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Trainspotting: Roman (German Edition)

Trainspotting: Roman (German Edition)

Titel: Trainspotting: Roman (German Edition)
Autoren: Irvine Welsh
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die Ladung baut sich auf und läßt dann langsam nach. Die Scheißdinger gibt man im Krankenhaus, verdammt.
    – Und du glaubst, das wirkt?
    – Hör aufn erfahrenen Mann, lächelt er, aber mehr in Richtung Saughton als zu mir. Die fette Sau wirft ihre fettigen Haare zurück und entblößt ihre großen, vergilbten Zähne.
    Also ich mach das. Ich höre aufn erfahrenen Mann. Ich zieh mich aufs Klo zurück und schieb mir die Bombe mit großer Sorgfalt in den Hintern. Das war das erste Mal, daß ich mir den Finger in den eigenen Arsch gesteckt hab, und mir wird leicht übel davon. Ich betrachte mich im Badezimmerspiegel. Rote Haare, verfilzt und verschwitzt, und n bleiches Gesicht voller widerlicher Pickel. Zwei besondere Schönheiten darunter; man könnte sie auch gleich als Pestbeulen bezeichnen. Eine auf der Wange, die andere am Kinn. Die fette Sau und ich würden n hübsches Pärchen abgeben, und ich phantasiere krank vor mich hin, wir beide in ner Gondel auf den Kanälen Venedigs. Ich geh wieder runter, mir is immer noch schlecht, aber s geht mir schon besser von dem Stoff.
    – Die brauchen ne Weile, bemerkt Forrester barsch, als ich wieder ins Wohnzimmer geschwebt komm.
    – Wem sagst du das. So wenig, wie die wirken, sind die doch echt fürn Arsch. Zum ersten Mal lächelt Johnny Saughton über meinen gequälten Witz. Die fette Sau glotzt mich an, als hätt ich gerade ihr Erstgeborenes rituell geschlachtet. Bei ihrem schmerzverzerrten, idiotischen Gesichtsausdruck könnt ich mich bepissen vor Lachen. Mike setzt einen Gesichtsausdruck auf, der wohl sagen soll, ich mach die Witze hier, aber er erkennt auch resigniert, daß er seine Macht über mich verloren hat. Sie endete mit dem Vollzug der Transaktion. Er interessiert mich jetzt so viel wien Haufen Hundescheiße im Einkaufszentrum. Eigentlich noch weniger. Das wars.
    – Na denn, bis bald mal, Leute, nicke ich in Richtung Saughton und fette Sau. Saughton lächelt und zwinkert mir derart breit und kumpelhaft zu, daß er fast den ganzen Raum damit erfaßt. Sogar die fette Sau quält sich ein Lächeln ab. Ich werte ihre Gesten als weitere Anzeichen, daß das Machtverhältnis zwischen mir und Mike sich grundlegend verändert hat. Und wie zur Bestätigung bringt er mich zur Wohnungstür. – Ähm, bis dann mal, ja. Ähm… sorry wegen dem Scheiß, den ich dir vorhin um die Ohren gehauen hab. Donnelly, der Arsch… der macht mich einfach ungeheuer nervös. Ein übler Schläger der härtesten Sorte. Ich erzähl dir die ganze Geschichte später. Bist doch nicht sauer, oder, Mark?
    – Bis später, Forry, erwidere ich, und in meiner Stimme liegt ein drohender Unterton, der dem Arsch hoffentlich ein wenig Unbehagen bereitet, wenn schon nich Sorgen. Allerdings will ich den Mistkerl auch nich völlig verschrecken. Der Gedanke is ernüchternd, aber vielleicht brauch ich ihn noch mal. Aber so darf ich nich denken. Wenn ich weiter so denk, is die ganze beschissene Übung zwecklos.
    Als ich unten an der Treppe ankomm, hab ich meine Übelkeit so gut wie vergessen. Ich kann sie noch spüren, den Schmerz, der durch meinen ganzen Körper zieht, aber eigentlich nervt es nich mehr so. Ich weiß, das is lächerlich, mir einzureden, daß der Stoff schon wirkt, aber da setzt eindeutig so ne Art Placebo-Effekt ein. Das einzige, was ich spüre, isn Druck, als hätt ich ungeheuer viel Flüssigkeit im Gedärm. Ich hab das Gefühl, als würd ich innerlich schmelzen. Ich hab seit fünf oder sechs Tagen nich mehr geschissen; jetzt scheints zu kommen. Ich furze, mein Puls rast, und gleich darauf spür ich den nassen Schlamm in der Hose. Ich latsch voll auf die Bremse; kneif den Gesäßmuskel zusammen, wie ich nur kann. Aber schon zu spät, und es wird noch viel schlimmer, wenn ich nicht sofort was tu. Ich überleg, ob ich zu Forrester zurück soll, aber vorerst will ich nichts mehr mit diesem Arschloch zu tun haben. Mir fällt ein, daß es im Wettbüro im Einkaufszentrum n Klo gibt.
    Ich betrete den raucherfüllten Laden und zische direkt aufn Topf. Was für ein Anblick; zwei Typen hängen in der Tür zur Toilette und pissen einfach rein, und auf dem Fußboden stehn schon gut drei Zentimeter hoch abgestandener, verwichster Urin. Erinnert mich auf merkwürdige Art an das Fußbecken in den Schwimmbädern, in die ich früher gegangen bin. Die beiden Kerle in der Tür schütteln ihren Schwanz ab und stopfen ihn sich so unachtsam in den Schlitz, wie man ein dreckiges Taschentuch in die Hosentasche
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