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Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt
Autoren: Brenda Novak
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sie durch die Hölle gegangen. Überall war Blut – auf ihrer Kleidung, an ihren Armen, auf dem Fußboden.
    Hunter schüttelte den Kopf. “Wusste ich’s doch, dass er die Internetseite nicht ohne Grund besucht hatte!”
    Dennoch: Hätten er und Clay nicht auf sein Drängen hin angehalten und von einer Telefonzelle aus bei der Vermietungsgesellschaft angerufen, dann hätten sie das Blockhaus nie und nimmer gefunden.
    Hunter fasste sie am Ellbogen. “Wo ist er?”
    “Drinnen”, murmelte sie, den Blick starr auf Clay gerichtet.
    Der räusperte sich, schier überwältigt vor Erleichterung und von einem ganzen Wust aus weiteren Gefühlen, die in ihm aufwallten. “Dir ist also nichts passiert?”, würgte er schließlich hervor, schon auf eine harsche Zurückweisung gefasst.
    Tränen traten ihr in die Augen und liefen ihr durch die verschmierte Wimperntusche die Wangen herunter.
    “Sag, dass mit dir alles in Ordnung ist”, bat er.
    “Was hast du mit seiner Leiche gemacht?”, fragte sie ihn ohne Umschweife.
    Sie meinte natürlich nicht Ray, sondern ihren Vater. Der Moment, vor dem es Clay immer gegraut hatte … nun war er gekommen.
    Er warf einen Blick hinüber zu Hunter und wollte ihn schon bitten, sie einen Augenblick unter vier Augen reden zu lassen, doch seine Bitte erübrigte sich. Hunter hatte sich bereits an ihnen vorbeigedrückt, offenbar auf der Suche nach Ray. Kurz darauf hörte er ihn mit dem Verletzten sprechen, doch im Augenblick interessierte ihn nur das Gespräch zwischen ihm und seiner Stiefschwester.
    “Los, raus mit der Sprache!”, fuhr sie ihn an.
    Clay hatte die Wahrheit über jene grausige Nacht nie auch nur einer Menschenseele anvertraut. Niemandem außer Allie. Nun aber konnte er mit nichts anderem dienen als mit der Wahrheit. “Hinter der Scheune vergraben.”
    Sie fuhr sich mit der Hand zum Mund und biss sich auf die Fingerknöchel. Am liebsten hätte Clay sie einfach in die Arme genommen, um ihr zu helfen, den Schmerz und die Enttäuschung zu ertragen. So wie er ihr schon, seit sie verwandt waren, bei etlichen Problemen beigestanden hatte. Nur war er diesmal selber die Ursache für Schmerz und Enttäuschung.
    “Die Polizei hat doch den ganzen Hof auf den Kopf gestellt!”
    “Da hatte ich ihn schon umgebettet.”
    Zum Glück fragte sie nicht, wohin. Die Antwort hätte ihr sicher den Rest gegeben. “Warum hast du’s gemacht? Warum hast du ihn nicht angezeigt?”
    “Es war so gar nicht vorgesehen, Maddy.”
    “Was ist passiert? Nun sag schon!”
    “Es war ein Unglücksfall.” Er war nicht sicher, ob sie ihm nach all den Lügen glauben würde, also versuchte er es mit einer Erklärung. Er konnte ihr die Wahrheit nicht länger ersparen. “Mom hat ihn mit Grace erwischt. Bei … na, du kannst dir sicher denken, bei was.”
    Das Kinn gereckt, kämpfte sie gegen die Tränen an. “Ich weiß, was er getrieben hat.”
    Clay nickte. “Als sie ihm drohte, sie würde ihn anzeigen, rastete er aus und schlug auf sie ein”, fuhr er fort, schon halb in der Erwartung, sie werde vehement abstreiten, dass ihr Vater gegenüber einer Frau handgreiflich werden würde. Doch es kam nichts.
    “Da bist du dazwischengegangen”, vermutete sie tonlos.
    “Ja.” Die Szenen waren ihm noch derart lebhaft gegenwärtig, als hätten sie sich erst gestern abgespielt: das Ausheben des Grabes, das Wegwischen des Blutes, die Falschaussagen bei der polizeilichen Vernehmung. “Als er dann auf mich losging, da wurde er so gewalttätig, dass die Situation außer Kontrolle geriet. In ihrer Panik hat Mom ihn mit dem Hackklotz niedergeschlagen.”
    “Und das ist alles?”
    Die Qual auf ihrem Gesicht traf ihn bis ins Mark, doch er konnte nichts machen. “Das ist alles. Sie wollte ihn nicht umbringen. Sie wollte nur, dass er von mir ablässt.”
    Sie senkte die Stimme zu einem gequälten Flüstern. “Aber wenn es ein Unfall war – wieso seid ihr dann nicht gleich zur Polizei gegangen? Warum habt ihr das alles vertuscht?”
    “Ja, hätten wir die anrufen und sagen sollen, der allseits geachtete Gemeindepfarrer sei ein Kinderschänder? Dass wir uns deswegen in die Haare geraten waren und er dabei aus Versehen zu Tode kam? Wer hätte uns das denn abgenommen?”
    Sie schlug sich die Hände vors Gesicht. Egal – jetzt musste die ganze Wahrheit auf den Tisch.
    “Beweise gab es zuhauf. Er hatte …” – Er bemühte sich, ihr alles so schonend wie möglich zu schildern – “… Grace fotografiert. Hinterher hat
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