie passend gekleidet, daran erinnerten sie alle ständig. Sie fand ihre Verwandten furchtbar langweilig. Sie klammerten sich an das Banale, als ginge es um ihr tristes Leben, als handle es sich um einen
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