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Totgelesen (German Edition)

Totgelesen (German Edition)

Titel: Totgelesen (German Edition)
Autoren: Ingrid Rieger
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»Na ja, Leni sagte, ihr Papa sei da gewesen und dann mit ihr zum Mond geflogen.«
    Als es gesagt war, blickte sie Specht wieder direkt in die Augen und fuhr fort: »Sie ist unheimlich einfallsreich, trotzdem kann es sein, dass er vorgestern wirklich hier war. Ich konnte ihn nicht sehen, da ich mit meinem Kleinen am Sonntagabend beim Babyschwimmen war. Möglicherweise wollte er zurück und sie hat ihn abblitzen lassen. Oder sie haben sich über etwas anderes gestritten. Vielleicht über die Kinder? Jedenfalls traue ich ihm zu, dass er am nächsten Tag gekommen ist und sie am See abgepasst hat.«
    »Das ist eine sehr gewagte Schlussfolgerung, die Sie da ziehen.«
    »Tut mir leid, ich wollte nicht …«
    Sie ließ den Satz unvollständig, stotterte herum und fixierte erneut die Filzpantoffeln an ihren Füßen. 
    »Trotz allem traue ich es ihm zu. Ich konnte ihn noch nie leiden. Basta. Mir doch egal, was Sie von mir halten. Ich wollte Ihnen nur behilflich sein.« Sie verzog ihren Mund, stemmte die Hände in ihre Hüften und schaute ihn angriffslustig an.
    Specht beschwichtigte die Blondine.
    »Wir tun alles in unserer Macht stehende, seinen Aufenthaltsort herauszufinden. Bisher wissen wir nur, dass er momentan Urlaub hat und bei einem Freund in Leoben oder Bruck untergekommen ist.«
    »Bei einem Freund? Das könnte Rupert sein.« Frau Steiners beleidigte Miene verschwand hinter der Fassade der Neugierde.
    Specht schloss die Schranktür und fragte nach, welchen Rupert sie meine.
    »Na Rupert Brugger. Wir haben uns vor drei Jahren auf einer Grillparty bei den Nußbaumers kennengelernt. Marianne fand, ich bräuchte unbedingt einen Mann, also hat mir Alfred seinen Freund Rupert vorgestellt. Der Abend war ein einziger Reinfall. Was ich mir gleich hätte denken können. Wer heißt heutzutage noch Rupert? Zwei Monate später habe ich dann meinen Stefan getroffen.«
    »Was wissen Sie noch über diesen Rupert Brugger?«, fragte Specht, zog ein Notizheft aus seiner Jackentasche und schrieb sich den Namen auf.
    »Nicht viel, nur, dass er kurz nach unserer Begegnung nach Leoben gezogen ist.«

    ***

    M argit und Daniela, zwei Kindergärtnerinnen aus Liebenau, waren mutig. Ihr Mut bestand darin, es zu wagen, mit 25 kleinen Quälgeistern einen Ausflug zum See zu planen. Dann kam die Nachricht, die Polizei hätte dort eine Leiche gefunden.
    Wie sollten sie reagieren? Ethisch gesehen wäre es am klügsten gewesen, den Ausflug abzusagen, den Bus abzubestellen und die Eltern zu informieren. Doch die Kinder wurden immer ungehaltener. Sie wollten raus an die frische Luft und freuten sich schon lange auf die Exkursion, und so kurzfristig eine Alternative zu finden, war undenkbar. Deshalb rief Daniela bei der Seeverwaltung an. Diese garantierte ihr den freien Zugang zum Wanderweg rund um den See und über die Brücke.
    Also entschieden die jungen Pädagoginnen, den Ausflug wie geplant durchzuführen. Schließlich herrschte perfektes Wetter und alle Kinder waren für den Wandertag gerüstet.
    Anfangs verlief alles problemlos. Je länger die Wanderung fortschritt, desto schwieriger wurde es allerdings, die Kinder unter Kontrolle zu halten. Während des letzten Drittels der Seeumrundung nörgelten die Ersten:
    »Margit, wie weit ist es noch?«
    »Daniela, mir tut der Fuß weh. Mama hat gesagt, ich soll stehen bleiben, bevor ich mir eine Blase laufe in den neuen Schuhen.« Danielas Laune sank mit jedem Schritt.
    »Warum tue ich mir das an?« Sie nahm die beiden, die am schlimmsten jammerten, an die Hand und atmete geräuschvoll aus, bevor sie sagte:
    »Jetzt gehen wir noch ein Stück und dann machen wir eine Pause. Kommt, lasst uns ein Lied singen.«
    Margit hingegen kämpfte mit anderen Problemen:
    »Felix, hier geblieben. Lauf nicht immer voraus. Warte auf die anderen.«
    »Matthias, hör auf, Jakob zu schupsen, er fällt sonst noch in den See.«
    »Chris, Martin raus aus dem Wald.«
    »Mir reicht´s, so schnell bringt mich keiner mehr dazu, einen Ausflug zu machen.« Sie drehte sich um, damit sie den Abstand, der zwischen ihr und der hinteren Gruppe mit Daniela lag, überblicken konnte.
    »Jetzt wird gewartet, die anderen kommen doch gar nicht nach. Kommt alle zu mir!«
    »Margit, wo sind Martin und Chris?«, fragte Daniela, als sie mit ihren Kindern den Trupp erreichte.
    »Die sind da vorne hinter den Büschen verschwunden. Ich wollte ihnen gerade nach.«
    »Pass auf die anderen auf, ich hole die zwei«, meinte Daniela und sprintete den
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