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Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Titel: Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)
Autoren: Dietrich Faber
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nicht mal hergehen und sich so verhalten, wie es sich für Damen Ihres Alters geziemt? Ein störendes, ja würdeloses Verhalten ist man hier zu beobachten gezwungen. Ich möchte gerne mit meinem Sohn und den dazugehörigen Enkelkindern in einer für diesen Ort angemessenen Ruhe das Frühstück einnehmen. Ich hoffe, dass dies nicht zu viel verlangt ist und ab nun möglich sein wird. Verbindlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.»
    Am Nachbartisch ist es still geworden. Die Bowlinghyänen schauen sich gegenseitig mit offenem Mund an, mein Vater kehrt zu seinem Platz zurück, setzt sich, lächelt den Kindern und mir zufrieden zu und nippt an seiner Tasse Kaffee. Für solche Auftritte liebe ich ihn.
    Kurze Zeit später fällt mir ein, dass ich vergessen habe, zum Wohle des Zimmermädchens an unserer Zimmertür das «Bitte nicht stören»-Schild anzubringen. Dort würde sie nämlich von Berlusconi und Charlie vermutlich etwas zu stürmisch «begrüßt» werden. Unsere Hunde sind zwar harmlos, aber das kann man ja nicht ahnen, wo doch der eine aussieht wie Hitler und der andere Berlusconi heißt. Wie kann sie sicher sein, dass nicht auch noch ein Strauss-Kahn im Badezimmer lauert?
    Dieser Gedanke lässt mir keine Ruhe, sodass ich mein Frühstück schneller beende, als ich ursprünglich vorhatte.
     
    Es liegt kein Zimmermädchen zerfleischt auf dem Hotelzimmerboden. Stattdessen springen in dem Moment, in dem ich die Tür öffne, beide Hunde hektisch und schuldbewusst vom Bett herunter.
    Ich bin beruhigt, sie haben wenigstens ein schlechtes Gewissen.
    Folglich tue ich so, als würde ich schimpfen, fege dabei mit der Hand ein paar Haare vom Laken und stopfe ihnen zur Strafe ein paar Leckerlis in die Mäuler. Dann putze ich die Zähne, rasiere mich, setze ich mich aufs Klo und lese neben dem Spiegel:
    Können Sie sich eigentlich vorstellen, wie viele Tonnen Handtücher jeden Tag in allen Hotels der Welt UNNÖTIG GEWASCHEN WERDEN und welch ungeheure Wassermenge dafür nötig ist?
    Mit Ihrer Entscheidung, das Handtuch ein weiteres Mal zu benutzen, helfen Sie mit für eine saubere und bessere Umwelt.
    Kann man sich gut vorstellen, allerdings frage ich mich, ob hier tatsächlich der Umweltgedanke im Vordergrund steht oder ob sich die Hotelführung schlicht und ergreifend davor drücken möchte, teure Wasserrechnungen zu bezahlen. Ich tendiere zu Letzterem und schmeiße alle Handtücher zu Boden. Der eine pubertiert früher, der andere etwas später, ich vermutlich immer.
    Wenig später bitte ich Melina, mit den Hunden eine kleine Runde zu drehen, und Laurin, nicht die Erdnüsse aus der Minibar zu essen und den Fernseher auszulassen. Keine Antwort; die Anweisungen werden also angekommen sein.
     
    Ich klopfe an die Zimmertür meiner Eltern, um nach meiner Magen-Darm-Mutter zu schauen.
    «Komm mir nicht zu nah, Junge», stöhnt sie auf ihrem hochgestellten Bett und schaut Frühstücksfernsehen.
    «Geht’s dir denn wieder etwas besser?», frage ich sanft, während auf dem Bildschirm eine mäßig talentierte deutsche Schauspielerin schnattert, die der Auffassung zu sein scheint, durch gesichtsstraffende nasenkorrigierende botoxeinspritzende Maßnahmen in Zukunft häufiger besetzt zu werden.
    «Ach, ist alles halb so schlimm», sagt meine deutlich würdevoller gealterte Mutter. «Macht euch mal um mich keine Sorgen. Ich denke, ich hab’s jetzt hinter mir. Habe mir bestimmt nur den Mag…»
    Im nächsten Moment sehe ich auf dem Teppichboden vor mir, dass sie es noch nicht hinter sich hat. Ich hole Handtücher aus dem Badezimmer, begieße sie mit Haarshampoo, bin ein guter Sohn und wische die Mutti-Bröckchen auf. Dann wasche ich die Tücher aus und lege sie am Ende auf den Fußboden des Badezimmers, denn:
    Handtuch am Halter hängen lassen heißt: Ich benutze es ein weiteres Mal, Handtuch auf dem Fußboden heißt: Bitte waschen.
    «Erhol du dich gut, ich gehe mit Papa allein auf die Beerdigung», sage ich beim Hinausgehen. «Falls was sein sollte, ruf Melina oder melde dich bei der Rezeption.»
    «Ach Quatsch, Junge, doch nicht wegen so einer Lappalie. Macht euch mal um mich …»
    «… keine Sorgen, ich weiß.»
     
    So schlüpfe ich hastig in meinen schlechtsitzenden dunklen Anzug, weise ein weiteres Mal Kinder und Hunde in alle zu befolgenden Verhaltensregeln ein und mache mich dann mit meinem Vater auf den Weg zum Friedhof nach Berlin-Wilmersdorf.
    Schon von weitem sind unzählige stracke Männer in Polizeiuniformen zu
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