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Totenkönig (German Edition)

Totenkönig (German Edition)

Titel: Totenkönig (German Edition)
Autoren: Uwe Siebert
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vergangen“, seufzte Khorgo. „Ich musste oft an unsere damalige Begegnung denken, an unseren Kampf gegen die Kedanier und gegen Boldar die Bestie. Du hast ihn besiegt, den mächtigsten Krieger hast du bezwungen, und noch viele weitere Feinde. Manchmal erzählen sich die Menschen an den Fe uern Geschichten über dich. Wie du den Kriegsgott in Kanochien gegenüberstandest, wie du auf dem Pass in Richtung Westen die Wegelagerer das Fürchten lehrtest, und von dem Krieg im Westen.“
    „Und nun liegt noch ein anderer weiter Weg vor mir.“
    „Wo zieht es dich und deine Gefährtin hin?“
    „Nach Süden.“
    Khorgo räusperte sich. „Im Südosten herrscht Krieg und Aufruhr, der Südwesten ist eine unerforschte Wildnis, und das Südmeer ist so unberechenbar wie ein wilder Panther. Es heißt, kein Schiff, das dort in See sticht, kehre jemals zurück. Was führt dich in einen solchen Teil der Welt, wenn diese Frage gestattet ist?“
    „Ich habe meine Gründe, alter Freund. Gute Gründe. Das ist alles, was ich dir sagen kann." Es gab Geheimnisse, die Larkyen selbst g egenüber einem Freund wie Khorgo wahren musste. Vor allem, um ihn zu schützen, denn die Götter des Reiches Kyaslan duldeten nicht, dass die Menschen zu viel über die Unsterblichen in Erfahrung brachten.
     
    Khorgo sah zu Larkyens Gefährtin, die noch immer den Verwundeten beistand.
    „Du reist mit Patryous, der Göttin der Reisenden“, sagte der M ajunay. „Während sich mein Heimatland Majunay veränderte, sehnten wir ihre Hilfe herbei. Wir sehnten irgendeine Hilfe herbei, als Sandokar vor Jahren das Gesetz erließ, dass alle kampffähigen Männer verpflichtet seien, in den Krieg gegen Zhymara zu ziehen. Ich und die anderen an meiner Seite hatten genug vom Krieg, wir kaperten ein Schiff und flohen mit unseren Frauen und Kindern in Richtung Westen. Mir vierunddreißig meiner Landsleute brach ich auf. Zwei verließen uns im Land Laskun, wo sich ihnen die Gelegenheit bot, an einem Siedlungsprojekt nahe des Altoryagebirges teilzunehmen. Der große Fluss war gut zu uns, er brachte uns rasch nach Meridias. In die Stadt der Welt, von der es heißt, dass ihre Brunnen niemals versiegen. Wir konnten den Krieg entkommen, nicht aber den Vorurteilen und dem Hass, der uns entgegenschlug. Jener Hass auf unser Volk, den Sandokars jahrelanges Treiben in der Welt geschürt hat.“ Khorgo deutete auf seine toten Landsleute. „Hier liegen Taran, Baslar, Khern, Vygor, Alyr, Zakhar, Bator und Jular.“ Das Blut der Männer verteilte sich in einer großen Pfütze auf der dreckigen Straße.
    „Es wäre besser für euch, gleich weiterzureisen“, rief Larkyen seinem Freund zu.
    „Ein alter Krieger wie ich hat schon weitaus schlimmere Kämpfe ausgefochten. Ich und meine Landsleute, wir sind uns einig. Wir werden hier bleiben.“
    „Wie lange wollt ihr in Meridias bleiben?“
    „Wir sind angereist, um uns hier niederzulassen.“
    „Wie lange wirst du es in einer Stadt wie dieser schon aushalten? Ein Mann wie du, der einst die Steppe seine Heimat nannte. Du g ehörst ebenso wenig in die Stadt wie ich.“
    „Es ist die größte Stadt der Welt und ein alter Majunay wie ich wird sich an vieles gewöhnen müssen. Doch ich hörte, hier leben Menschen aus allen Völkern, und alte Fehden und Konflikte hätten hier keinerlei Bedeutung.“
    „Die Mitglieder der Velorgilde scheinen anders zu denken.“
    „Dennoch hege ich Hoffnung, dass diese Stadt ein guter Ort zum Leben sein kann. Meine Tochter Zaira soll in einer einigermaßen frie dlichen Umgebung leben können. Sie lebte lange Zeit in einer Stadt des Ostens, sie ist an ein solches Leben gewöhnt. Für sie bin ich nur zu gern bereit, die weite Steppe gegen Straßen und Häuser einzutauschen.“
    Khorgo winkte mit der rechten Hand einer weiteren Schar Maj unay bei der Anlegestelle ihres Bootes zu. Daraufhin näherten sich die anderen Ostländer mit zaghaften Schritten. Die acht Frauen und fünf Kinder sahen sich verunsichert um, für sie musste die Stadt ebenso fremd und ungewohnt sein wie für Larkyen. Aus der Schar rannte plötzlich eine junge Frau auf Khorgo zu. „Vater!“ rief sie. „Du bist verletzt.“
    „Es ist nicht weiter schlimm“, redete Khorgo beruhigend auf sie ein.
    Die Frau schüttelte voller Unverständnis den Kopf. Ihre Gesichtszüge ähnelten denen Khorgos, wirkten jedoch weitaus weniger hart und zeugten stattdessen von Frohsinn. Ihre hellgrauen Augen waren schön anzusehen und kündeten von einem
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