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Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Titel: Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)
Autoren: Dietrich Faber
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Berliner raushängen lassen zu müssen», antwortet sie, verdreht die Augen auf eine Weise, wie es nur Miriam kann, und verschwindet in Richtung Tatort.
     
    So sitze ich noch eine Weile neben meinem schweigenden Vater und tue gar nichts. Ich blicke zum Himmel und beobachte, wie die dunkler werdenden Wolken heitere Kunststückchen vorführen.
    Es beginnt mich zu nerven, hier so blöd herumzusitzen. Ich muss irgendetwas tun, trotz wackliger Beine und zittriger Hände.
    So zieht es mich zum Tatort. Ich will da auch hin, da, wo Miriam gerade mit ihren Kollegen um die Leiche herumsteht. Ich bin schließlich auch ein bisschen Hauptkommissar, und so will ich mich nun einbringen, wissend, dass ich heute und hier alles andere als zuständig bin und noch weniger gebraucht werde.
    «Wer iss’n des?», fränkelt Miriams Chef in meine Richtung, als ich mich unter dem Absperrband ungelenk hindurchducke.
    «Bröhmann mein Name. Hauptkommissar Henning Bröhmann», sage ich etwas zu jamesbondig und reiche ihm die Hand.
    Er nimmt sie widerwillig entgegen und erwidert mit laschem, feuchtem Druck meinen Handschlag.
    «Hauptkommissar Brrrunschel von der Krrrimanbolizei Wilmersdorf», bellt er mir in einem Tonfall zu, dass ich befürchte, er fängt gleich an zu salutieren. «Ick dachte, det ist unser Fall. Von welcher Dienststelle sind Sie denn?»
    «Ach so, nein, ich arbeite nicht in Berlin», wiegele ich ab. «Ich bin nur zu Besuch hier, war Gast auf der Beerdigung. Ich arbeite in Alsfeld in Hessen. Der Schuss gerade ging haarscha…»
    «Wo?», unterbricht er mich.
    «Bitte?»
    «Wo kommen Sie her?»
    «Alsfeld, das ist im Vogelsberg, in der Mitte Hessens.»
    «Nie jehört.»
    Danach lacht er etwas verächtlich in sich hinein und blättert wieder in irgendwelchen Unterlagen.
    «Bei Gießen liegt das …», füge ich noch hinzu, da hat dieser Brunschel sich aber schon längst abgewendet.
    «Ich bin eben fast getroffen worden. Der Schuss hat mich nur um Haaresbreite verpasst», rufe ich ihm nach, um wieder wahrgenommen zu werden.
    «Ja, ick weeß», antwortet er, ohne mich anzusehen. «Meine Kollegin dud sich gleich a weng mit Ihnen unterhalten.»
    «Alles klar … joh, gut, also … wenn Sie sonst irgendwie Hilfe brauchen … ich stünde dann zur Verfügung …», nuschele ich und rudere fahrig mit den Armen.
    «Hmm», macht Brunschel.
    «Darf ich mal?», sagt ein weiterer Beamter und schiebt mich aus dem Weg.
    Da stehe ich nun also nichtsnutzig im nieselnden Regen auf diesem Wilmersdorfer Friedhof im Weg und beobachte, wie weltgewandt und professionell die Großstadtkollegen mit topmoderner Ausstattung zu Werke gehen. Ich denke an meine Kinder, die im Hotel auf mich warten. Um ein Haar wäre ihr Vater gerade totgeschossen worden, wo doch schon ihre Mutter im Gefängnis sitzt. In diesem Moment kippe ich dann doch endlich um.
     
    Als ich die Augen öffne, sitze ich wieder neben meinem Vater in der Kapelle und blicke in das vertraute Gesicht der Miriam Meisler. Sie lächelt. Das tut gut. Ich versuche es auch, doch es gelingt mir nicht. Stattdessen sammle ich mich, richte mich etwas kraftlos auf, trinke einen Schluck Wasser und frage dann sachlich:
    «Habt ihr den Täter fassen können? Gibt es schon Spuren?»
    «Nein und ja», antwortet Miriam. «Er hat vermutlich ein Fahrrad an der Seitenstraße abgestellt, mit dem er dann kurz nach dem Abfeuern der Schüsse verschwunden ist.»
    «Wieso nur vermutlich?», unterbricht uns plötzlich mein Vater. Er spricht also wieder. «Wieso kann man nicht hergehen und sich darüber inzwischen im Klaren sein?»
    Gott sei Dank, er ist wieder der Alte.
    Miriam lächelt die Bemerkung souverän weg.
    «Wir fragen uns natürlich nun, ob es ein Gestörter war, der einfach wahllos in eine Herde von Polizisten geschossen hat, oder ob die Schüsse jemand Spezielles treffen sollten, ob es also ein zielgerichteter Anschlag war. Dem gehen wir jetzt nach.»
    Beide Bröhmänner nicken.
    «Der Tote», fährt sie fort und blättert in ihren Notizen, «heißt Roland Dürrstein, ist 37  Jahre alt und der Neffe von Viktor Gummer. Wir klappern nun sein Umfeld ab.»
    «Hat man die Angehörigen verständigt?», bringt sich mein Vater wieder ein.
    «Ja, hat man», antwortet Miriam gelassen. «Wir bringen euch jetzt zurück zum Hotel. Dort erholt ihr euch, und wir sprechen dann morgen in Ruhe miteinander.»
    «Ich wusste nicht, dass wir per Du sind, junge Frau», sagt mein Vater und richtet sich auf. «Ich kenne Sie
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