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Totenacker

Totenacker

Titel: Totenacker
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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auf und fand die «Liste der Probanden», Initialen und Geburtsjahre:

    E. V., weiblich, Jahrgang 1896
    B. G., männlich, Jahrgang 1906
    E. V., weiblich, Jahrgang 1914
    A. R., männlich, Jahrgang 1921
    G. L., weiblich, Jahrgang 1927
    M. B., männlich, Jahrgang 1932
    P. W., männlich, Jahrgang 1934
    R. C., weiblich, Jahrgang 1943

    Da waren sie, Elisabeth Velten, Lis, Boris Godunow, Lisken mit dem Buckel, Alexandr Repin, dem man sein Gesicht weggeschossen hatte, G. L., die Frau mit dem Riesenwuchs, die in den dreißiger Jahren in einer medizinischen Studie aufgetaucht war. Jetzt war sie zum zweiten Mal «Probandin» in einer medizinischen Studie gewesen – nur diesmal hatte sie die Untersuchungen nicht überlebt. M. B. und P. W. mussten die beiden Jungen mit dem Down-Syndrom gewesen sein. Und schließlich R. C., Rosel Claassen, die nicht einmal ihren zweiten Geburtstag hatte erleben dürfen.
    Cox nahm die Arbeit, schaltete das Licht aus, ging zum Pförtner, bestätigte schriftlich, dass er die Arbeit ausgeliehen hatte, verabschiedete sich freundlich, ging quer über den großen Parkplatz, stieg in sein Auto und blieb dort lange sitzen. Erst als er den Wagen startete, stellte er fest, dass es wie aus Kübeln goss und er bis auf die Haut durchnässt war.

    «Können Sie feststellen, ob in Ihren Medikamentenbeständen etwas fehlt?»
    «Ja, natürlich», antwortete Gabriele Schraven, «da muss ich nur in meinem Computer nachsehen, aber warum …» Sie brach ab.
    «Ein junger Mann aus Bedburg-Hau ist vergiftet worden», erklärte Penny. «Gereon Vermeer, kennen Sie ihn?»
    «Gereon? Der war ein paar Klassen unter mir. Er ist vergiftet worden?»
    «Mit Digoxin, ja.»
    Gabriele Schraven schien den Tränen nahe. «Und Sie glauben, mein Mann hätte …»
    Dann drehte sie sich zu ihrem PC und öffnete eine Datei. Wortlos stand sie dann auf und ging nach vorn in den Laden. Penny folgte ihr. Sie hatte ein Schubfach geöffnet und zählte Medikamente. Als sie sich umdrehte, war sie noch bleicher als zuvor.
    «Es fehlt eine Fünfzigerpackung Metildigoxin.»
    Auf unsicheren Beinen stakste sie ins Büro zurück und ließ sich auf ihren Stuhl fallen.
    «Ich habe gestern erfahren, dass mein Mann mich seit Jahren belügt, betrügt und ausnutzt», sagte sie, und ihr Mund wurde schmal.
    Offenbar wollte sie sich aussprechen, und Penny drückte ihr aufmunternd die Hand.
    «Wir haben uns vor fünfzehn Jahren kennengelernt, da war Markus gerade mal einundzwanzig und studierte Jura. Ich habe immer sehr hart gearbeitet, und Markus war so anders, mit ihm hatte ich Spaß. Als mein Vater gestorben ist und Rainer mir mein Erbteil ausbezahlt hat, habe ich die Apotheke hier gekauft. Am Anfang war es nicht leicht, alles musste modernisiert werden, und Markus hat mich sehr unterstützt, er ging kaum noch zur Uni. Und dann hat er mir irgendwann gestanden, dass er das Jurastudium nicht schafft und dass er stattdessen ein BWL-Studium anfangen würde. Ich fand das nicht so tragisch. Die Apotheke lief inzwischen gut, wir konnten davon leben, haben Reisen gemacht, Markus hat sich sein Traumauto kaufen können.» Sie befeuchtete ihre Lippen. «Vor sechs, sieben Jahren hatten wir dann eine erste Krise. Ich war über dreißig und wollte ein Kind, aber Markus war dagegen. Er wollte zuerst sein Studium beenden. Das habe ich irgendwie auch verstehen können. Vor fünf Jahren hat er dann endlich seinen Abschluss gemacht und mit den Immobilien angefangen – und mit Golf. Das wäre unabdingbar, dort würden die wirklich großen Geschäfte gemacht, hat er mir erklärt. Er hat mir die tollsten Geschichten erzählt, nur irgendwie kam nie Geld rein, und von Kindern war überhaupt keine Rede mehr. Voriges Jahr ist mir dann der Kragen geplatzt, und ich habe ihm gesagt, mir reicht es, aber da hatte er gerade den Golfpark an Land gezogen, und er hat mich überredet, ein bisschen Geduld zu haben – und das kann er sehr gut, überreden. Als ich dann gefragt habe, wann denn endlich die Provisionen auf unserem Konto auftauchen würden, hat er mir erklärt, so etwas dauere halt seine Zeit, und außerdem werde er bald in eine ganz große Sache einsteigen, und dann hätten wir bis an unser Lebensende ausgesorgt.» Sie lachte erstickt. «Geradezu angefleht hat er mich, dass ich noch ein bisschen warte.»
    «Um was für eine Sache handelte es sich denn da?», fragte Schnittges.
    «Oh, das hat er mir nicht erzählt, es sollte eine große Überraschung werden. Dann
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