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Totenrache und zehn weitere Erzählungen

Titel: Totenrache und zehn weitere Erzählungen
Autoren: Klaus Frank
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einem betäubenden Parfüm.
    „Zieh dich aus“, sagte er ohne Umschweife und knöpfte sich mit kindischer Hast das Hemd auf. Emilia schaute ihm desinteressiert zu.
    „Ausziehen!“, wiederholte Paul. Achtlos ließ er sein Hemd zu Boden fallen.
    „Ausziehen“, krächzte Emilia. Ungeschickt zog sie ihr Kleid aus und legte es ordentlich gefaltet auf einen Stuhl, der neben dem Bett stand.
    „So ist es recht“, lobte er. Er selbst stand bereits völlig entkleidet vor ihr und betrachtete ihren Körper. Es fiel ihm leicht – mit dem leichten Rausch und der Geilheit, die ihn hastig und unkontrolliert atmen ließ – sie hübsch zu nennen. Vielleicht hätten andere Betrachter Zweifel an diesem Urteil gehegt und stattdessen behauptet, ihr Körper sähe ledrig-alt und faulig aus. Und die großen schwarzen Flecken des Zerfalls kritisiert, die an ihren Schenkeln schimmerten, nie verheilenden Blutergüssen gleich. Die leeren Säcke ihrer Brüste, die schlaff an ihrem Körper hingen, hätten einem Baby-Alptraum entspringen können, und ihr Geschlecht war zu einem kalten, grauen, toten Loch verödet. Das einstmals rosige Fleisch der Verheißung duldete keine Liebhaber mehr in sich.
    Es schien, als würde Paul einen vernünftigen Moment lang den leisen Stimmen der kritisierenden Betrachter lauschen, doch dann wischte er sie mit einem unwilligen Laut beiseite. Er stand da und streichelte mit einer Hand sein steil aufragendes, vor Größe schmerzendes Glied – es war unmöglich zu sagen, Sex mit seiner Frau gehörte sich nicht.
    „Leg dich“, sagte er, und weil es ihm nicht schnell genug ging, fasste er Emilia an die Schultern und legte sie so auf das Bett, wie er sie haben wollte. Er verzog den Mund bei dem Gedanken, dass sie früher bei einer solch unwirschen Behandlung protestiert hätte. Als stumme Entschuldigung hauchte Paul ihr einen flüchtigen Kuss auf den Mund, dann kam er zwischen ihren Beinen zu liegen, die sich unter seiner Direktheit aufspreizten. Ein Stöhnen drang über seine Lippen.
    Obgleich er wusste, dass er keine Rücksicht auf Emilias Körper oder Gefühle nehmen musste, tat er es doch, vielleicht aus Sentimentalität. Es war schwer, in sie einzudringen, da war nicht, wie früher, die willkommene Hitze in ihrem Schoß, kein begieriges Aufklaffen ihres Fleisches, das ihn tief und tiefer in die Spalte einsog. Paul stocherte eine Weile verdrossen und leise schimpfend herum und musste eine Hand zur Hilfe nehmen, bis es ihm schließlich gelang, einen Ansatzpunkt zu finden, den er verbissen bearbeitete, dann endlich konnte er tiefer in Emilia eindringen. Er stöhnte erneut auf, diesmal vor Wonne und Schmerz, als sein erhitztes Fleisch Emilias kühlen, so völlig in Ruhe befindlichen Schoß erforschte. Gerade diese Leidenschaftslosigkeit war es, die Paul vor Entzücken begeisternde Laute ausstoßen ließ.
    Er begann zu schwitzen, während er sich ruckartig und wenig zärtlich auf Emilia bewegte, deren Blick starr und freudlos auf seinem Gesicht haftete. Ein wenig vermisste er ihre Anfeuerungen im Rhythmus seiner Bewegungen und ihre Arme, die ihn umschlangen, und ihre Beine, die das gleiche taten.
    „Oh Emilia“, flüsterte er. Ein Duftgemisch stieg ihm unerwartet in die Nase und wälzte seinen Magen um, so dass er Husten musste: der Rosenduft des Parfüms und bittere Zersetzung. Paul wandte sein verschwitztes Gesicht ab, kurz ruhte sein Blick auf den Blutflecken am kahlen Boden. Der Anblick ließ etwas in ihm anklingen, aber er ging dem Gedanken nicht weiter nach. Seine Stöße wurden nun unkontrollierter, er spürte ein Zucken in seinen Schoß und hechelte mit weitaufgerissenen Augen und mit schmerzhaft zu Fäusten geballten Händen dem Höhepunkt entgegen. Emilia zuckte stumm im Gleichtakt seiner Regungen unter ihm, ihr Kopf stieß immer dann, wenn Paul auf sie niederruckte, gegen das Kopfteil des Bettes und trommelte einen hypnotischen Code. Schließlich schrie Paul auf, als ein heißer Schauer sich in ihren Körper ergoss, wo er in der lieblosen Umgebung langsam erkalten würde.
    Paul seufzte auf und wartete vergeblich auf die Erwiderung, wie Emilia es stets gemacht hatten, um einander zu beweisen, wie sehr ihnen ihr Liebesspiel gefallen hatte. Erst jetzt, nachdem seine Sinne zögernd zur Ruhe kamen, spürte er, wie sehr er ins Schwitzen geraten war. Er presste sein heißes Gesicht voller Erschöpfung an Emilias kühlen Hals, und sie nahm seine Liebkosung gleichgültig entgegen. Ein Gefühl tiefen Glücks
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