Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Toten-Welt (German Edition)

Toten-Welt (German Edition)

Titel: Toten-Welt (German Edition)
Autoren: Manfred Köhler
Vom Netzwerk:
führen.“
    „Verstehe.“
    „Gar nichts verstehen Sie!“
    „Was für eine Krankheit ist das überhaupt?“, fragte Amelie unbeeindruckt.
    „Warten Sie es ab. Das kommt schon noch. Wir waren bei meinem 30. Geburtstag. Der war in mehrfacher Hinsicht ein Einschnitt. Die Mail von Professor Fegersheim...“
    „Professor Steuderbacher aus Fegersheim“, korrigierte sie sofort.
    „Wenn Sie mich ständig unterbrechen...!“, keuchte Bergenstroh.
    „Entschuldigung, aber was hier auch nicht passt, ist Ihre Wortwahl und Kleidung. Dauernd nennen Sie mich Fräulein. Und Sie machen sich absichtlich so zurecht, dass der Eindruck hohen Alters verstärkt wird. Auf den Fotos...“
    „Da war ich auch ein völlig anderer Mensch“, unterbrach er sie. „Außerdem war es heiß und die Arbeit schweißtreibend. Wollen Sie, dass ich zum Diktieren den Oberkörper frei mache? Glauben Sie mir, das wollen Sie nicht.“
    Er ächzte mehrfach, und Amelie vermutete, es war ein ebenso hämisches wie selbstironisches Lachen.
    „Sie wissen genau, was ich meine.“
    „Weil Ihnen jetzt bekannt ist, dass wir ungefähr gleich alt sind...“
    „Ich bin 24!“
    „...meinen Sie kumpelhaft und anmaßend werden zu können. Aber Sie werden mich weiterhin mit genau dem Respekt behandeln, mit dem Sie hier angekommen sind! Ich bin Ihr Arbeitgeber!“
    „Sie sind ein altes Ekel. Und das Wort alt bezieht sich dabei nicht auf Ihr Alter.“
    Bergenstroh holte rasselnd Luft, keuchte und sank noch weiter in sich zusammen.
    „Übrigens... was riecht denn hier so komisch?“
    „Gar nichts!“
    Amelie ritt der Teufel. Sie stand auf, durchquerte mit witternder Nase den Raum und ortete den Rollstuhl als Quelle des Gestanks.
    „Ist das ein Fall, für den man gewöhnlich Frau Dr. Berkel hinzuzieht?“, fragte sie kalt. „Oder gibt es da noch jemand Spezielles?“
    Bergenstroh blickte kurz auf, errötete unter ihrem Blick vom Hals bis unter den Haaransatz und schüttelte den Kopf.
    „Nun gut, ich denke, es war ohnehin Zeit für eine Pause.“
     
    Amelies Herz klopfte, sie grinste vor sich hin und schämte sich zu Tode, während sie durch die Burg marschierte, „Dr. Berkel, ein Notfall!“ rief und die Ärztin auf ihr Rufen hin mit einem ziemlich unpassenden „Hallihallo? Wer ruft mich da?“ antwortete.
    Amelie fühlte sich stark, und stark fühlte sich verdammt gut an. Bergenstroh konnte nichts für ihr Pech der letzten Monate, eigentlich gehörte gerade er auf die Positiv-Seite ihres Schicksals, aber er war schwach. Und es hatte sich so viel aufgestaut.
    „Hat er mal wieder eine Duftmarke gesetzt?“, fragte die Berkel, ohne eine Bestätigung abzuwarten, und redete mit sich selbst, während sie vor Amelie her eilte.
    „Wie ich das hasse! Wie ich das h-a-s-s-e ! Ich könnte ihm den Kragen herumdrehen.“
    „Vielleicht kann er ja nichts dafür?“
    „Und ob!“
    „Ich weiß nicht so recht. Bei so einer Krankheit...“
    Die Berkel fuhr herum und stoppte Amelie mit ausgestreckten Armen.
    „Was für eine Krankheit? Er hat Ihnen doch nicht erzählt, was er hat?!“
    „Nur, dass er eigentlich noch ziemlich jung ist.“
    „Um so mehr ein Grund, sich zusammenzureißen.“
    „Was hat er denn nun genau?“
    „Wollen Sie das wirklich wissen?“
    „Na ja...“
    „Sie brauchen doch Geld.“
    Amelie nickte, unsicher geworden.
    „Und ich bräuchte noch jemanden fürs Grobe. Bleibt es unser Geheimnis, was ich Ihnen jetzt sage?“
    „Kommt drauf an.“
    „Wenn Sie das weiterplappern, mache ich das selbe mit Ihnen wie mit ihm.“
    „Wieso, was machen Sie denn mit ihm?“
    „Na was wohl? Ich vergifte ihn.“
     
    „So ein Unsinn! Natürlich vergiftet sie weder Sie noch mich.“
    Bergenstroh hockte etwas aufrechter in seinem Rollstuhl als zuvor, schien etwas an Würde zurückgewonnen zu haben und darin eine neue Stärke zu finden. Die Quelle des Gestanks hätte mit dem runden Päckchen verschwunden sein müssen, das die Berkel mit spitzen Fingern aus dem Arbeitszimmer getragen hatte. Trotzdem miefte es in der Nähe des Rollstuhls wie neben einer Jauchegrube.
    „Und warum sagt sie es dann?“, fragte Amelie.
    „Weil sie gern unpassende Scherze macht und Leute schockiert.“
    „Ich an Ihrer Stelle...“
    „Was? Sollte mich an die Polizei wenden?“
    „Und...?“
    „Warten Sie’s ab. Wenn Sie weiter meine Biographin bleiben wollen, werden Sie es erfahren. Wenn nicht, dann geht es Sie nichts an.“
    „Aber...“
    „Nichts aber!“
    Amelie spürte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher