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Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt
Autoren: Brenda Novak
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etwas dicker als die andere, doch dafür waren die Lippen makellos mit dunkelrosa Lipgloss nachgezogen. Mit dem langen, leicht gekräuselten Blondhaar und dem eng anliegenden, tief ausgeschnittenen Pullover erinnerte sie ihn ein bisschen an Pamela Anderson.
    Vermutlich legte sie’s geradezu darauf an. Es war ihr durchaus zuzutrauen, dass sie sogar das Foto der Baywatch-Blondine zum Schönheitschirurgen mitgeschleppt hatte.
    Die anderen Männer im Lokal ließ ihr Anblick offenbar nicht kalt. Es war auch wirklich schwer, angesichts einer Lady mit einer solch üppigen Oberweite nicht ins Glotzen zu verfallen. Für Hunter war sie jedoch nicht hübsch, sondern ein Kunstprodukt. Eine wandelnde Barbiepuppe. Vielleicht lag das auch daran, dass er sie kannte, auch ohne Kriegsbemalung und Trendklamotten. Jedenfalls kein Vergleich zu der natürlichen, gestandenen Frau, mit der er in Mississippi ins Bett gegangen war.
    “Ja, hallo?”, fuhr sie ihn eingeschnappt an, als er nicht gleich antwortete.
    Der Name Selena war keineswegs zufällig gefallen. Seine Ex brachte die ehemalige Nachbarin immer dann aufs Tapet, wenn sie Hunter die eigenen Unzulänglichkeiten vor Augen führen wollte, meistens kurz vor einer deftigen Forderung. Heute jedoch sollte sie damit nicht durchkommen. Seit der Reise nach Mississippi war er ein anderer Mensch.
    “Und was hatte sie so zu berichten?”, sagte er gleichgültig.
    “Na, sie hat natürlich nach dir gefragt.”
    “Was hast du ihr gesagt?”
    “Du wärst noch immer so ‘n mieser Fremdgänger wie eh und je.”
    Hunter streckte die Beine von sich. “Fremdgegangen bin ich nur ein einziges Mal – weil ich kreuzunglücklich war.”
    Sie stutzte, anscheinend von seiner ehrlichen Antwort überrascht. Bisher hatte er immer den Prügelknaben gespielt. Sein jetziges Verhalten war ihr neu. “Meinst du, die Ehe mit dir wäre die reinste Sommerfrische gewesen?”, ätzte sie.
    Er hob die Schultern. “Du wolltest ja unbedingt mit mir zusammenwohnen. Ich hingegen nicht.”
    Sie blinzelte so verwirrt, dass ihre Lider flatterten. “Das hättest du dir überlegen sollen, bevor du mir ein Kind angedreht hast.”
    “Dir ein Kind angedreht?”, gab er zurück. “Ich? Du hast es doch regelrecht darauf angelegt! Aus meiner Sicht braucht es für eine Schwangerschaft immer zwei.”
    “Willst du mir etwa unterstellen, ich hätte dich reingelegt?”
    Angesichts ihrer schrillen Stimme drehten schon einige Gäste die Köpfe. Hunter war das egal. “Allerdings.”
    “Das ist ‘ne glatte Lüge!”
    “So?” Ironisch lupfte er eine Braue. Aber auf eine Auseinandersetzung hatte er jetzt keine Lust. Antoinette war sowieso nicht beizukommen. “Wie dem auch sei, Antoinette – jetzt ist endgültig Schluss. Schluss mit Extrazahlungen, mit dem ewigen Zoff, mit den Mätzchen.”
    Entgeistert klappte sie die Kinnlade herunter. “Ich hab keine Ahnung, was du damit meinst.”
    “Oh doch! Du hast aus mir meinen ärgsten Feind gemacht. Aber jetzt bin ich trocken und werde es auch bleiben. Außerdem werde ich mein Leben neu ordnen. Keine Selbstzerfleischung mehr wegen einer fehlgeschlagenen Ehe, die ich sowieso nicht wollte. Ich kann die Vergangenheit nicht ungeschehen machen.”
    “Und damit willst du deinen Fehltritt entschuldigen?”
    “Ich entschuldige mich für gar nichts. Wenn’s so leicht wäre, hätte ich es schon längst getan.”
    Nun offenbar völlig perplex, setzte sie ihren Kaffee ab. “Und … und was wird aus deiner Tochter? Soll die ebenfalls der Vergangenheit angehören?”
    “Ganz und gar nicht. Ich werde Verbindung halten, mich in Geduld üben und hoffen, dass sie irgendwann zur Besinnung kommt.”
    “Über dich etwa? Im Leben nicht, wenn’s nach mir geht.”
    Als Gnadenstoß gemeint, war dies das übliche Totschlag-Argument – der Versuch, ihn auf das vertraute Schlachtfeld zu locken, wo sie Maria weiter als Waffe gegen ihn einsetzen konnte. “Sie ist ein kluges Mädchen”, fuhr er fort. “Irgendwann wird sie zwei und zwei zusammenzählen.”
    Er zog den bereits ausgefüllten Scheck für die Unterhaltszahlungen des nächsten Monats aus der Tasche und schob ihn ihr über die Metalltischplatte zu. “Da, bitte sehr!”, sagte er, schon im Begriff, aufzustehen und zu gehen.
    “Warte mal!”, rief sie.
    Er drehte sich zu ihr um und sah, dass ein beinahe panischer Ausdruck auf ihrem Gesicht lag. “Was ist denn in dich gefahren?”, fragte sie konsterniert. “Hast du etwa ‘ne Neue?”
    Er
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