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Totenkönig (German Edition)

Totenkönig (German Edition)

Titel: Totenkönig (German Edition)
Autoren: Uwe Siebert
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Rates. Schon allein diese Tatsache verleiht auch diesem Viertel einen dauerhaften Frieden, hier ist man sicher.“
    Die Unsterblichen banden ihre Pferde fest. Larkyens Ked anerhengst verschreckte die Pferde der anderen Gäste und zog einmal mehr die Blicke vieler Passanten auf sich.
    Den Eingang zum Gasthaus bot ein großes geöffnetes Tor, über das der ausgestopfte Kopf eines Ebers angebracht war. Larkyen und P atryous traten vor den Majunay ein, die Köpfe unter ihren Kapuzen leicht gesenkt, um ihre Gesichter möglichst im Schatten zu verbergen. Sie sahen sich um. Der Raum war überaus groß, es gab viele Tische, von denen die meisten bereits besetzt waren. Menschen vieler Völker tummelten sich hier, manche waren bewaffnet, doch erweckten sie nicht den Eindruck, ihre Waffen auch in mutwilliger Absicht einsetzen zu wollen. Die Gäste dieses Hauses wirkten friedfertig und wahrten überwiegend ihre Manieren. Lediglich einige angetrunkene Männer lallten laut ihre Trinklieder oder rülpsten gelegentlich, ein kahlköpfiger Krieger fiel sogar von seinem Stuhl und blieb eine Weile unter dem Tisch liegen.
    Die Unsterblichen näherten sich einem Tresen, an dem ein älterer Mann und eine Frau Wein ausschenkten.
    „Ich grüße euch beide“, sprach Patryous.
    Der Mann füllte gerade einen neuen Kelch mit Wein und übergab ihn gegen eine Münze einem stämmigen Nordländer, als er beiläufig zu der Unsterblichen aufsah und in der Bewegung erstarrte.
    „Hohe Herrin Patryous“, keuchte er, „du beehrst unser Haus nach so langer Zeit wieder. Melek zu deinen Diensten.“
    Auch die Frau sah nun zu der Unsterblichen. Ihr Gesicht bot e inen Ausdruck von tiefer Ehrfurcht.
    Patryous lächelte. „Es ist lange her, dass ich in eurer Stadt wei lte.“
    „Damals war ich noch ein Knabe.“ Mit dem Ärmel seines He mdes wischte der Mann sich den Schweiß von der hohen Stirn. „Mein Vater stand hier, wo ich heute stehe.“
    „Wie geht es deinem Vater?“
    „Er ist schon vor Jahren gestorben.“
    „Dein Verlust tut mir leid.“
    Der Mann nickte und seufzte: „Das ist der Lauf der Dinge. Wir Menschen werden irgendwann alt und sterben, doch du, hohe Herrin, siehst unverändert aus. Und dein Gefährte ist wie du, ich erkenne es an seinen Augen. Es ist mir eine große Ehre. Es müssen weit über dreißig Jahre vergangen sein und ich habe nie den Tag vergessen, an dem du dieses Haus beehrtest. So vieles hat sich verändert, damals war ich nicht mehr als ein Kind und heute bin ich selbst ein Vater von vier Kindern und habe ein Weib, das mir hilft, das Wirtshaus zu führen.“ Er stellte die Frau an seiner Seite vor, ihr Name lautete Sylvana. „Doch verzeih, Herrin, wenn ich soviel rede, was kann ich für dich und deine Gefährten tun?“
    „Die Majunay benötigen eine Unterkunft.“
    Der Mann lächelte verlegen und strich sich durch sein schütteres Haar. „Sind diese Majunay jene Reisegruppe, die in eine Auseinandersetzung mit der Velorgilde geraten ist?“
    „Ja“, antwortete Patryous.
    „Ich fürchte, ich kann den Majunay keine Unterkunft anbieten.“ Der Wirt räusperte sich und senkte für einen Moment den Blick.
    „Hat sich die Gastfreundschaft in diesem Wirtshaus während meiner Abwesenheit so sehr verändert?“
    „Bitte verzeiht, hohe Herrin. Im Wirtshaus zum wilden Eber waren Gäste aus aller Welt immer willkommen. Doch ich fürchte um unser aller Sicherheit, wenn ich den Majunay eine Unterkunft gewähre.“
    „Du fürchtest die Velors? Sie würden für eine Reisegruppe aus dem Osten nicht ihr Viertel verlassen. Dein Wirtshaus liegt in einem Stadtteil, der von den Soldaten des Rates persönlich kontrolliert wird.“
    „Es gibt Männer, die gegen Bezahlung für die Velorgilde arbeiten, unter ihnen befinden sich auch Soldaten. Die Neuigkeit über die Auseinandersetzung mit der Velorgilde hat sich wie ein Lauffeuer verbreitet. Kurz bevor ihr unser Haus beehrt habt, hörte ich einen weiteren neuen Gast davon erzählen. Es soll sogar einige Tote gegeben haben.“
    „Es gab Tote“, berichtete Patryous. „Bedauerlicherweise starben auch einige Majunay.“
    „Es wäre nie soweit gekommen, wenn Lemar der Schatten noch leben würde.“ Die Aussprache dieses Namens brachte alle Gäste, die ihn vernommen hatten, für einen kurzen Moment zum Lächeln. „Damals, als Lemar mit seiner Schattengilde noch den Hafen kontrollierte, herrschten Recht und Ordnung und Großherzigkeit.“
    „Auch ich erinnere mich noch an seinen
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