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Totenkönig (German Edition)

Totenkönig (German Edition)

Titel: Totenkönig (German Edition)
Autoren: Uwe Siebert
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einer Sprache gesagt, an die sich heute kein Sterbl icher mehr erinnerte. „Ein steinerner Wald, bestimmt für die Ewigkeit. Nicht länger werden Menschen nur in Höhlen leben, nicht länger werden sie den Tieren der Wildnis ähneln, sondern sie werden den Fortschritt kennenlernen, den wir ihnen bringen. Ihre Bauten werden sich dem Himmel nähern, in dessen blauen Weiten sie einst uns Götter vermuteten. Und Feuer wird nicht länger nur in den Eingeweiden der Erde brennen, sondern im Heim der Menschen.“
    „Du liebst die Menschen sehr.“
    „Nicht so sehr wie ich dich liebe, Marityr. Aus den Strömen von tausend verborgenen Flüssen und Quellen will ich tief unter der Erde einen Ozean erschaffen, ein Denkmal des reinen Ur-Ozeans, an dessen weißen Stränden wir uns das erste Mal begegneten. Und als Zeichen meiner Liebe an dich soll das gesamte Reich deinen Namen tragen.“
    Doch Marityr hatte nur gesagt: „Dieses Reich wird nach deinen Wünschen und Vorstellungen errichtet werden, also ist es nur recht und billig, dass es auch deinen Namen trägt, Meridias.“
    „Wenn es dein Wunsch ist, dass jenes Reich meinen Namen trägt, dann soll es so geschehen.“
    „Es ist mein Wunsch. Die erste und größte Stadt der Welt soll den Namen Meridias tragen, und die Menschen die in ihr leben, sollen fortan Meridianer genannt werden.“ Marityrs erhabenes Lächeln war das einer Göttin.
    Doch Marityr war tot, ihr großer und einst so wunderschöner Leib längst der Vergänglichkeit anheim gefallen. Es hatte geschmerzt, zusehen zu müssen, wie ihr Fleisch den großen und kleinen Tieren der Unterwelt als Nahrung dienen musste. Wie sich Scharen von Ratten mit scharfen Nagezähnen lange Tunnel durch ihr verwesendes Fleisch bahnten. Zurück waren nur ihre Knochen geblieben.
    Er wusste nicht mehr, wie viele Jahre seitdem vergangen waren, denn wer dazu bestimmt ist, den Ozean der Zeit für immer zu bere isen, schert sich weder um Jahre noch um Tage. Und was war schon die Vergangenheit, wenn die Zukunft doch so viel glückseliger sein konnte.
    Der Schlüssel zur Pforte in die Welt der Toten näherte sich in G estalt einer Menschenfrau mit Namen Zaira. Und bald schon würden Meridias und Marityr wieder vereint sein.
     

Kapitel 1 – Der Totenkönig
     
    Er stand allein auf dem höchsten Berg Kentars. Lange hatte er von dort aus in Richtung Osten geblickt, zu einer Grabstätte böser Erinnerungen, zu einer Finsternis, die schwärzer war als eine Nacht ohne Mond und Sterne.
    Schreie und Wimmern drang aus den Kehlen von Menschen, d enen die Haut in Fetzen vom Leib gerissen wird, deren nacktes Fleisch im Feuerschein brennender Ruinen glänzt, deren Blut die Kelche der Durstigen füllt, und deren Herzen von Todesangst erfüllt sind. Eingeweide und verwesendes Fleisch sind zäh, und wenn sie als ein tiefer Sumpf die Straßen einer Großstadt bedecken, wird jeder Schritt zur Belastung. Alles nur Erinnerungen – die Erinnerungen eines unsterblichen Kriegers, der dennoch dem Tod so nahe war wie kein anderer der Seinen.
    Die Abendsonne tauchte Larkyen in ihren blutroten Schein. Ihre Strahlen brachen sich auf der Oberfläche seiner schwarzen Rüstung.
    „Larkyen, Totenkönig, Sohn der dritten schwarzen Sonne, ich grüße dich!“ Die Stimme des Imperators Rha-Khun ertönte in einem plötzlichen Sturmwind. Ihr Klang besaß die drohende Gewalt eines Gewitters, das die Luft knistern und die Erde erbeben lässt. Jene Worte waren Teil einer Botschaft, die im tiefsten Süden der Welt ausgesprochen worden und über den Wind bis an Larkyens Ohren gelangt war.
    „Und ich grüße dich, Rha-Khun, Imperator von Kyaslan. Seitdem die Leiber meiner Feinde in der Ferne verfaulen, erwarte ich eine Botschaft von dir.“
    „Jahre des Krieges liegen hinter dir, Sohn der dritten schwarzen Sonne. Du hast viele Siege errungen, große Taten vollbracht. Längst ist dein Name in Kyaslan wohlbekannt, und nun verlangt es mich danach, dir endlich zu begegnen. Du hast dich als würdig erwiesen, meinen Palast betreten zu dürfen. Wir werden viel voneinander lernen können, über die Welt und ihre Vergangenheit und Zukunft, über die Kunst des Krieges und über unseren gemeinsamen Feind Strygar. Du hast ihm von Angesicht zu Angesicht im Kampf gegenübergestanden, du spürtest seine gewaltige Macht. Vereint werden wir einen Weg finden, Strygar für immer zu vernichten.“
    „Strygar ist ein überaus mächtiger Feind, dem es bisher gelang, seiner Vernichtung zu
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