Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Traeume, zart wie Seide

Traeume, zart wie Seide

Titel: Traeume, zart wie Seide
Autoren: Jessica Bird
Vom Netzwerk:
Ordnung. Den Rest konnten sie später klären. Jetzt wollte sie nur diese unglaubliche Nähe genießen.
    Am nächsten Morgen wachte Gray gegen fünf auf. Selbst im Schlaf hatte er Joy eng an sich gedrückt, und er hätte sie am liebsten auch jetzt nicht losgelassen. Der Gedanke, nach Washington zurückzukehren und seine Frau zurückzulassen, widerstrebte ihm zutiefst.
    Seine Frau. Verdammt, er mochte den Klang von diesen Worten.
    Vielleicht musste er wirklich nicht fliegen. Mit ein paar Terminverschiebungen konnte er es sicherlich einrichten, bis zu ihrem großen Presseempfang bei ihr zu bleiben.
    Er küsste Joy zärtlich auf die Schulter, und sie bewegte sich schläfrig und schmiegte sich an ihn. Das leise Verlangen, mit dem er aufgewacht hat, steigerte sich sofort. Dennoch zögerte er – vielleicht hatte sie nach dem ungestümen Liebesspiel der letzten Nacht erst mal genug von ihm? Er wollte sie nicht im Halbschlaf bedrängen.
    Doch dann drehte Joy sich auf den Rücken und zog ihn mit sich. Überwältigt betrachtete er ihr Gesicht und den ersten Funken Lust, der sich darin abzeichnete.
    Lieber Himmel, was für eine bezaubernde Frau sie doch war! In der vergangenen Nacht hatte er zum ersten Mal wahre Leidenschaft erlebt. Es berührte ihn zutiefst, machte ihm aber auch ein wenig Angst.
    Er beugte sich über sie und küsste sie voller Gefühl, in der Hoffnung, ihr wenigstens zu zeigen, was er nicht in Worte fassen konnte.
    Das Klingeln des Telefons unterbrach ihn dabei.
    „Keine Sorge, ich gehe nicht ran“, versprach er, und tatsächlich gab das Ding nach vier Mal Ruhe.
    Gerade wollte er sich wieder entspannen, als es erneut läutete – im Duett mit seinem Handy und seinem Blackberry.
    Wenn man versuchte, ihn auf allen Leitungen zu erreichen, bedeutete das eine ernste Krise – jemand Wichtiges war entweder gestorben oder verhaftet worden. Fluchend griff er nach dem schnurlosen Telefon auf dem Nachttisch und stand auf, um Joy nicht zu stören.
    „Was ist los?“, fragte er unfreundlich.
    „Hier ist Dellacore. Wir haben ein Problem, Boss.“
    „Ich höre“, knurrte er und verließ das Schlafzimmer. Vielleicht konnte Joy ja wieder einschlafen.
    Als Gray die Tür hinter sich schloss, rollte sich Joy auf die Seite. Sie hörte seine grimmige Stimme aus dem Wohnzimmer, doch sie dachte daran, wie er sie vor dem Kuss betrachtet hatte. Mit einem Ausdruck, den sie noch nie zuvor bei ihm gesehen hatte. Konnte es sein, dass er sie liebte?
    Sie wagte es nicht, den Gedanken zu Ende zu denken, aber sie wusste auch, dass sie sich das nicht eingebildet hatte. Wie sonst ließe sich erklären, was letzte Nacht geschehen war? Etwas hatte sich zwischen ihnen geändert. Das war nicht nur guter Sex gewesen, sondern viel mehr.
    Die Tür wurde aufgestoßen, und Gray trat ein. „Ich muss sofort nach Washington.“
    „Was ist passiert?“
    „Darüber brauchst du dir keine Gedanken zu machen.“
    Er ging ins Bad, und sie hörte die Dusche laufen. Zehn Minuten später tauchte er wieder auf.
    „Sag mir doch, was los ist“, bat sie.
    In Rekordzeit zog er sich an. Sein Gesicht wirkte hart und gleichgültig, die Lippen hatte er fest zusammengepresst.
    „Ich weiß nicht, ob ich es zu dem Empfang morgen schaffe“, erklärte er und beugte sich über sie. Sein Blick war eindringlich. „Ich werde nie vergessen, was du mir letzte Nacht gegeben hast.“
    Er küsste sie flüchtig, dann war er fort.
    Besorgt starrte Joy zur Decke. War seinem Vater etwas passiert? Oder gab es einen anderen Notfall? Bestimmt würde er sie später anrufen, und es ihr sagen.
    Doch den ganzen Tag über hörte sie nichts von ihm. Sie blieb in der Suite und arbeitete an ihren Skizzen, doch konzentrieren konnte sie sich nicht. Als er sich auch am Abend und am nächsten Morgen nicht meldete, wurde ihr langsam klar, wie unglaublich dumm sie gewesen war. Immer wieder fielen ihr Dinge ein, die Gray einmal gesagt hatte:
    Ich habe eine Menge Frauen am Morgen danach einfach verlassen und mich nie wieder gemeldet. Du hättest es dir für jemanden aufheben sollen, der dich liebt. Ich will nicht heiraten, und ich werde nie heiraten. Ich wusste nicht, dass Sex so sein kann.
    Sex, nicht Liebe, dachte sie. Von Liebe hat er nie gesprochen.
    Im Gegenteil, er hatte sie von Anfang an gewarnt und lange gegen sein Verlangen angekämpft. Nun, wo er hatte, was er wollte, war er fertig mit ihr – und hielt es nicht mal für nötig, sie anzurufen.
    Konnte ein Mann sein Desinteresse noch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher