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Totenprinz - Westendorf, C: Totenprinz

Totenprinz - Westendorf, C: Totenprinz

Titel: Totenprinz - Westendorf, C: Totenprinz
Autoren: Christine Westendorf
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können. Wenn sie in fremde Fenster gestarrt und versucht hatte, zumindest ein wenig am Leben ihrer Nachbarn teilzuhaben, wenn sie selbst schon keines hatte. Und was hatte Max ihr schon zu geben vermocht außer Grabesruhe und den Anschein von Sicherheit.
    Gut, immerhin hatten sie Klara gezeugt und somit das Einzige geschaffen, das in Amandas Leben von Bedeutung war. Aber auch in dieser Hinsicht würde das Ende ihrer Beziehung sein Gutes haben. Denn wenn sich Max von Amanda trennte, würde er ihr in Zukunft wenigstens nicht mehr in Klaras Erziehung hineinreden können. Max hatte die Begabung ihrer Tochter schließlich nie erkannt. Im Gegenteil, er hatte Amanda sogar vorgeworfen, dass sie Klara Flausen in den Kopf setzte. Ständig hatte er sich über die hohen Kursgebühren der staatlichen Jugendmusikschule beschwert. Aus dem Zetern
war lautstarker Protest, schließlich sogar die Drohung geworden, ihr den Geldhahn zuzudrehen, als Amanda ihre Tochter auf einer noch viel kostspieligeren Privatschule angemeldet hatte. In einer Schule, die Klaras Begabung angemessen fördern sollte.
     
    Überall sein, nur nicht hier, dachte Amanda und fragte sich, wann genau ihr Max unerträglich geworden war, zu welchem Zeitpunkt sie hätte feststellen müssen, dass es besser war, überall zu sein, nur nicht hier. Der Zeitpunkt, zu dem sie hätte handeln müssen und damit Max zuvorgekommen wäre. Amanda wusste es nicht mehr, und mittlerweile war es auch bedeutungslos geworden. Inzwischen ging es um ganz andere Dinge, wie zum Beispiel den heutigen Maklerbesuch.
    »Amanda, denk dran, verkniffen verkauft es sich nicht so gut.«
    Statt Max eine Antwort zu geben, hatte sich Amanda umgedreht und war in den Garten hinausgegangen.
    »Verkniffen verkauft es sich nicht so gut.«
    Max, der Idiot, nahm sich doch tatsächlich heraus, ihr vorzuschreiben, wie sie auszusehen hatte, wenn heute »die Kampas«, neue Kaufinteressenten für ihr Haus, kamen. Überhaupt ging Amanda plötzlich alles viel zu schnell. Wie war es nur zu dieser absurden Situation gekommen? Ein paar Tage nach seiner Feststellung, dass ihre Beziehung gescheitert wäre, hatte Max auch schon einen Makler beauftragt. Ihr Reihenhaus müsse nun so schnell wie möglich verkauft werden, hatte er entschieden, und in der darauffolgenden Woche war bereits die erste Annonce in der Zeitung erschienen. Seitdem verging
keine Woche, in der sie nicht irgendwelche fremden Leute durch ihr Schlafzimmer führte. Aber egal, Amanda hatte dem Verkauf des Hauses zugestimmt und angefangen, die Räume von Grund auf zu reinigen. Wobei sie nicht einmal auf die Mithilfe ihrer Tochter Klara zählen konnte, und auf die von Max schon gar nicht.
    Nun stand Amanda unter dem engen Vordach ihres Reihenhauses, drückte die Zigarettenkippe in einem Blumenkübel mit erfrorenen Dahlien aus und sah im spiegelnden Glas der Terrassentür, dass sie ihre Mundwinkel tatsächlich mürrisch nach unten gezogen hatte. Sie musste darauf achten, dass das nicht zur Gewohnheit wurde, sonst würde sich der traurige Ausdruck eines Tages noch in ihr Gesicht eingraben. Amanda machte ein paar schnelle Entspannungsübungen zur Lockerung ihrer Gesichtsmuskulatur und lief dann in den ersten Stock hinauf, um noch kurz das Bad aufzuräumen. Als es wenig später an der Haustür klingelte, setzte Amanda ihr charmantestes Lächeln auf. Verkniffen, dass sie nicht lachte!
    Ja, das Haus würde nun schon bald verkauft werden, dachte Amanda, nachdem sie die Kampas hereingebeten hatte, und sie hatte auch bereits eine Idee, wo sie in Zukunft mit Klara leben wollte. Sie war schon lange nicht mehr so traurig und niedergeschlagen wie noch vor ein paar Wochen. Nein, je eher sie aus dieser Geschichte herauskam, umso besser für sie. Denn wenn Max auch ein Geizhals war, würde er doch in angemessener Form für ihren zukünftigen Lebensunterhalt aufkommen müssen. Und was angemessen war, würde Amanda in jedem Fall mitbestimmen. Ganz sicher musste sie zukünftig neben noch mehr Zeit und Kraft auch noch mehr Geld in ihr
Klärchen investieren. Schon damit die Kleine besser über die bevorstehende Trennung der Eltern hinwegkam. In dieser schwierigen Lage konnte auch niemand von ihr verlangen, dass sie sich zusätzlich noch einen Job suchte. Max schon gar nicht. Amanda baute jedenfalls darauf, dass sein schlechtes Gewissen dem Klärchen gegenüber verhindern würde, eine solche Forderung überhaupt erst zu stellen.
    Also auf zu neuen Ufern, dachte Amanda. Und wenn
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