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Träume(h)r (German Edition)

Träume(h)r (German Edition)

Titel: Träume(h)r (German Edition)
Autoren: Rudolf Moos
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Vollkommen unbewusst während eines Gelegenheitsjobs in den Semesterferien. Marc war kein Freund von mehrmonatigen Praktika, die man sich nach drei bis sechs Monaten harter Arbeit in den Lebenslauf eintragen und den kurzzeitigen Ständer genießen konnte, der nur einem passionierten Studenten der Wirtschaftswissenschaften beschert wurde. Er war eher der Typ, der gutes Geld verdienen, aber dabei so gut es möglich war, in Ruhe gelassen werden wollte. Also stolperte er zufällig im Internet über eine Jobbörse für Studenten, die jedem Nachwuchsakademiker, der über ein gepflegtes Äußeres verfügte, eine Beschäftigung als Promoter in einem Freizeitpark anbot.
    Marcs Aufgabe bestand darin, in einem Zeitraum von vier Wochen herumzustehen und darauf zu achten, dass bestenfalls jeder Besucher des Parks ein DINA4-Blatt mit Rabattgutscheinen einer geläufigen Fastfoodkette in die Hand gedrückt bekam. Ziel war es die Menschen noch fetter, aber garantiert glücklicher zu machen. So war zumindest Marcs objektive Einschätzung. Da sich ein Arbeitstag über acht Stunden erstreckte und die Minuten immer langsamer zu vergehen schienen, musste er irgendwie seine Zeit totschlagen. Das Problem war nur, dass Marc niemanden zum Reden finden konnte. Sie waren zwar insgesamt zwölf Promoter, was für massenhaft Gesprächsstoff ausgereicht hätte, jedoch wurden sie über die gesamte Fläche des Freizeitparks verstreut. Die einzige Möglichkeit sich abzulenken war folglich das Smartphone.
    Jedes Mal wenn Marc es in die Hand nehmen wollte, um SMS zu versenden, Emails zu prüfen oder bei »Angry Birds« einen Highscore zu knacken, kam Peters, sein Vorgesetzter, um die Ecke gehuscht und hielt ihm eine Standpauke über Verantwortung, Disziplin und so weiter.
    Dieser Peters, erinnerte sich Marc, war nicht nur unfassbar dünn und zudem auch noch ziemlich klein, wodurch man ihn ohnehin nicht leicht in der Menge erkennen konnte, sondern er besaß darüber hinaus diesen ungewöhnlich langen Hals, der es seinem Kopf ermöglichte um alle Ecken zu blicken, bevor der dazugehörige Körper diese auch nur ansatzweise erreicht hatte. Irgendwie ein perfekter Mann für die Stasi, aber leider in der falschen Zeit geboren, fiel Marc auf, als er seinen Vorgesetzten nach einer weiteren Standpauke davonziehen sah. Dabei hätte Peters nicht nur gut in die Stasi gepasst, sondern auch in einen Zeichentrickfilm. Im Gesamtpaket sah er aus wie Sid, das Erdmännchen aus dem Film »Ice Age«.
    Nachdem also Sid ihm im Laufe der zweiten Arbeitswoche zum sechsten Mal gedroht hatte, Marc könne sich einen neuen Job suchen, falls er es nicht unterließe seine Arbeit für Handyspiele zu unterbrechen, ging er freiwillig mit der Begründung an starkem Durchfall zu leiden und kam einfach nie wieder. Gedanklich hatte sich Marc unendlich viele Szenerien ausgemalt, worin er Sid mal so richtig die Meinung geigte, aber letzten Endes war es nur heiße Luft geblieben. Sids Anrufe ignorierte er konsequent, wobei seine Hoden jedes Mal auf Rosinengröße schrumpften, wenn er auf dem Display die Telefonnummer des Vorgesetzten aufleuchten sah.
    Zuhause stellte Marc sich vor, wie entspannt die Arbeit gewesen wäre, wenn er gewusst hätte, wo sich sein Vorgesetzter die ganze Zeit über aufhielt. Genau in diesem Moment knüpften durch einen Zufall die richtigen Synapsen aneinander und die Idee war da. Einfach, aber sinnvoll.
    Er griff sich das Handy und rief seinen alten Bekannten Lars an, der ein erfolgreicher Informatikstudent in Aachen war, welcher ebenfalls kurz vor dem Abschluss seines Studiums stand. Der Informatiker klang zwar skeptisch, da es ähnliche Ideen bereits gab, aber trotzdem konnte Marc aus seiner Stimme ein gewisses Interesse heraushören.
    »Ganz ehrlich Marc, von dir hätte niemand einen anderen Einfall erwartet, aber klar kann ich das für dich umsetzen. Ist gar nicht so schwer! Übrigens, ein »Hallo« wäre nett gewesen!«, entgegnete Lars vom anderen Ende der Leitung, nachdem er den Inhalt von Marcs hektischem Monolog endlich verstanden hatte. Anstatt mit einem obligatorischen »Wie geht´s?« zu beginnen, hatte Marc nämlich sofort losgelegt und seinen Informatikfreund ohne Vorwarnung überrumpelt.
    »Hey, ich bin´s Marc. Hör mal, ich hab da eine Idee. Glaube das sollte auch wirklich nicht so schwierig für dich sein. Du weisst doch, dass ich diesen Job da im Freizeitpark habe. Naja, wohl eher hatte. Also da gab es so einen Vorgesetzten. Sid war sein Name. Ehm,
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