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Totenplatz

Totenplatz

Titel: Totenplatz
Autoren: Jason Dark
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gehört?«
    »Ja«, murmelte ich. »Leider kenne ich sie.«
    »Auch Héctor kannte sie.«
    »Das kann ich mir denken.«
    »Aber er hat es nicht geschafft, den Henker zu vernichten. Er wollte es immer, aber er ist nie so dicht an ihn herangekommen, denn auch andere schützten ihn.«
    »Wie heißt er?«
    »Der Henker?«
    »Ja.«
    Derek Ashford schüttelte den Kopf. Es sah so aus, als würde sich das Gesicht dabei in den Sonnenstrahlen verlieren. »Wie er heißt, weiß ich nicht. Es wußte wohl niemand, er war einfach nur der namenlose Henker, der tötend durch das Land zog und hier auf dem Totenplatz seine eigentliche Heimat gefunden hatte. Er starb nicht, aber der Mord an uns ist zu einem Fluch für ihn geworden. Er sieht uns oft, er köpft uns immer wieder, aber er kann uns damit nicht treffen, denn wir sind keine Menschen mehr. Er aber muß seine Niederlage jedesmal erleben. Er ist verflucht, stets zuzuschlagen, aber er sieht auch, daß er damit keinen Erfolg erreichen kann. Wir existieren noch immer, wenn auch in einer anderen Form, und so wird es noch bis zum Ende der Tage dauern, wenn nicht etwas geschieht und ein Ereignis eintritt, von dem schon Héctor de Valois zu mir gesprochen hat, als wir uns in dunklen Nächten trafen. Er hat voraussehen können. Er muß gewußt haben, daß wir einmal aufeinander treffen werden und diesem Totenplatz seinen Schrecken nehmen.«
    »Ja, das will ich gern tun. Nur brauche ich dazu den namenlosen Henker. Ich will ihn tot sehen. Als Kreatur der Finsternis darf er einfach nicht leben.«
    »Er ist da. Und ei weiß auch, daß zwei Feinde gekommen sind, die ihn aufspüren wollen.«
    »Woher?«
    Ashford bewegte seinen Kopf, als wollte er zum Himmel schauen. »Der Henker hatte einen Freund, einen Beobachter, der ihm vieles mitteilt. Es ist ein Vogel, eine dunkle Dohle, die alle anderen Tiere vertrieben hat und immer wieder über diesen Wald und diese Lichtung fliegt, um alles unter Kontrolle zu haben. Er und der Vogel sind Partner. Der eine kann ohne den anderen nicht existieren. Sie stehen miteinander in Verbindung, so daß der Henker die Botschaften der Dohle empfängt. Er wird dich und deinen Freund längst gesehen haben.«
    Ich nickte, denn es stimmte. Der Vogel war auch mir einige Male aufgefallen, aber ich hatte ihn nicht in einem direkten Zusammenhang mit dem Henker gebracht.
    Wichtig war einzig und allein er. Ihn mußte ich haben. Er mußte vernichtet werden, denn eine Kreatur der Finsternis war so gut wie nicht zu töten.
    »Wo kann ich ihn finden?«
    Derek Ashford hatte die Frage sehr genau verstanden. Nur mit der Antwort ließ er sich Zeit. Er bewegte sich leicht und schien in die Natur hineinhorchen zu wollen, als könnte sie ihm und auch mir eine Erklärung geben.
    »Weißt du es nicht?«
    »Wir spüren ihn nur…«
    »Dann ist er hier in der Nähe?«
    »Ja, im Wald.«
    »Und der ist groß.«
    »Das wissen wir. Du sollst ihn auch nicht im Wald suchen. Es war gut, daß wir uns trafen, aber es ist schlecht, wenn du den Henker stellen willst. Er muß seine grausamen Taten fortführen, er muß dorthin gehen, wo auch die Menschen sind.«
    »Auf den Grillplatz!«
    »Ja!«
    Für einen Moment noch schaute ich die Ashfords an, dann hatte ich mich entschlossen. Ich konzentrierte mich weniger auf sie, vielmehr auf meine Umgebung. Und ich hatte den Eindruck, als hätte sich auf dem Platz etwas verändert. Nicht äußerlich, es lag am Klang der Stimmen, die lauter, schriller und auch ängstlicher meine Ohren erreichten. Dort schien irgend etwas passiert zu sein.
    »Heh!« drängte Derek Ashford. »Es ist wirklich besser, wenn du bei den Menschen bist.«
    »Und ihr?« fragt ich.
    Sie lächelten gemeinsam. »Wir wollen endlich unseren immerwährenden Frieden bekommen.«
    Das konnte ich verstehen. Es tat mir irgendwo leid, von ihnen Abschied nehmen zu müssen. Sie hätten mir noch viel über Hector de Valois erzählen können, der ein aufregendes Leben in einer Zeit großer Umbrüche geführt hatte. Der Henker war wichtiger.
    Deshalb zog ich mich zurück, und es sah für mich so aus, als würden die vier Ashfords mit den Strahlen der Sonne verschmelzen…
    ***
    Die Beilklinge sauste nach unten!
    Sie war auf dem Weg, der Frau den Kopf abzuhacken, aber sie traf nicht.
    Auf halber Strecke erreichte auch die Ohren des Henkers Sukos Ruf, der nur aus einem Wort bestand. Damit stand die Zeit still!
    Für fünf Sekunden war sie angehalten worden. In dieser Spanne konnte sich nur derjenige
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