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Totenkönig (German Edition)

Totenkönig (German Edition)

Titel: Totenkönig (German Edition)
Autoren: Uwe Siebert
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trinken.“ Er zwinkerte Larkyen und Patryous zu, dann leerte er seinen Becher in einem Zug. Mit dem Handrücken wischte er sich den Wein von den Mundwinkeln. Er sah die beiden Unster blichen an. „Larkyen, Patryous, wollt ihr uns wirklich schon so früh verlassen?“
    „Wir müssen weiter nach Süden reiten. Wir hatten nie vor, lange in der Stadt zu bleiben, wenngleich ich auch froh bin, dass wir uns diese Zeit genommen haben.“
    „Ihr wart zur richtigen Zeit am richtigen Ort.“, sagte Khorgo. Und wieder sah er hinüber zu dem Tisch, an dem seine Tochter saß. Diesmal lächelte er. „Meiner Zaira geht es gut. Sie war dem Tode näher als dem Leben, doch du, Larkyen, hast sie in das heilende Wasser des Sees getaucht und sie somit gerettet. Nur einen Tag später schwand die heilende Kraft des Sees wieder. Heute ist es nur noch ein ganz gewöhnlicher See, an dem die Meridianer ihren Durst stillen.“
    „Der Tod lässt sich nicht so einfach besiegen.“
    „Aber du hast ihn für die Dauer eines Augenblicks bezwungen indem du meine Tochter gerettet hast.“
    „Ja, für die Dauer eines Augenblicks.“
    Larkyen nickte zustimmend, er sah Khorgo lange ins Gesicht. Der Moment ihres Abschieds rückte näher, und er wusste nicht, ob und wann er seinen alten Freund je wiedersehen würde. Denn was war das Leben eines Menschen anderes als ein Augenblick in den Mühlen der Zeit?
     
    Die Zeit verging so schnell wie ein Atemzug. Und als am nächsten Morgen die Sonne aufging, standen Larkyen und Patryous bereits ihren Freunden gegenüber. um sich zu verabschieden – Khorgo und seine Tochter, Wanar, Almaran mit seiner Frau und seinem Sohn sowie viele Männer, Frauen und Kinder aus dem Volk der Majunay.
    „Damals vor vielen Jahren an den Ufern des Kharasees standen wir uns so wie jetzt gegenüber, Larkyen. Dann trennten sich unsere W ege, und ich fürchtete mich vor dir und deiner Macht. Doch heute empfinde ich anders. Du bist mir ein treuer Freund und Gefährte und sollst mir Zeit meines Lebens willkommen sein.“
    „Denke stets daran, dass wir irgendwo dort draußen sind“, sagte Larkyen. „Und sollten du, deine Tochter oder eure Freunde jemals uns ere Hilfe brauchen, so sprecht eine Botschaft in den Wind.“
    „So wie die Schamanen“, erinnerte sich Khorgo.
    „Ja, mein Freund. Patryous und ich werden diese Botschaft hören, wo immer wir auch sind.“
    „Ich wünsche euch eine gute Reise“, sagte Khorgo. „Mögen euch eure Rösser rasch und sicher an den Ort bringen, an den ihr zu gela ngen wünscht.“
     
    Larkyen ritt an der Seite von Patryous aus der Stadt hinaus, in der Gewissheit, dass Khorgo, Zaira und all den anderen eine friedliche Zukunft beschert wurde. Seine Freunde lebten. Er hatte ihr Leben vor dem Tod bewahren können. Anders als damals im Krieg gegen die Strygarer und während der Schlacht um die ken-tunesische Stadt Eisenburg.
    Sie sahen einander in die Augen. Larkyen sah Schönheit darin, eine ähnliche Schönheit, wie sie in dem schillernden Morgenrot lag, dem sie entgegenritten.
    Ein weiterer guter Tag lag vor ihnen.
     

Epilog
     
    Das Morgenrot benetzt ihr Gesicht, die ersten Strahlen der Sonne fühlen sich warm auf ihrer Haut an. Schon als die Welt noch jung war und die Zeitrechnung eine andere, hieß sie das Licht willkommen. Auf jede Nacht folgt ein Tag, auf jede Dunkelheit folgt für gewöhnlich ein Licht. Langsam aber sicher jedoch wird sich Patryous bewusst, dass sich die Zeiten verändern, so wie sich der Unsterbliche an ihrer Seite seit dem Krieg verändert hat.
    Larkyen ist von einer Finsternis erfüllt, ähnlich jener Finsternis, die im Jahr des Wolfes über das Königreich Ken-Tunys hereinbrach. Es gibt Ereignisse, die selbst den härtesten Krieger für den Rest se ines Lebens prägen können. Larkyen hatte gegen Strygar gekämpft, Auge um Auge, Stahl gegen Stahl, er hatte das vernichtende Feuer am eigenen Leib gespürt und war beinahe davon verzehrt worden. Doch vielleicht war es nur eine Taufe gewesen, um einen neuen Krieger zu erschaffen, einen Krieger, den die Welt benötigt, um Strygar, den Herrn der Finsternis, vernichten zu können. Denn in einer grausamen Welt, vollbringt der grausamste Krieger die größten Wunder.
    Patryous konnte sich ihren Edelmut und die Wertschätzung jegl ichen Lebens immer bewahren, umso mehr sorgt sie sich um Larkyen. Sie liebt ihn sehr und erfreut sich an der Zeit, die sie an seiner Seite verbringt, und sie bewundert seinen ungebrochenen Willen,
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